Nun ja, wie gehe ich denn jetzt mit „Grace: The Possession“ um?
Ihr ahnt es schon, da ist wieder mal ein junges, weitestgehend unschuldiges Mädchen vom Teufel oder von Dämonen besessen, wird deftig rumbölken und Unappetitliches absondern oder sich sakrale Gegenstände in Körperöffnungen einführen, welche für andere Zwecke gedacht sind.
Joa, das gab es nun schon im guten halben Dutzend, aber wenn ich das Alleinstellungsmerkmal dieser Produktion mitliefern soll, dann muss ich zwangsläufig den sehr uniquen Look erwähnen, in dem die Chose übrigens höchst kompetent aufgenommen ist.
Die gute Grace darf nämlich nur die ersten 2 Filmminuten spielen, so wie sich das die Academy vorgestellt hat. Anschließend fährt der heilige Ungeist in sie und wir sehen den restlichen Film bis zum finalen Exorzismus AUSSCHLIESSLICH aus ihrer Perspektive. Das bedeutet, die Gute ist nur zu sehen, wenn sie sich mal in irgendeiner Fläche spiegelt oder sich im Handy begutachtet.
Wie es sich gehört in einem Film, der mit Parties, Familienvergangenheit und erstem Sex handelt, geht das nicht alles so glatt ab, denn Grace kommt nicht nur aus einer fies religiösen Familie (als ihre Antipode darf Lin „Insidious“ Shaye die böse Oma geben), sie ist auch brav, naiv, unsicher und höchst beeinflussbar.
Später steht sie dann zunehmend unter Einfluss, macht seltsame Sachen, erfährt beunruhigende Veränderungen und hat finstere Visionen, die mit ihrer Mutter zu tun haben könnte, die diesen Mist offenbar vor 20 Jahren auch schon durchexerziert hat.
Da ist dann gegen Ende noch ein Twist bei, aber an sich ist das auch schon alles was an dem Film originell ist, er ist kompetent inszeniert, aber die Figuren gehen einem schon bald schwer auf den Anker, vor allem was Grace alles willfährig zwischendurch mit sich machen lässt.
Einige Tricksequenzen sind immerhin sehr griffig ausgefallen und es kommt keine Langeweile auf, aber eine echte Offenbarung für das Exorzisten-Subgenre ist das auch nicht.
Immerhin: wer bei einem Streaminganbieter zufällig darüber stolpert, kann nicht irre viel falsch machen. Das ist alles halt nur etwas abgenutzt, bis auf die Präsentation. (4/10)