Review

Eine Sache vorweg:

Dass John Carpenter - mein Lieblingsschauspieler - in den 90er-Jahren nicht ganz die Qualität (und vor allem die Quantität dieser Qualität) geliefert hat, die er in den späten 70ern und 80ern mit Genre-Meilensteinen wie "Halloween", "Das Ding aus einer anderen Welt" oder "Die Klapperschlange" an den Tag gelegt hatte, die auch heute noch zurecht als Kultfilme verehrt werden, kann ich vielleicht so stehen lassen.
Die Ansicht, dass in diesem Jahrzehnt erst der Film "Vampire" von 1998 wieder an seine Klassiker anknüpften konnte, dem aber vorher ausschließlich "missglückte Werke" wie "Das Dorf der Verdammten" oder "Flucht aus L.A." vorausgingen , wie es das 2015er-Mediabook von Studiocanal formuliert, allerdings definitiv nicht. Dazu sind die erwähnten Filme zu gut und aus meiner Sicht sträflichst unterbewertet.

Nun aber zu "Vampire", einem stark Roadmovie-lastigen Vampirfilm mit James Boods als gnadenloser Blutsaugerjäger Jack Brow, der im Dienste der katholischen Kirche die sonnenscheuen Scharfzähne nach allen Regeln der Kunst pfählt. Vor allem sind sein Team und er auf der Suche nach dem "Meister der Vampire" Valek, der einst als erster Mensch zu einem Vampir wurde. Dabei verfolgt der Film den Ansatz, dass Vampire keine separate humanoide Rasse sind, sondern ehemalige Menschen, die sich durch den Biss mit dem "Vampirismus" anstecken und einigen klassischen Elementen (Verbrennen durch Sonne) aus telepathisch eine Verbindung mit Valek aufbauen, der zu ihnen spricht und sie zu seinen ergebenen Schergen macht.
Nun ist Valek kurz davor ein seltenes Artefakt zu finden, das seine Macht unerreichbar groß machen könnte, und Jack Crow und seinen Leuten bleibt nur wenig Zeit ihn zu stoppen, bevor die Vampire die Menschheit zu versklaven droht.

"Vampire" ist einer der Filme, die ich mir zuerst auf DVD und dann auf Blu-Ray nachgekauft habe, weil sie mir so gut gefallen, auch nach mehrmaligem Schauen.
Carpenters Interpretation des relativ alten Vampirmythos ist sehr rund geraten und die relativ helle Roadmovie-Inszenierung, die man von einem Vampirfilm nicht erwartet, weil die meisten eher größtenteils nachts spielen, funktioniert erstaunlich gut. Die Eigenschaft des Regisseurs mit begrenztem Budget einen verhältnismäßig großen Effekt zu erzielen ("Halloween" und insb. "The Fog - Nebel des Grauens" sind hier auch gute Beispiele) scheint auch hier sehr oft durch, wobei "Vampire" mit 20 Mio. US-Dollar eher einer von Carpenters teureren Filmen ist.

Unterm Strich ein sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Popcorn-Horrortrip mit einem ziemlich coolen James Woods und bei weitem nicht Carpenters einziger Volltreffer der 90er.

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