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16.05.2016
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Review

Die Geschichte kenn' ich irgendwo her...

Gefühlt wurde nur eine Geschichte aus der Bibel öfters verfilmt als Moses Befreiung des jüdischen Volkes - anscheinend braucht jede Generation sein "Die 10 Gebote" oder eben "Exodus". Ganz aktuell in diesem Jahrzehnt, wagt sich Altmeister Ridley Scott an die wichtige, immer wieder mitreißende & bombastische, jedoch manchmal etwas ausgelutschte Befreiungsgeschichte eines Volkes. Inklusive Streit zwischen den Stiefbrüdern Moses & Ramses, den Plagen, der Befreiung & dem gespaltenen Meer. Alles beim Alten Testament sozusagen. 

Wie zu erwarten ist dieser Sandalenfilm die bisher CGI-trächtigste Verfilmung des Stoffes & macht sein Zeigwerk mächtig beeindruckend. Denn obwohl viel aus dem PC kommt, ist der Film eine Schönheit geworden & punktet mit ausufernden Kulissen, massiven Plagen & epischen Bildern. Genau so wie man es erwartet - mit heutigen Mitteln & den höchsten Hollywood-Standards & -Stars. Da jedoch pompöse Schönheit bei Filmen, wie bei fast allen anderen Dingen, nicht das Wichtigste ist, schafft es der ambitionierte Film nicht ganz an seine älteren Brüder-Filme mit Heston & Co.. Ebenso wenig wie an andere historische Kriegsfilme von Scott, er muss sich eindeutig hinter "Kingdom of Heaven" & "Gladiator" verstecken. 

Als das hässliche Entlein, zu dem ihn schon viele gemacht haben, will ich ihn jedoch nicht abstempeln. Dafür bietet die lange persönliche Entwicklung Moses & epische seines Volkes, nicht nur optisch genug Schmankerl. Selbst inhaltlich & charakterlich werden ein paar neue, glaubenskritische Abzweigungen genommen, obwohl am Ende natürlich alles seinen gewohnten Gang geht. Was bringt es also, die Plagen, teilweise wissenschaftlich angehaucht zu erklären, als Auslöser jedoch trotzdem eindeutig Gott (als kleines Kind) zu zeigen? Das wirkt etwas unentschlossen. 

Faszinierend hin- & hergerissen ist der Charakter des Moses, was sicherlich auch an der gewohnt soliden Darstellung von Christian Bale liegt. Andere Darsteller wie Sigourney Weaver als Königsmutter, Kingsley als jüdischer Glaubensführer oder ganz extrem John Turturro als Pharaoh oder Aaron "Jesse Pinkman" Paul als Joshua, wirken eher bemüht bis schlicht daneben, unfreiwillig komisch & fehlbesetzt. Warum man die weißesten Menschen Hollywoods für glasklar dunkelhäutige Rollen nimmt, bleibt mir ein Rätsel zum zornigen Schmunzeln. Nur Edgerton als Ramses macht seine Sache ebenbürtig zu Bale & der Brüderzwist ist das Herz des Films, meist wirklich sehenswert bis mitreissend.

Da die Geschichte im Kern altbekannt ist & die Schauspieler durchwachsen auftreten, muss es hier die Optik rausreißen. Und das tut sie meiner Meinung nach genug, um den Film leicht über Durchschnitt zu heben. Seinen langwierigen Mittelteil & die oft theatralischen Dialoge kann nichts wirklich wet machen. Wenn jedoch über einem majestätischem Ägypten gewaltige Gewitter aufziehen, Millionen Frösche die Straßen überschwemmen oder in einem unvergesslichen Finale das rote Meer seine brachiale Rolle spielt - dann hängt die Kinnlade völlig zu recht runter. Effektgewitter per excellence. 

Und für seine Unsterblichkeit & etlichen Interpretationen, können die Geschichte, Herr Scott oder "Exodus" ja schließlich wenig. Der menschliche Kern & seine Wichtigkeit sind schließlich unbestritten & wirken auch beim 16. Erzählen nicht zu langweilig oder altbacken. Kann ich mir nicht immer oder zu oft geben, biblische Sandalenfilme, ab & zu kann "Exodus" jedoch Wirkung hinterlassen. Manchmal wirkt er etwas gehetzt & sprunghaft, sodass man fast Scott-üblich mit einem Director's Cut rechnen könnte - das macht der Misserfolg, kritisch wie monetär, jedoch wohl zu nichte. Aber wer will davon denn eigentlich eine noch längere Version? Irgendwann reicht es dann auch mal...

Fazit: Moses Reise bzw. die alte Geschichte der jüdischen Befreiung aus Ägypten, wurde noch nie bombastischer & effektreicher inszeniert - was nicht heißt, dass Ridley Scotts Version die beste Verfilmung des alttestamentarischen Stoffes ist. Etwas besser als sein Ruf ist er jedoch definitiv! Die imposante Reise (gerade auf der UHD) kann sich nur etwas ziehen...
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