Season 1
Als eines Abends der angesehene Milliardär Thomas Wayne mit seiner Frau Martha und ihrem gemeinsamen Sohn aus dem Kino kommt, wird das Paar von einem maskierten Mann erschossen. Der junge Polizist James Gordon untersucht den Fall, während die Stadt in einem Strudel aus Verbrechen unterzugehen droht.
Ich bin verwirrt. Neben dem Arrowverse mit mindestens vier Fernsehserien und dem Kinouniversum macht man hier ein drittes Universum auf, das nichts mit den anderen zu tun hat, aber auch von Warner produziert wird. Die Prämisse ist hier, dass die Geschichte vor Batman und co spielt und stattdessen der spätere Comissioner Gordon im Zentrum steht, als (zunächst)einziger Aufrechter in einem Sündenpfuhl. Wäre das die Serie, könnte das auch unabhängig von den Comics funktionieren. Leider will man aber den Wiedererkennungswert erhöhen und wirft deshalb ständig Figurenrein, die im Verlauf der Batman-Saga bedeutsam sein werden. Gordon selbst natürlich, Bruce und Alfred spielen eine viel zu große Rolle, Edward Riddler Nygma und Oswald Penguin Cobblepot (der verdammt gut eingesetzt!) sind ständig dabei, wie Harvey Bullock (gut!) und Selina Catwoman Kyle. Außerdem haben wir Harvey Two-Face Dent, Black Mask, (Poison) Ivy, Leslie Thompkins, Jonathan Scarecrow Crane, Mr Zsazs, das Venomgift, sogar eine Art unpassender Protojoker – ganz ehrlich, entweder müsste Gotham bis Bruce alt genug ist schon längst in Flammen aufgegangen sein, oder keiner braucht Batman, weil die Stadt auch alleine mit dem ganzen Kroppzeug klar kommt. Ganz davon abgesehen, dass es ein großes Thema der Vorlage ist, ob Batman die ganzen Verrückten nicht erst durch seine Existenz erschafft. Weniger wäre hier wie so oft mehr gewesen.
James Gordon als zentraler Ankerpunkt ist gelungen. Er versucht, seinen moralischen Kompass in all dem Wahnsinn zu behalten und legt sich mit der Mafia und der Korruption in den eigenen Reihen an. Daneben erleben wir, wie der linkische Oswaald Cobblepot mit Geschick und Skrupellosigkeit langsam aufsteigt. Das allein wäre klassischer Krimistoff, der über 12 Folgen pro Staffel gut tragen würde. Die Serie hat aber eine volle Staffel mit 22 Folgen, so dass es neben den durchgängigen Stories immer den Fall der Woche gibt.
Problematisch finde ich auch, dass Bruce so präsent in der Serie ist – Batman funktioniert am besten als mysteriöse Figur, hier erfährt man viel zu viel. Dafür bekommt man aber auch Sean Pertwee als Alfred Pennyworth, der eine herrlich abgebrühte Vorstellung abliefert. Mit zunehmendem Alter sieht er übrigens seinem Vater immer ähnlicher – der hat zwischen 1970 und 1974 die Titelrolle in einer britischen SciFi-Serie um einen Zeitreisenden Doktor… ach egal.
Dem ehemaligen Comicfan macht das Ganze Kopfschmerzen, auch wenn viel an der Serie ganz gut funktioniert.