Review

kurz angerissen*

Selbst die Simpsons haben ihre alte Röhre gegen einen Flachbildfernseher ausgetauscht, warum sollen Poltergeister es ihnen also nicht gleichtun. Einen echten Mehrwert bietet der Bezug auf moderne Technologie allerdings nicht. Als viel bestimmender erweist sich das suburbane Setting, in dem die Handlung angelegt ist, und hier spricht das Remake dem Original nach dem Mund. Das Panorama der Neubausiedlung sieht schon sehr nach retrospektiver Huldigung aus, nicht nach Renovierung.

Dabei wird nicht einmal die Mühe aufgebracht, sich allzu tief mit dem Ursprung der Heimsuchung zu beschäftigen. Gil Kenan liegt mehr daran, das Haus im Sinne des von ihm inszenierten Animationsfilms „Monster House“ zur Trickfalle umzugestalten, was nicht immer eben zu gruseligen Ergebnissen führt. Denn der Weg zum erlösenden Moment ist stets derselbe: Lange Kameraeinstellung auf eine halb offene Tür, Schnitt ins Gesicht, Schnitt zur Tür, langsame Veränderung des Blickwinkels, Schnitt ins Gesicht, Schnitt in den Raum, Schockeffekt. Einige der Einfälle mögen originell sein, meist fehlt ihnen aber die Substanz, ganz besonders bei den aus dem Nichts geschälten Reminiszenzen an das Original, etwa der CGI-verseuchten Baumattacke oder der Variation der Spiegelszene, die diesmal in der Reflektion eines Wasserhahns stattfindet. Die Kamerafahrt durch die Geisterdimension indes ist ein schmerzhafter Rückfall in die Ära der Computerrevolution, nur heute eben ohne die Entschuldigung, dass man Möglichkeiten eben noch erkunden müsse. Von anbiedernden Gimmicks wie hässlich grinsenden Clownspuppen mit dem Design jüngster Kassenerfolge möchte man gar nicht anfangen.

Wenn man irgendwo Pluspunkte oder wenigstens eine Beibehaltung des Anspruchs erwarten darf, dann im Casting. So liefert gerade Sam Rockwell gemessen an den Erwartungen eine sehr gute Leistung. Die Mischung aus gespielter Selbstsicherheit und finanziell begründeter Unsicherheit lässt ihn von Beginn an interessant wirken und bereitet klug auf die Phase des Films vor, in der er seine verschwundene Tochter zurückzuholen versucht. Verzweiflung und Trauer kommen hier wegen der funktionierenden Einführung angemessen zur Geltung. Rosemarie DeWitt hat eine ebenso natürliche Ausstrahlung wie einige der Darstellerinnen aus der Zeit des Originals, vergleichbar mit einer Karen Allen oder eben JoBeth Williams. Für Jared Harris war es sogar ein Leichtes, in die Fußstapfen von Zelda Rubinstein zu treten, zumal seinem auch nicht gerade neuartigen TV-Geisterjäger eine augenzwinkernde menschliche Seite zugezimmert wird. Und Kennedi Clements fehlt zwar als jüngste Tochter die geisterhafte Ausstrahlung Heather O’Rourkes, hat aber das größere schauspielerische Talent, auch wenn man sich später an sie wegen der fehlenden Relevanz dieses Films nicht mehr im gleichen Maße erinnern wird.

Reicht trotzdem nicht, um in Erinnerung zu bleiben. „Poltergeist“ made in 2015 wird wohl eine Halbwertzeit von zwei oder drei Jahren haben; danach legt man vornehmlich wieder 1982 ein.

*weitere Informationen: siehe Profil

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