Interstallar(2014)
Regisseur und Film-Virtuose Christopher Nolan hat es getan. Nach vielen wirklich großartigen und beeindruckenden Filmen mit außergewöhnlichen Themen und einem kühlem Stil, hat er es wirklich, wirklich, wirklich und nochmal wirklich vollbracht. Mr. Nolan und sein Bruder(Jonathan) schrieben ein Script, in dem es tatsächlich richtig menschlich wird. Um Liebe, Emotion und echter Leidenschaft geht es in Interstellar.
Das heißt nicht, dass die beiden Brüder die übliche Komplexität ablegen. Nein. Interstellar sollte seinen Zuschauer vorher schon beschäftigen. Raumfahrt, soziale Kritik an der aktuellen Menschheitspopulation, Zeitreisen, Wurmlöcher, Schwarze Löcher(!) und ein allgemeiner Fundus an den von Albert Einstein geformten Richtweisen der Zeit sollte der filmaffine Sci-Fi Fan schon im Repertoire haben. Gerade im Bezug auf die verschachtelte, aber dennoch geradlinig erzählte Handlung sollte man Aufmerksamkeit ganz GROß schreiben.
In ferner Zukunft sieht sich die Menschheit dem Ende nah. Nahrung ist knapp. Die meisten Menschen bauen auf rudimentären Farmen Getreide und Mais an. Vieles gedeiht nicht mehr und eine kleine Splittergruppe der NASA entwickelt Plan "A" und "B" um die Spezies Mensch vom Planeten zu holen. Ein kleines Team unterschiedlicher Menschen macht sich auf die Suche nach Erde Nummer 2 und stößt auf einige Hindernisse...
Ja, die Exposition ist zu knapp. Wer hier ein Kinoticket löst, braucht Sitzfleisch und dennoch ist der Anfang zu knapp. Der ehemalige Pilot Cooper(Matthew McConaughey) lässt seine Tochter und seinen Sohn zurück auf der Erde um die Menschheit weiter zu führen. Das wird gut erklärt, wirkt aber dennoch, wohlgemerkt im ersten Moment, unsinnig und auch über die gesamte Laufzeit ist nachvollziehbare LOGIK nicht gerade die größte Stärke von Interstellar. Damit ist der Film erstaunlich konsequent in seinen Theorien, die eben kaum erforscht sind...in 200 Jahren lachen wahrscheinlich die Menschen über so eine Anmerkung.
Es ist schön, dass die Nolans zur Emotion gefunden haben, aber sie so holprig zu inszenieren ist doch ein Dämpfer, den man registriert, auch wenn die Tränendrüse sehr effektive gefordert wird. Der Cast ist von McConaughey, über Anne Hathaway, Matt Damon und natürlich Michael Caine wunderbar und fängt die facettenreiche Struktur des Drehbuches ein.
Optisch gefällt der Film, auch ohne 3D und den Effektoverkill eines Gravity. Was besonders herausragt ist der Soundtrack...Wahnsinn. Auch die Inszenierung des genialen Surround Sounds ist einfach Oscarwürdig.
Der Knackpunkt bleibt die Emotion, die Anfangs zu hastig abgearbeitet wird. Hier wünscht man sich Nolans Film neben einem Schwarzen Loch, das die Zeit extrem verlangsamt und den vortrefflichen Darstellern einfach mehr Zeit lässt. Auch gegen Ende kommt man oft sehr dicht an die Kitschgrenze. Allerdings sollten Fans von Sunshine, Knowing und natürlich Contact über ihren Hunger an interessanter Science Fiction denken. Nach Interstellar, der gegen Ende hin sehr fantastisch wird, sollte jeder Zuschauer meinen..."den muss ich nochmal sehen".
Fazit; Komplexer, interessanter und so schön gegen den Strich gemütlicher Blockbuster wird man momentan nicht unterhalten. Allerdings ist die Motivation in erster Instanz etwas seltsam gelagert, was sich zum Ende hin allerdings in einem faszinierenden Bogen niederschlägt, über den man noch lange ausgiebig grübeln darf. Etwas schroff, aber sehr wirksam und unheimlich stimmig.
8