Mann ist mit bekannter Schauspielerin verheiratet und reagiert außerordentlich eifersüchtig, als sie zu Dreharbeiten nach London reist, um dort gemeinsam mit einer männlichen Kinolegende (Terence Stamp) vor der Kamera zu stehen, mit dem sie laut Drehbuch einige Küsse austauschen und eine Bettszene bestreiten muß, was die Beziehung auf eine harte Probe stellt. Das klingt beinahe nach der Fortsetzung des US-Hits „Notting Hill“ mit Hugh Grant und Julia Roberts, ist aber in Wirklichkeit eine charmante Komödie aus Frankreich mit leichtem Woody-Allen-Touch.
Interessanterweise spielt darin Charlotte Gainsbourg, die Tochter von Jane Birkin, sich selbst, während ihr Gatte von Yvan Attal verkörpert wird, gleichzeitig auch Regisseur dieses Films und im wirklichen Leben der Ehemann von - tatsächlich - Charlotte Gainsbourg. Dies macht die Angelegenheit zusätzlich um einiges interessanter, mag man doch darüber sinnieren, wieviel Wahrheit über das Privatleben des Duos in den Szenen einer Ehe in „Meine Frau die Schauspielerin“ steckt. Attal selbst meint, es wären nur einige wenige Anekdoten ins Drehbuch eingeflossen, der Rest sei rein erfunden. Na ja...
Man kann es nur hoffen, denn der Yvan hier macht es seiner Frau nicht gerade einfach. Bis zu einem gewissen Punkt lassen sich seine ihn überkommenden Eifersuchtsanfälle ja nachvollziehen. Über die Echtheit von Filmküssen ist im Laufe der Jahrzehnte schon vielfach diskutiert worden, wie schwer muß es da erst der Partner des betreffenden Darstellers/der betreffenden Darstellerin haben, mit derartigen Gerüchten konfrontiert zu werden oder sich vorstellen zu müssen, was am Set so alles getrieben wird? In diesem Fall agiert Charlotte auch noch Seite an Seite mit dem charismatischen John, der zwar seinen Zenit bereits überschritten hat, aber halt trotzdem wie Terence Stamp aussieht, von dem die Damenwelt - wenigstens wenn man nach diesem Film geht - noch immer schwärmt. Da kann, da muß vielleicht sogar Angst aufkeimen, Vertrauen hin oder her. Wer will’s ihm verdenken? Trotzdem übertreibt es Yvan hier reichlich. Mehr als dreimal muß Charlotte ihm versichern, sie hätte nicht die Absicht, mit John durchzubrennen, mehr als dreimal will er ihr partout keinen Glauben schenken. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis es dem Zuschauer langt und er sich automatisch auf Charlottes Seite schlägt. Würde sie ihm von heute auf morgen den Laufpaß geben - sie hätte unser vollstes Verständnis. Aber das kann sie ja nicht machen, schließlich steht ein Happy-End der beiden schon fest, bevor der Film überhaupt begonnen hat.
Ob Attal es letzten Endes gewollt hat, sich selbst in ein ziemlich schlechtes Bild zu rücken, um seine Gemahlin umso besser wegkommen zu lassen, daß man von einer filmischen Liebeserklärung an sie sprechen muß (tatsächlich offenbart Charlotte nicht eine einzige negative Charaktereigenschaft, auch bei den hanebüchensten Unterstellungen von Seiten ihres Mannes bleibt sie nahezu beständig die Ruhe selbst und reagiert souverän - die perfekte Frau!), läßt sich nicht hundertprozentig beantworten. Daß er mit seinem Gehabe bei mir (sicherlich nicht nur bei mir) gegen Ende genervtes Augenrollen provoziert und mich dazu veranlaßt, ihm gedanklich ein herzhaftes „Idiot“ an den Kopf zu werfen, so daß sein Film zwangsläufig Einbußen zu verkraften hat, eben weil Yvan sich hoffnungslos bescheuert aufführt, das hat er allerdings sicher nicht beabsichtigt. Immerhin: Debütant Attal spielt den Clown mit sichtlicher Freude und vollem Einsatz, da muß sogar seine schauspielerfahrenere Frau alle Register ihres Könnens ziehen und mächtig gegenan strampeln, damit er ihr nicht die Show stiehlt.
