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"You're in the Army now. You're in the Army now. You'll never get rich, by diggin' a ditch."… Fred Astaire und Rita Hayworth tanzten vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, und sie taten es – bewusst oder unbewusst – für die amerikanischen Soldaten. Ohnehin dürfte jeder zweite GI ein Pin-up der "All-American Love Goddess" in seinem Spind gehabt haben; umso mehr wird ihnen die grazile Anmut zu Kopf gestiegen sein, mit der sich die Hayworth erstmals in ihrer Karriere von Astaire führen ließ.

Was also sollen eben diese Soldaten nun von dem Versuch des Films gehalten haben, den Alltag in der Armee nachzuerzählen? Fred Astaire kommt aus dem kunstverstiegenen Broadway-Milieu etwas, sagen wir "unglücklich", in die harte Armee-Realität und schmiegt sich dort so ölig ein, wie das Drehbuch es ihm eben zuschustert. Composer Cole Porter soll Probleme gehabt haben, seine Songs auf den Army-Background einzustimmen, doch mehr noch als der Soundtrack pflegt das Skript einen unsicheren Umgang mit der bitteren Realität, die ein Filmmusical wie "You'll Never Get Rich" eigentlich vergessen machen möchte. Denn Humor und Tanz sprechen vor dem Kriegshintergrund eine universelle, selbsterklärende Sprache, die ein weiteres Thematisieren des Kriegs eigentlich hinfällig macht.

Handlung und Aufbau gehen bei der Unsicherheit mit, was nicht ganz untypisch für Astaires Tanzfilme ist, obwohl die Konstruktion noch recht geschickt eingefädelt wird: alles beginnt mit einem Geschenk, einem gravierten Silberarmband nämlich, das auch den gesamten Film hindurch stiller Begleiter bleibt. Es ist ständiger Auslöser für Interessenskonflikte zwischen Mann und Frau, deren Hauptvertreter neben Choreograph Robert Curtis und Tänzerin Sheila Winthrop (Astaire und Hayworth) noch Showproduzent Martin Cortland (Robert Benchley), dessen Frau Julia (Frieda Inescort) und Ersatztänzerin Sonya (Osa Massen) sind. Ins Dramatische oder Komplizierte gehen die Debatten jedoch nie; eine ungezwungene Leichtigkeit nimmt stattdessen ihren Platz ein, was den nicht selten belogenen und hintergangenen Damen im Film eine anerkennenswerte Lockerheit beschert.

Ihren Gefühlen einen Ausdruck verleihen die Stars des Films selbstverständlich durch den Tanz, doch umso erfreulicher ist es, dass keineswegs Ausdruckstanz nach Holzhammermethode stattfindet. Im Gegenteil spielen sich die meisten Tänze innerhalb von simplen Aufführungsproben ab. Ihnen fällt zwar die Kopplung an die Handlung schwer, doch die Isoliertheit vom Restgeschehen erlaubt es den bis ins Penibelste ausgefeilten Tanzchoreografien überhaupt erst, derart magisch zu leuchten: in der Tat haben sich in Fred Astaire und Rita Hayworth zwei Hälften eines begnadeten Ganzen gefunden. Das neckische Lehrer-rügt-den-Schüler-Spiel erübrigt sich bereits nach der ersten Szene, so dass die Vollkommenheit bereits im allerersten Zusammenkommen erreicht ist. Mit welcher Leichtigkeit sich diese Körper den Schwung der Physik und den Rhythmus der Akustik zu eigen machen, kann auch sechzig Jahre später noch Erstaunen auslösen. Seinen Höhepunkt nimmt das Duett im Rumba-artigen "So Near And Yet So Far", wenngleich es "Since I Kissed My Baby Goodbye" war, das für den Oscar vorgeschlagen wurde. Hayworth tanzt im halbdurchsichtigen, schwarzen, langen Facettenkleid, Astaire im Smoking, und Beide tauschen gegenseitig Symmetrie und Schwerelosigkeit miteinander, wobei fast noch eher die kleinen Momente begeistern; die Drehungen um die eigene Achse, das Spiel mit den Händen.

Dass Astaire (Spoiler, wenn man möchte) sein Mädchen bekommt, kurz nachdem er es ohne ihr Zuwissen mit ihm verheiratete (Spoiler Ende) – eine Handlung, für die er in modernen Romanzen mit ewiger Einsamkeit abgestraft worden wäre – lenkt "You'll Never Get Rich" mit einem knallenden Schlussakkord wieder in die etwas tapsige Marschrichtung gen romantische Handlungskomödie, ob deren Tauglichkeit man geteilter Meinung sein kann. Doch was kann dieser Tanzfilm anderes sein als die Demonstration ungezwungener Lebensfreude im Angesicht des Zweiten Weltkriegs. Und immerhin, als die Hayworth in einer Szene den Gefangenen im Armeelager besucht, ist die Lebensfreude für die US-Soldaten zum Greifen nahe.

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