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Während der Publikumserfolge der Edgar-Wallace-Verfilmungen gab es einige Trittbrettfahrer, die ähnlich gelagerte Kriminallektüren umzusetzen versuchten. Hauptsache: Einige ungeklärte Morde, düstere Schauplätze, ein paar zwielichtige Gestalten und ein Ermittler nebst Sidekick.

Der australische Privatermittler Nash (Heinz Drache) untersucht in Dartmoor das Verschwinden eines Häftlings, - einem von zwölf in den letzten drei Jahren. Auch Oberinspektor Cromwell (Paul Klinger) ermittelt in diesem Fall, zumal es von den Geflohenen kein weiteres Lebenszeichen gab. Die Spur führt zu dem dubiosen Anwalt Grey (Dieter Eppler)…

Der Titel klingt deutlich atmosphärischer als sich der Stoff letztlich entpuppt. Leider spielen nur Anfang und Ende im Bereich des berüchtigten Moores, viel spielt sich im Dartmoor Inn, einer Kneipe nahe des Zuchthauses ab, was nur bedingt für Stimmung sorgt. Zudem gestaltet sich die Angelegenheit im ersten Drittel recht geschwätzig, bis nach 40 Minuten endlich ein Ableben zu registrieren ist.

Zudem mischen etwas zu viele Nebenfiguren mit, welche sich im Endeffekt als nichtig erweisen und dabei noch nicht einmal auf eine falsche Fährte locken. Ferner gestaltet sich das Miträtseln eher mager, da kaum Hinweise auf Mittelsmänner gestreut werden und von dem eigentlichen Treiben in Dartmoor fast gar nichts zu sehen ist. Anderweitig hat man es mit größtenteils interessanten Figuren zu tun, die ihre wahren Absichten lange Zeit erfolgreich verbergen können, wozu die routinierten Mimen nicht unerheblich beitragen.

Heinz Drache führt die Riege maßgeblich an und überzeugt mit losem Mundwerk und unerschrockenem Vorgehen, während Klinger den gelassenen Inspektor gibt. Mit Ingmar Zeisberg und Judith Dornys mischen zwei Vorzeigeschönheiten mit, während Ralf Wolter für kurze Auflockerungen zuständig ist. In einer winzigen Nebenrolle ist Wolfgang Völz als Polizist an Bord, während Friedrich Schoenfelder als Sir John unterwegs ist und eine gewisse Ähnlichkeit zu Vincent Price aufweist, welchen er mehrfach synchronisierte.

Ob bewusst oder eher zufällig gibt es eine lustige Szene fernab des Kriminalistischen, welche sich bei einer Gala mit Tanz abspielt. Paare bewegen sich über das Parkett, eine Frau scheint jedoch allein zu tanzen. Dann rückt die Kamera ein wenig zurück und man erspäht ihren Tanzpartner, welcher rund zwei Kopf kleiner ist als sie. Auch ein wenig kurios muten deutsche Schilder in England an, wonach schon recht früh „Zuchthaus Dartmoor“ zu lesen ist, wogegen einige Streifzüge durch Londons nächtliche Straßen zumindest ein wenig Authentizität schüren.

Da das Potenzial zum Mitraten eher vage ausfällt, halten sich spannende Momente in Grenzen, zumal Temposzenen nur selten auszumachen sind und Morde ohnehin nur angedeutet werden. Das Zusammenspiel der Darsteller hält noch einiges beisammen, ein paar wenige atmosphärische Ausflüge ins Moorgebiet sind immerhin vorhanden und beim launigen Score von Peter Thomas fühlen sich Krimifans alter Schule ohnehin heimisch.
Sehbar, aber kein Highlight der zahlreichen 60er Krimis aus Deutschland.
Knapp
6 von 10

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