Als Gemeinschaftsunternehmen kanadischer, amerikanischer und chinesischer Produktionsfirmen für den Dreh im Frühling 2013 angesetzt gewesen, erlitt der ursprünglich mit den chinesischen Titel The Last War in die große Hoffnung gesetzte Film ausgerechnet Schiffbruch in dem Land, in dem er gedreht und letztlich auch maßgeblich das Budget herein-, wenn nicht gar wesentlich gewinnbringender herausholen sollte. Die Volksrepublik China, die mittlerweile in Sachen der Einspielzahlen auf durchgängig hohen Niveau dem jahrelangen Bestimmer Hollywood nicht nur Konkurrenz macht, sondern teils gar den Schneid abkauft, wurde wenige Stunden vor der eigentlichen Kinoveröffentlichung Ende September aus unbekannten Gründen aus der Rechnung herausgenommen.
Zwar ist das Werk, dass das Regiedebüt des Action Choreographen Nicholas Powell darstellt, seitdem in (wenigen) kleinen Ländern offiziell angelaufen und steht auch noch ein nunmehr arg verspäteter Aprilstart in China selber für das Historienspektakel an, dürfte bis dahin (trotz des Schwimmens im Fahrwasser von Jackie Chans Dragon Blade, mit dem man sich so einige Gemeinsamkeiten teilt) die negative Mundpropaganda aber zu groß und das Verlustgeschäft aus moderaten DTV-Einsatz und den üblichen Abzügen durch die Verbreitung in der Online-Datenbahn fundamentiert sein.
Ob der Film nun auf die große Leinwand überhaupt gehört, oder nicht, oder man mit dem geordneten Rückzug eher den Kunden geschont hat, ist dabei müßig. Feststeht, dass die Erzählung in der Form kein Epos hergibt, aber der Sinn daran wohl auch nicht, sondern die Aufmerksamkeit auf eine lineare Geschichte mit der Betonung auf Bewegung und Aktion stand:
Im Fernen Osten. Als der erstgebürtige Sohn Shing [ Andy On ] des noch amtierenden Königs zugunsten des jüngeren Bruders Zhao [ Bill Jiahang Su ] zurücktreten soll, reißt er mit Mord und Gewalt die Thronfolge an sich und lässt den flüchtenden Blutsverwandten und seine Schwester Lian [ Liu Yifei ] von der Palastwache, darunter dem unwilligen Mitwisser Captain Peng [ Byron Lawson ] und seiner eigenen Armee durch das Land verfolgen. Zum Glück für das zwar tapfere, aber der Übermacht nichts entgegen setzen könnende Geschwisterpaar lässt sich der von den Kriegen in den vergangenen Jahren erschöpfte und sich mit Opium betäubende Kreuzritter Jacob [ kraftlos: Hayden Christensen ] gegen entsprechende Bezahlung als Leibwächter und Führer anheuern. Als sich die kleine Truppe mit Müh und Not in die Bergen retten kann, ist es ausgerechnet Jacobs ehemaliger Lehrmeister und nunmehrige Bandit Gallain [ neben der Spur: Nicolas Cage ], der die entscheidenen Worte spricht.
Natürlich wird dabei vermehrt mit Nicolas Cage selber geworben, der im Deutschen und dem Verleihgeschäft noch den lokalen Zusatz Die letzten Tempelritter und damit ironischerweise den Verweis auf Season of the Witch, hierzulande geschändet als Der letzte Tempelritter (2011) bekam. Sind es nun also derer Zwei, die die letzten und am Ende sind, wobei das Alleinstellungsmerkmal hier sogar zulässig sein mag, befindet man sich dort wirklich vom Ursprünglichen entfernt und weit weg. Denn am Anfang wird "Middle East" als Schauplatz und dann alsbald der Gang nach Osten und so "Far East" als Weiterführung der Begebenheiten genannt; eine ruhmreiche Detailiertheit, die mit der Zeitangabe des 12. Jahrhunderts nur unwesentlich mehr orientiert wird.
Wo man spielt, ist nun auch wirklich egal. Immerhin gibt es dort nur zwei Langnasen, die allerdings Jedem Anderen und den Meisten – nennen wir sie der Einfachheit halber "Chinesen" – sowieso und überhaupt überlegen, dafür aber fern der Heimat, wenn es denn jemals eine gab sind. Zwei Randsiedler, die aus der Gesellschaft sich eigenhändig gestoßen haben und so freiwillig Verbannte, dem letzten eigenen Willen folgend und trotzdem oder vielleicht auch deswegen die Erzählung so bestimmend. Denn das, was um sie herum geschieht, ist das pure Klischee und wird auch so gehandhabt, aber wenigstens seitens des neuen Regisseurs auch keines Aufhebens darum gemacht. Die Liebesgeschichte zwischen der Prinzessin in Not und dem kühnen Recken? Angedeutet. Die Lehrer-Schüler-Verbindung, die zwischen dem Kampfexperten und dem Heranwachsenden einst und in anderer Weise, aber gleicher Form auch heute passiert? In zwei Szenen abgehandelt. Das zusätzlich gerettete Mädchen? Da muss man selbst als Zuschauer daran erinnert werden, dass es sie noch gibt. Der böse Prinz taucht auch nur nebensächlich auf und ist dann ein wenig am Drohen und Insistieren, eigentlich aber auch nur im Drehbuch, weil es sonst um wirklich gar nichts geht.
So wird sich zwar bewegt, quer durch das ganze Land – nennen wir es "China" – gar, was den Kameraleuten da immerhin etwas Ruhe zum Abfilmen der Natur, satten Wiesen, strömenden Flüssen, zerfurchten Gebirgen und eng besetzten Wäldern und so viel Anschauungsmaterial der Provinzen Yunnan und Baoding, den Drehorten gibt. Da gelingen gar die Aufnahmen, wird ein wenig Größe und Schönheit in die Linse gerückt, was in den Actionszenen leider schon wieder nicht zuzuschreiben ist, obwohl es derer so viel auch gar nicht gibt. Weder Masse noch Klasse, eher so der Durchschnittsfall aus etwas Schwertgeklirr und etwas Martial Arts, dazu Flucht und Verfolgung, ab und an mit kleineren guten Details, aber verwackelt und verruckelt in der Handhabung und ohne Gefühl für den Schnitt. Das Übliche eben, wobei auch ein besseres Auge dort keinen Sprung aus der schnöden Mittelmäßigkeit und dem allgemeinen Desinteresse heraus bewirkt hätte.