Mit Dampfnudelblues - Ein Eberhoferkrimi erfolgte 2013 die erste Verfilmung der Bücher von Rita Falk um den gleichnamigen 'Dorfsheriff' Franz Eberhofer, der in seinem fiktiven Niederkaltenkirchen (und später auch in Landshut und München) auf Verbrecherjagd geht, bzw. eher darüber stolpert und trotzdem oder gerade wegen seiner dappischen Art erfolgreich am lösen ist. Mittlerweile ist die Romanreihe auf sechs Bänder angewachsen, alle in dem gleichen schnoddrigen Ton, mit den gleichen Haupt- und Nebenfiguren, die im Grunde auch ihre Art und ihre Probleme und Lösungen für den Moment behalten; genug Stoff also für mehr, dass da angesichts der Beliebtheit sowohl der Bücher als auch der bisherigen zwei Adaptionen höchstwahrscheinlich auch noch kommen wird.
Der Ausgang der Idee und auch der Vergleich liegt da nahe der Quelle der jeweiligen Bearbeitungen von Volker Klüpfel und Michael Kobr, die in ihrem Kempten- oder auch Allgäukrimis um Kommissar Kluftinger die Meßlatte (zu) hoch und auch mehr Vielfalt und wenn man es so nennen will (und kann), auch mehr Anspruch, Vielfalt und Intelligenz an den Tag gelegt haben:
Der wackere, aber getreu seiner Umgebung etwas einfältige Provinzpolizist Franz Eberhofer [ Sebastian Bezzel ] hat ein kleines Problem. In seinem Dorf und Stützpunkt Niederkaltenkirchen wird zuletzt durch mehrere Selbstmorde oder Unfälle vor allem in der Familie Neuhofer die Bevölkerung plötzlich drastisch reduziert. Während sein Dienststellenleiter und Vorgsetzter Moratschek [ Sigi Zimmerscheid ] die Pferde nicht Scheu machen will und von ebensolchen Zufällen ausgeht, macht sich Eberhofer nichtsdestotrotz zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen und Freund Rudi Birkenberger [ Sigi Schwarz ], einem zumeist in und von München aus tätigen Privatdetektiv, auf die Spur der Opfer, wobei er auf das letzte Überbleibsel der Familie, den von Versicherung und allem profitierenden Sohn Hans Neuhofer [ Moritz Katzmair ] und eine mysteriöse geplante Tankstelle auf dem nunmehr verfügbaren Grundstück stößt. Privat wird es auch verwirrend, wird Franz doch von der neu zugereisten und mondänen Mercedes Sonnleitner-Duchamp [ Jeanette Hain ] umgarnt, was seiner Freundin, der Susi [ Lisa Maria Potthoff ] und auch der eigenen Familie, Vater Franz [ Eisi Gulp ] und der Oma [ Enzi Fuchs ] so gar nicht passt.
Dabei handelt es sich um Winterkartoffelknödel um das Debüt der Autorin, die einst aus plötzlicher Arbeitslosigkeit heraus und um den drohenden depressiven Verstimmungen zu entgehen das Manuskript entwickelt und anfangs auch komplett erfolglos an die Verlage verteilt hat. Die spätere Erfolgsgeschichte, die auch nunmehr längst keine Einztagsfliege, sondern fester und regelmäßiger Bestandteil der deutschen kriminalistischen Belletristik und der Verkaufslisten ist, tut dem schriftstellerischen Können um eine möglichst lockere Schreibweise im humoristischen Ton, also der Unterhaltungsliteratur durchaus recht. Problem der Filme, sowohl von diesem hier als vom Vorgänger noch mehr – der den zweiten Band aufgriff – ist die Umsetzung dieser laissez-faire, welche am ausgewählten Hauptdarsteller schon etwas am kämpfen und ringen ist, und bei der Art der Inszenierung noch etwas mehr.
Denn Regisseur Ed Herzog wählt hier formell das möglichst aufdringliche Naherücken an die Personen heran und am besten direkt in das Gesicht, hat der Zuschauer bei vielen Szenen, vor allem den Dialogen nur die Wahl, sich wie ein dritter Teilnehmer am Tisch und gegenüber dem Sprechenden zu fühlen. Die Kamera hat den Jeweiligen immer voll im Visier, zieht diesen zum Greifen nah heran und positioniert ihn wie als persönlichen Kontakt, der allerdings die eigene Intimzone schon mindestens streift, wenn nicht gar bereits überquert und so das eigene Wohlbefinden durchbricht. Eine aufdringliche Handhabe, die auch zuweilen bei den Kluftinger - Verfilmungen durch Rainer Kaufmann, wie Seegrund (2013) und Erntedank (2009) negativ auffiel und den Beobachter nicht Beobachter sein und ihn auch nicht mit allerlei Überreizungen in Ruhe lässt.
Das ist schade, denn die Geschichte, die im Roman selber eher so nebenher und auch tatsächlich wie nebensächlich abläuft, funktioniert erstaunlicherweise als Film auch, wenn nicht gar besser; was schon die kleine positive Überraschung ist. Drei Tote gleich am Anfang, die selbst den hiesigen Beamten aufmerksam machen und in seiner sonstigen Behaglichkeit im Kuhkaff stören; dazu eine mysteriöse Hintergeschichte, die auch hinten bleibt und sich erst nach und nach in der Vordergrund und später gar die Internationalität, mit einem willkommenen Ausflug auf Teneriffa bewegen ist. Eine Handlung, die tatsächlich trägt. Drumherum und um das Milieu zu zeichnen, in dessen Radius sich der 'Krimi' abspielt, hat man allerlei kleineren Episoden arrangiert, die im Großteil aus dem Buch übernommen und so den Leser an die fürsorgliche Hand nehmen ist. Ab und an kommen ein paar Kalauer im Bild dazu, der Hund in der Badewanne z.b., oder eine Autoverfolgungsjagd im Kreisverkehr, oder – allerdings schlimmer und ganz furchtbar – : Die Gesangs- und Tanzeinlage in der Kneipe, die keine gute Idee und wie ein Fremdkörper selbst in der sonstigen Überzeichnung ist.
Von der Besetzung her wäre das Gleiche zu wiederholen, was bereits vor zwei Jahren angemerkt war, passt der Bretzel mit seinen ewig müden Augen und dem ebensolchen Gesicht nicht so wirklich in die Rolle und wird dies trotz einer gewissen Anpassung hierbei dieses Leben auch nichts mehr. Auch der gewählte Ort selber ist eigentlich und erstaunlicherweise die Abschreckung schlechthin, eine Pläke am Ende der Welt, die grau und schmuddelig und sowohl außen als auch innen bestenfalls in den frühen Achtzigern, in einem Zeitloch des Stillstands und unter der Glocke von Dunst und Hässlichkeit gefangen ist.