Bei einem tragischen Autounfall kommen die Eltern der jungen Julia ums Leben. Sie zieht zu ihren Verwandten aufs Land. Fortan wird das Familienleben von unheimlichen Ereignissen überschattet. Nur Cousine Rachel ahnt das unvorstellbare. Julia ist von einem blutrünstigen Dämon besessen mit dem Ziel die gesamte Familie auszulöschen.
Ich würde mich ja als Fan von Horror Kultmeister Wes Craven, sowohl beruflich als auch menschlich (wer ihn mal in Interviews gesehen hat, der Knabe hat was auf den Kasten und auch einen angenehmen Humor), ausgenommen davon sind allerdings seine Fernsehproduktionen. Das hier war jetzt meine dritte und allesamt würde ich nicht mal in den Durchschnittsrahmen einordnen. Auch Night Kill dümpelt ziemlich unentschlossen zwischen Thriller und Familiendrama herum, um dann am Ende noch ein wenig Gruselmystery aus dem Hut zu zaubern.
Hier präsentiert er eine recht simple Wolf-im-Schafspelz-Geschichte, macht allerdings gleich zu Beginn den Fehler nach dem tödlichen Autounfall das diabolische Gesicht der überlebenden Tochter einzublenden und so weiß dann auch der aufmerksamkeitsresistenteste Zuschauer, das dem Mädel nicht zu trauen ist. Das Problem ist, das sich die nächsten 40-50 Minuten so zu einem ziemlich öden Familiendrama entwickelt. Die böse Julia quartiert sich bei der Verwandtschaft ein, ist Liebkind bei den Eltern, nur die gleichaltrige Rachel bekommt das böse Gesicht zu spüren. So spannt Julia ihr kurzfristig den Freund aus, sorgt dafür das ihr geliebtes Pferd in die Wurst kommt, macht sogar Daddy schöne Augen und und und. So vergeht die Zeit leider recht langsam und man wartet eigentlich nur noch darauf, das der guten Rachel endlich die Hutschnur reißt und sie zum Gegenschlag ausholt.
Leider kann man auch nur wenig Cravens Handschrift erkennen. Viel zu lange verläuft das Geschehen einfach viel zu ereignislos. Mehr als anderthalb Pferdestunts ließ das Budget offensichtlich nicht zu, zählt aber nicht, enn auch ohne Kohle ist schließlich vorher Last House on the Left entstanden. Schädlicher ist da, meiner Meinung nach, einfach wieder das Fernsehformat, in dem nunmal enge Grenzen gesetzt sind, was man dem Normalverbraucher zumuten darf. So verpufft dann auch der Schwenk zum Schluß ins leicht Horrorlastige, wenn man vorher eher auf Unsere kleine Farm Wegen wandelte. Schade auch um Linda Blair, die hier in der Rolle netten Rachel irgendwie verschenkt wird und längst nicht so aktiv wirkt, als wenn sie grünen Glibber spuckt und Pfaffen beleidigt. So bleibt es eben bei weitgehend beliebiger Fernsehkost und keiner vergessenen Perle, die niemand wirklich braucht oder vermißt.
4/10