Okay, was nervt mich im Moment an der Filmindustrie am meisten? Ohne feste Reihenfolge:
Es gibt kaum noch originäre Stoffe. Alles ist entweder Remake, Verfilmung oder so was.
Fortsetzungen bis zum Erbrechen.
Bücher werden ohne Grund in mehrere Teile zersägt, um mehr Kasse damit zu machen.
Geld wird hauptsächlich in Effekte statt in Kreativität gesteckt.
Schauspieler haben oft keine Klasse dafür Oberweite bzw. Six-pack.
Mockingjay Teil 1 ist die Verfilmung (check) und der dritte Teil (check) einer Reihe, die deshalb vierteilig wird, weil man das letzte Buch geteilt hat (check) mit ziemlich guten Schauwerten (check). Zugegeben, Jennifer Lawrence halte ich für die beste Schauspielerin ihres Alters momentan.
Und es ist ein verdammt geiler Film, mMn sogar der beste der Reihe! Man geht nicht den einfachen Weg, Katniss zur Heldin hochzustilisieren, die für die gerechte Sache kämpft. Sie ist weiter das kleine Mädchen, das gegen ihren Willen an dieser Position steht und von allen Seiten manipuliert und geschoben wird. Jennifer Lawrence hat hier anscheinend die Rolle ihres Lebens gefunden und ist (mit Ausnahme einer Szene, in der sie zu dick aufträgt - den Rest des Films ist sie so gut, dass das sofort auffällt) perfekt in der Rolle. Donald Sutherland als Präsident ist ebenfalls wieder stark, wenn auch recht selten im Bild, hat aber eine großartige Dialogsequenz. Julianne Moore ist die Rebellenführerin, starrsiniig, pragmatisch, die Katniss als Gallionsfigur braucht, von Philipp Seymour Hoffmanns Rolle aber so geschickt manipuliert wird, dass sie am Ende nur noch ein Abklatsch des Präsidenten mit anderen Vorzeichen ist.
Das Ganze ist an den zweiten Weltkrieg angelehnt, was vor allem an den großartigen Bunkerszenen oder den Trümmerfeldern in Distrikt 12 deutlich wird, die an Dresden erinnern. Allerdings macht der Krieg hier aus allen Menschen Monstern, das Kapitol ist ein Übel, aber das Mittel dagegen wirkt auch nicht besser - Katniss wird genauso inszeniert wie vorher, nur eben für die Gegenseite, Argumente werden von der einen Seite akzeptiert, äußert sie die Gegenseite, werden sie niedergebrüllt. Der Film geht eben nicht den einfachen Weg und bleibt bei Grautönen. Unser moralischer Kompass bleibt Katniss Everdeen, die eigentlich nur ihre Familie schützen will und sich immer wieder menschliche, unverfälschte Momente erlaubt - und genau die sind es, die "das Volk" inspirieren.
Was als locker-unterhaltsame Mediensatire begonnen hat, ist mit diesem (bisher besten) Teil der Reihe zur düsteren Kriegsparabel geworden Ähnlich wie bei Harry Potter (Ich halte 7.1. für einen der stärksten Einträge in die Filmreihe) hat diesem Teil die Splittung mehr als gut getan. mal schauen, wie das Ganze ausgeht. Sie können es noch an die Wand fahren (zumal 2 ja auch schwächer bzw. weniger stark als 1 war), aber bisher bin ich hellauf begeistert.