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„Miami Vice“ hatte sich nach 5 Staffeln überlebt, „Manhunter“ fiel beim Publikum durch und auch „Crime Story“ fand ein abruptes Ende, als die Einschaltquoten den Erwartungen hinterherliefen. Für Produzent, Drehbuchautor und natürlich Regisseur Michael Mann „The Insider“, „Collateral“) lief Ende der Achtziger wenig wie gewünscht und so setzte er seine Vision gleicher Männer, getrennt durch das Gesetz, in abgespeckter Form zunächst für das amerikanische Fernsehen um. Was er schon damals eigentlich vor hatte, sollte er dann 6 Jahre später mit „Heat“ zeigen, wobei die Klasse dieses Meisterwerk auch erst nachträglich anerkannt wurde.

„L. A. Takedown“ bleibt somit eigentlich eher ein Film für Interessierte und Michael Mann-Fans, wie mich, die einmal sehen wollen, wie der Regisseur sein rationalisiertes Konzept erstmals ohne Stars und ein größeres Budget umsetzte. Leider ist das Erlebnis von TV-gerechten 90 Minuten relativ ernüchternd.

Denn so sehr Michael Mann sich um Ästhetik bemüht, dem kühlen Look von „Manhunter“ vermeidet und gleichzeitig seinem visuellen Spiel mit Lichtreflexionen und nächtlicher Großstadtästhetik frönt, Atmosphäre entsteht nur zeitweise und eine wirkliche Beziehung zwischen dem Cop Vincent Hanna (Scott Plank) und dem Verbrechergenie Patrick McClaren (Alex McArthur), deren Verbindung die obsessive Ausübung ihres Jobs und der damit verbundene Mangel gesellschaftlicher Kontakte ist, will nie existieren. Ihre Parallelen bleiben höchstens angedeutet und auch ihre emotionale Verkrüppelung lediglich ein selten angesprochenes Element.

Ein Grund der mangelhaften Charakterentwicklung ist natürlich das stark geraffte Drehbuch, das erst in „Heat“ komplett entfaltet werden konnte, denn für „L.A. Takedown“ fallen nicht nur etliche Nebenstränge weg, auch die Ausbreitung der Schlüsselsituationen hinterlässt einen emotionslosen Eindruck. Womit wir beim zweiten Problem wären.
Scott Plank und Alex McArthur können natürlich nicht gegen Al Pacino („Scarface“, „Any Given Sunday“) und Robert De Niro („Taxi Driver“, „Raging Bull“) bestehen. Das ist klar. Sie sind allerdings trotzdem keine sonderlich guten TV-Darsteller, auch wenn sie optisch sehr an „Miami Vice“ erinnern. So ganz ohne Charisma spielen sie sich sehr trocken durch den Film und erwecken nie den Eindruck, als dass sie sich mit ihren Figuren identifizieren können. Ihr gestörtes Privatleben, insbesondere ihre Beziehungen zu Frauen, wird dabei auch nur auf das Nötigste beschränkt.
Dabei werden bekannte und auch bessere Darsteller wie Michael Rooker („Days of Thunder“, „Cliffhanger“), „24“-Star Xander Berkeley und Bad Guy Cary-Hiroyuki Tagawa („Showdown in Little Tokyo“, „Mortal Kombat“) in kleineren Nebenrollen aufgerieben.

Von einigen Dialogen bis hin zu dem grandiosen Shootout, der hier natürlich eine ganze Nummer unspektakulärer ist, lassen sich bis hin zu Kameraeinstellungen viele Gemeinsamkeiten zu „Heat“ wiederentdecken, was jedoch nichts daran ändert, dass „L.A. Takedown“ nur ein mittelmäßiges TV-Event ist, das nur aufgrund Michael Manns stilechter Umsetzung phasenweise aus dem Durchschnitt herausragt, denn letztlich bleibt sein eigentliches Vorhaben nur angerissen. Wenn man so will, ist der Film ein „Heat“ – Fragment ohne dessen ausschweifende Epik und inszenatorische Brillanz.


Fazit:
Blasser TV-Thriller, der als Vorläufer von „Heat“ natürlich gewisse Erwartungen weckt. Michael Manns markante Regie durchdringt die öde TV-Bebilderung auch oft genug, aber das Duell der beiden Charaktere wurde zu sehr gerafft und Subplots gar ganz außen vor gelassen, als dass sich hier Faszination für die Figuren einstellen könnte.. Übrig bleiben schwache, darstellerische Leistungen und erkennbare Ansätze ungenutzter Möglichkeiten. Mit dem Wissen, dass mit „Heat“ dann final doch die Vision ihre verdiente Umsetzung erfuhr und als glühender Verehrer Michael Manns ist bei mir doch gleich noch ein Bonuspunkt drin.

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