Vergesst Copperfield und David Blaine es gibt noch einen richtigen Zauberer auf dieser Welt, sein Name ist Hayao Myazaki und seine Magie nutzt er nicht um Kaninchen aus einem Hut zu Zaubern oder die Freiheitsstatur verschwinden zu lassen sondern um unvergessliche Filmerlebnisse auf die Leinwand zu bringen. Warriors of the Wind war 1984 sein erstes großes Kinoprojekt und steht seinen neueren und bekannteren Meisterwerken in nichts nach.
Der Film erzählt die Geschichte von Prinzessin Naushika welche viele Jahre nach der Zerstörung der Zivilisation, über die wir nie viel erfahren, friedlich mit ihrem Volk im Tal der Winde lebt. Die Menschen haben sich mit den Unannehmlichkeiten der neuen Welt abgefunden, Großteile der Erde sind von der See of Decay bedeckt, einer giftigen lebensfeindlichen Atmosphäre welche gewaltige Wälder erschaffen hat in denen ebenso gewaltige Insekten leben. Eines Tages stürzt ein Flugzeug eines kriegerischen Volkes nahe dem Dorf ab, samt gefährlicher Fracht und es dauert nicht lange bis die generische Kriegspartei aufkreuzt und das Tal der Winde besetzt. Naushika wird gefangen genommen und muss sich zum einen erst mal befreien und zum anderen einen Weg finden im Alleingang ihr Volk zu retten.
Auch wenn die Charaktere auf den ersten Blick recht niedlich aussehen, auch die Bösewichte, falls man sie denn so nennen mag, ist Warriors of the Wind bei weitem kein Kinderfilm. Es fließt zwar nie Blut, wie es bei Prinzessin Mononoke öfters der Fall ist, dennoch gibt es reichlich bombastische Actionsequenzen zu sehen und die Erzählstruktur in Verbindung mit der Komplexität der Geschichte wird jüngere Zuschauer ohnehin überfordern. Genialerweise wird das Geschehen in der ersten Filmhälfte komplett aus der Sicht der Protagonistin erzählt, welche zunächst über die Belange der Außenwelt völlig im Dunkeln tappt und die Motivation der Besatzer genauso ergründen muss wie der Zuschauer. Durch dieses erzählerische Mittel kommt die Ökomessage besonders gut rüber, da sich der Zuschauer sofort auf Naushika’s Seite schlägt, die dem kriegerischen Treiben ihrer Umwelt völlig verständnislos gegenübersteht. Vor allem wenn sie das Geheimnis um die giftige Umwelt lüftet aber niemand der mächtigen Widersacher, die mit Gewalt die Welt befreien wollen, ohne sie zu verstehen, ihr Gehör schenken mag. Diese Arrangiert euch mit der Welt wie sie ist, arbeitet mit ihr nicht über sie hinweg Botschaft ist recht einfach verständlich und die Kernaussage des Films. Die Geschichte um den schlafenden Riesen, den Krieg um selbigen und der Zusammenhang mit den gewaltigen Schalentieren, genannt Ohm’s ist aber recht komplex und erfordert einiges an Aufmerksamkeit seitens der Zuschauer. Umso mehr, da das gesamte Tempo des Films sehr hoch ist, es gibt auch ruhige Momente aber niemand wird sich hier über mangelnde Action beschweren.
Gekämpft wird in Warriors of the Wind nicht nur am Boden, auf dem Wasser, sondern hauptsächlich in der Luft, fantastisch gestaltete Flugapparate liefern sich höchst sehenswerte Gefechte. Überhaupt ist das gesamte Design, von den Dörfern über die riesigen Insekten bis zur Kleidung der Protagonisten hervorragend gelungen. Überall und zu jeder Zeit gibt es Myazaki –typisch etwas zu bestaunen, egal ob Figuren, Kreaturen oder Umgebung, die Augen wandern kontinuierlich über den Bildschirm und erfreuen sich an den unzähligen Details. Die gut zwanzig Jahre, die der Film nun schon auf dem Buckel hat, sieht man ihm wirklich nicht an. Höchstens am etwas altmodischen Soundtrack ist das Alter zu erkennen, aber er passt natürlich klasse zum Film.
Vom Gerüst her kann man den Streifen fast als Vorgänger zu Prinzessin Mononoke bezeichnen, er richtet sich an dieselbe Zielgruppe und umfasst dieselbe Thematik. Ebenso wie bei Totoro, Chihiro und Laputa hat man auch hier zu keinem Zeitpunkt das Gefühl zu alt für das Gebotene zu sein, vielmehr schaffen es diese Filme, dass man sie wieder mit den Augen eines Kindes sieht, was sich äußerst positiv auf den Wiedersehwert auswirkt.
Fazit: Man sieht Warriors of the Wind, jederzeit an, dass es sich um einen Myazaki Film handelt und ein viel größeres Kompliment kann man einem Anime eigentlich nicht machen. Der Film besitzt eine sehr gute Geschichte, eine ehrliche Botschaft, viele rasante und spektakuläre Actionsequenzen und als Bonus diesen Gewissen Schuss Magie, welcher Myazakis Filme so faszinierend und wunderbar macht, für Menschen jedes Alters. Nur ein Quäntchen hinter Mononoke und Spirited Away aber schon sehr na dran, für sich genommen aber ein perfekter Anime.