Review

Für dich heute Abend leider kein Einlass

Es war eine lange Woche, ich war müde, hatte etwas Alkohol getrunken, mich mit Cola wach gehalten & außerdem Muskelkater vom Sport. Und ich wusste, dass der Film surreale Ansätze hat, vielleicht nicht ganz so leicht zu verstehen sein könnte. Und trotzdem war ich sau froh mitbekommen zu haben, dass unser Kino Horsehead als Freitags-Midnight Movie um eine Woche noch vorne schob, denn auf meiner Interesse-Liste stand er weit oben. Giallo-Reminiszenzen, Story, Schauspieler, Look - alles hörte sich einfach zu verlockend an, dass ich mir das entgehen lassen wollte. Und es hätte ja sein Können, dass ein Film übers Träumen bei einem müden Betrachter noch mehr Sogwirkung entfacht... Hätte, hätte Pferdekette.

Horsehead handelt von jungen Jessica, die schon seit ihrer Kindheit von seltsamen Alpträumen Heim gesucht wird, u.a. einem schnaufenden Pferdemann mit Teufelskrallen, dadurch sogar Traumpsychologie studiert. Durch den Tod ihrer Oma, wird sie zur Verabschiedung/Totenwache nach Jahren ohne Kontakt zurück in ihr Elternhaus gerufen. Sie kriegt sogar das Zimmer direkt neben ihrer aufgebahrten Oma - ist das nicht nett. Interessanterweise werden ihre Albträume & Visionen noch stärker, es scheint eine Verbindung zu ihrer Familie, ihrer Herkunft & Vergangenheit zu geben...

Horsehead ist keine leichte Horror-Kost, hat viele Fantasy-Elemente & wird das Publikum sicher spalten. Ein Film, der sich wenig erklärt, der wie ein Puzzle zusammen gesetzt werden will. Das wagen heutzutage nur noch wenige Filme & ist immer sehr löblich, selbst wenn es mir gestern nicht gerade entgegen kam & ich eine Spur fitter im Kopf hätte sein dürfen. Zum Glück gibt es heutzutage das Internet, in dem man nachher (heute) noch Stöbern, Erklärungen & Deutungen finden kann. Der französische Film ist eine anstrengende Mischung aus Argento & Nightmare on Elm Street, erinnert oft auch an Märchen ala Rotkäppchen. Der Look ist wirklich zum Niederknien & ich bin der letzte der dem Film Schönheit, Mut & Kreativität abspricht. Mehr bedeutungsschwangere Bilder & Metaphern sah ich lange nicht mehr auf der Leinwand. Und auch die Themen, der Ansatz & die eingeschlagene Richtung ist interessant & noch ganz gruselig. Eine Szene zu Beginn, in der auf einmal die Großmutter hinter der Protagonistin steht, war atemberaubend, ohne billigem Jumpscare & ich hätte mir noch mehr in diese Richtung gewünscht. Aber trotzdem fand der Film irgendwie keinen richtigen Griff bei mir, es kam weder viel Spannung noch Mitgefühl auf - zwei essenzielle Dinge bei dieser Art von Film, wodurch ich mich in der hübschen Traumwelt leider nie verlor, eher selbst fast einschlief. Das hätte mit Sicherheit auch seinen Reiz gehabt, bei den gerade absorbierten Bildern.

Für Interpretationsfans & Leute mit hohem künstlerischen Anspruch hat der Film also genug im Petto, ich persönlich fand ihn insgesamt mittelmäßig. Ästhetisch eine Pracht, gute Schauspieler - aber der Rest war mir zu abstrus. Undurchsichtige Handlung, oft Langeweile, sich wiederholende Szenen, zu wenig Spannung, etwas Style over Substance. Und der Pferdekopf als große Kraft des Bösen die es zu entschlüsseln gilt, war auch nicht sehr furchteinflössend, ebenso wie der Pastor/Opa mit tiefer Stimme oder die oft seltsam agierende Mutter. Trotz Schönheit waren auch erstaunlich wenig wirklich verstörende Bilder dabei. Aber sicher ein mutiger Regisseur, von dem man noch Viel erwarten kann!

Fazit: faszinierend, anstrengend, surreal & für mich zu später, müder Stunde leider ohne Zugang - aber für Fans des surrealen ala Lynch meets Argento in seiner komplizierteren Phase, sicher mehr als nur ein Blick wert!

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