Nicht nur Coppola und Scorsese können gute Mafia-Filme drehen, das bewies de Palma mit seinem Gangster-Epos 1993.
Fünf Jahre hat der einst mächtige Drogendealer Carlito Brigante (Al Pacino) im Gefängnis gesessen. Dank seines Anwalts David Kleinfeld (Sean Penn) kommt er frühzeitig aus der Haft. Eines weiß er: Seine Zeit als Verbrecher soll vorbei sein, und in Florida lässt sich der Lebensabend mit seiner Flamme Gail (Penelope Ann Miller) aushalten. Doch die Vergangenheit holt ihn in N.Y. schneller ein, als er dachte und zu allem Überfluss soll er David einen Gefallen bei einem gefährlichen Unternehmen erweisen. Da sich Carlito verständlicherweise in seiner Schuld stehend sieht, willigt er widerstrebend ein - mit für ihn fatalen Folgen...
Anders als seine Regiekollegen setzt de Palma nur punktuell auf Gewaltszenen, ansonsten lässt er viel Raum für das Ausloten zwischenmenschlicher Dramen, wie z. B. das fragile Verhältnis zwischen Carlito und Gail, die ihn auch während seiner Gefängniszeit nie aufgehört hat ihn zu lieben und sie die gefährliche Abhängigkeit Carlitos von David - ganz vorzüglich in dieser Rolle Sean Penn - zu lösen versucht.
Wenn dann der Film auch noch in einem tragischen Finale gipfelt, wo auch der Zuschauer schlucken muss, kann man nur noch sagen: Großes Kino mit großen Darstellern und trotz mancher Längen insgesamt sehenswert (8/10).