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Ein Fremder (Clint Eastwood) reitet in das nah an der mexikanischen Grenze gelegene Dorf San Miguel, das von zwei rivalisierenden Banden beherrscht wird, den amerikanischen Baxters und den mexikanischen Rojos. Der Fremde bietet beiden Gruppen seine Dienste an und spielt sie gegeneinander aus. Dann entdeckt Rojo-Anführer Ramon (Gian Maria Volontè) den Betrug…
Die Idee zu „Per un pugno di Dollari“ entsteht 1961 auf der Biennale, wo Regisseur Sergio Leone (1929-1989) seinen Erstling „Der Koloss von Rhodos“ (1960) vorstellt. Denn sein nächster Film ist nicht weniger als ein Remake von Akira Kurosawas „Yojimbo – Der Leibwächter“ (1961), dessen Europa-Premiere in Venedig stattfindet. Weil die europäischen Produzenten versäumen, sich die Rechte zu sichern, strebt Kurosawa eine Klage an, die außergerichtlich beigelegt wird und dem großen japanischen Regisseur („Die Sieben Samurai“ 1954) die Verwertung von Leones Film in Fernost und eine weltweite Gewinnbeteiligung sichert.
Da Charles Bronson und Henry Fonda (beide spielen später für Sergio Leone in „Spiel mir das Lied vom Tod“ 1968) zu teuer sind, wird der amerikanische TV-Darsteller Clint Eastwood für eine bescheidene Gage von 15.000 Dollar gewonnen.
Eastwood reitet mit dunklem Hut, Poncho und Zigarillo zwischen den Zähnen ins Dorf San Miguel und nichts mehr ist, wie es war. Denn in einer Zeit als der amerikanische Western am Boden liegt, seine Stars ergraut sind und deutsche Heimatfilmregisseure Karl Mays Gutmenschen-Abenteuer um Winnetou und Old Shatterhand weltweit erfolgreich in die Kinos bringen, erzählt der in Rom geborene Regisseur eine ganz neue Geschichte. Hier gibt es keine Guten: Gangster töten Gangster und auch der namenlose Held ist letztlich ein skrupelloser Killer, „Sie lieben den Frieden nicht sehr?“, „Wie soll ich etwas lieben, das ich nicht kenne und an das ich nicht glauben kann?“. Und als ihn die aus Banditenhand befreite Marisol (Marianne Koch, „Des Teufels General“ 1955) nach seiner Motivation fragt, sagt er nur „Ich kann nun mal keine Ungerechtigkeit vertragen!“ Dieser Wilde Westen ist schmutzig und von Hoffnungslosigkeit geprägt, es gibt Gewalt und Sadismus, gestorben wird realistisch und in Großaufnahme. Im ständigen Wechsel zwischen Totalen und Porträteinstellungen werden Leones Inszenierung und Ennio Morricones Soundtrack zu einer nie dagewesenen Einheit. Der 1929 ebenfalls in Rom geborene Komponist wird für alle folgenden Filme seines Freundes die Musik schreiben.
Der von der Kritik wegen seiner Gewalttätigkeit zuerst reserviert aufgenommene Film wird ein weltweiter Erfolg, macht den 1930 geborenen Clint Eastwood zum Star und begründet ein neues Subgenre, den Italowestern. (10/10)

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