Nicht der allererste Italowestern, aber doch auf jeden Fall derjenige, der diese Filmgattung berühmt machte und in den 60er Jahren zu einer ganzen Welle von Folgefilmen unterschiedlicher Qualität führte. Ähnlich wie John Sturges mit den "Magnificent Seven" griff Sergio Leone, der mit seinen Western eine Art Kindheitstraum verwirklichen wollte, auf eine Vorlage von Akira Kurosawa zurück ("Yojimbo"). Der damals nahezu unbekannte Clint Eastwood, der mit dem Film über Nacht zum Star wurde, war nicht zuletzt aus Kostengründen für die Rolle des angeblich namen- und gewissenlosen Revolverhelden ausgewählt worden (tatsächlich zeigt sich allerdings im Verlauf des Films, dass der Held sowohl über einen Namen - nämlich "Joe" - als auch bestimmte Vorstellungen über Gut und Böse zu verfügen scheint).
Trotz des lächerlichen Budgets (dass San Miguel so verlassen aussieht, liegt nicht nur am Drehbuch, sondern auch an der simplen Tatsache, dass man sich keine zusätzlichen Komparsen leisten konnte) lieferten Eastwood und Leone einen harten, zynischen und erstklassigen Western ab, der den Grundstein für ihre weitere Karriere legte. Wie sich wenig später in den noch perfekteren Nachfolgefilmen zeigen sollte, war das Konzept sogar noch steigerungsfähig. Das gleiche gilt für die Musik von Ennio Morricone, der erst in den Nachfolgefilmen zu seiner Höchstleistung auflief.
Clint Eastwood glänzt als schmutziger, ponchotragender und zigarilloqualmender Gunman, der immer ein As mehr im Ärmel hat und gnadenlos von seiner Waffe Gebrauch macht. In den Nebenrollen hervorragend ergänzt wird er durch die drei Rojo-Brüder Gian Maria Volonte, Antonio Prieto und Sieghardt Rupp ("Zollfahnder Kressin") sowie den getreuen Barkeeper Silvanito und den wunderlichen Sargtischler Piripero. Die übrigen Darsteller hinterlassen keinen bleibenden Eindruck, was auch für die weibliche "Hauptrolle" (in Wahrheit ist es keine) von Marianne Koch gilt. Am ehesten bleibt noch in Erinnerung, wie Joe sie irrtümlich mit einem einzigen Faustschlag ins Reich der Träume schickt.
Filmgeschichte machte das zwar nicht allzu glaubwürdige, dafür aber umso wirkungsvoller inszenierte Schlussduell zwischen Joe und der Rojo-Bande. Zitate wie "Ziel auf das Herz, Ramon!" oder das mexikanische Sprichwort über Colt und Winchester sind längst echte Klassiker geworden. Nach dem eigentlichen Showdown gibt es dann noch einen zusätzlichen Springteufel-Effekt, als Joe fast aus dem Hinterhalt erschossen, aber von Silvanito gerettet wird - eine Szene, die sich ähnlich auch ein Jahr später beim nächsten Duell zwischen Eastwood und Volonte wiederholen sollte.
Am "Vater aller Spaghettiwestern" sollte kein Westernliebhaber vorbeigehen. Wenn ich dem Film nicht die volle Wertung gebe, dann nur, weil die Nachfolger "Für ein paar Dollar mehr" und "Spiel mir das Lied vom Tod" meiner Ansicht nach noch besser sind.