Diese Einbußen wiegen jedoch nicht gar so schwer, werden sie doch mühelos durch den im ersten Absatz betonten hübschen Schwung Charme, den „Meine Frau die Schauspielerin“ beinhaltet, übermalt. Attal interessiert sich dabei weniger für die Vor- und Nachteile im öffentlichen Leben, die das Verheiratetsein mit einer Berühmtheit, die überall sofort erkannt wird, in sich birgt (dies handelt er hauptsächlich in der Eingangssequenz in einem Restaurant ab, danach nur noch häppchenweise), lieber beleuchtet er nach Charlottes Reise nach England beide Ehepartner gründlich, zumeist in einer Parallelmontage: Yvan, wie er zu Hause mit seinem Alltag fertig zu werden versucht, während seine Gedanken ununterbrochen um Charlotte kreisen, nachdem ihm ein Bekannter den Floh ins Ohr gesetzt hat, daß es ja möglich wäre, daß in Filmen nicht immer alles nur gespielt sei, wie z.B. ein Kuß (wofür er sich eine gerechte Ohrfeige von Yvan einfängt), und Charlotte während der Dreharbeiten mit John und dem restlichen Filmteam, dem gegenüber sie als erfrischend bodenständig auftritt. Nichts zu sehen von irgendwelchen Starallüren, wie man es erwarten könnte, auch wenn sie sich in einer irrsinnig komischen Szene unfreiwillig den Unmut der Crew zuzieht, weil sie sich strikt weigert, sich für die Kamera vollständig zu entblößen, weshalb sich der Regisseur gezwungen sieht, zu äußerst ungewöhnlichen Maßnahmen zu greifen, die Charlotte dann auch umstimmen. Wie die Maßnahmen aussehen? Nur soviel (guckt den Film doch selber - pöh!): Im prüden Amerika hätte die Szene in der existierenden Form bestimmt einen Orkan der Entrüstung ausgelöst.
So pendelt die Geschichte munter zwischen den beiden Hauptfiguren in Paris und London hin und her, liefert zahlreich amüsant-spritzige Dialoge (erfreulicherweise nicht nach der Holzhammermethode konstruiert) und so manchen Geschlechterkampf, Yvan versucht sich zwischenzeitlich selbst als Schauspieler in einer Theatergruppe und wird von einer deutlich jüngeren Kollegin umgarnt, besucht Charlotte, um nach dem Rechten zu sehen, schnell von der Eifersucht übermannt wieder Hals über Kopf abzureisen und andere Frauen anzubaggern, bis er sich spät, aber nicht zu spät eines Besseren besinnt, und für eine sympathisch-heitere Randepisode rund um Yvans schwangere Schwester und deren Mann, zwei herrlich verschrobene Gestalten, deren einziges (Streit-)Thema (sogar beim Sex) zu sein scheint, ob ihr Sohn nun nach der Geburt beschnitten werden soll (sie will, er nicht), ist auch gesorgt. Nonstop-Lachen aus voller Kehle verursacht das alles nicht, aber ein permanentes Grinsen und ein paar kurze Pruster sind allemal drin für alldiejenigen, die’s nicht immer grell und derb haben müssen.
Angenehm fällt die deutsche Synchronisation auf. Man hat glücklicherweise die englischen Passagen des Films - und das sind eine ganze Menge, ein knappes Drittel bestimmt - in ihrem Originalton belassen und auf die von einem größeren Publikum wenig geschätzten deutschen Untertitel zurückgegriffen, anstatt sie einzudeutschen. Dadurch darf Terence Stamp über die gesamte Lauflänge nicht nur seine echte Stimme behalten, ohne daß es eines Synchronsprechers bedurft hätte, dadurch funktionieren Yvans Konflikte mit der englischen Sprache sowie die Szene, in der sich Yvan über Johns ungeschickten Versuche, französisch zu reden, lustig macht, auch in dieser Sprachfassung vortrefflich.
Allgemein ist „Meine Frau die Schauspielerin“ also ein schöner Snack für zwischendurch, wenn einem grad nicht nach schwerer Kost zumute ist. Nichts, was nach Bedeutung schreit, nichts, was länger im Gedächtnis haften bleibt, doch vollauf sättigend und mit einer Thematik ausgestattet, die es in der Filmgeschichte noch nicht so häufig gegeben hat.
Und wenn Charlotte Gainsbourg sich auch in der Realität so gibt wie in diesem Film, so lieb, so reizend, so freundlich, kann Yvan Attal sich wirklich glücklich schätzen, sie seine Ehefrau nennen zu dürfen. Auch wenn sie Schauspielerin ist. 7/10.