Review

Higuchinsky, dessen kranken Geist bereits das abstrakte Grusel-Märchen UZUMAKI entsprangen ist, liefert mit LONG DREAM Nachschub und hält den Mythos aufrecht, dass die "weird-esten" cineastischen Wahnsinnigkeiten immer noch aus Japan kommen.

Die Story ist mal gleich wieder typisch "japanisch":
Schauplatz ist eine psychatrische Klinik, in der ein Patient ein sehr seltsames Leiden hat: er leidet an immer länger werdenden Träumen.
Anfangs denkt er, er würde tage- oder wochenlang träumen. Doch die Dauer seiner Träume nimmt stetig zu, so dass sie irgendwann die Länge von Jahren und Jahrzehnten annehmen.
Und all dies, obwohl er sich ganz normal abends schlafen legt und am darauffolgenden Morgen erwacht.
Bald kann sich der Patient nicht mehr an den Vortag erinnern, weil dieser für ihn in weiter Vergangenheit zurückliegt, und langsam beginnt sich auch sein Aussehen dramatisch zu verändern.
Die Medizin steht vor einem Rätsel. Die Situation scheint zu eskalieren, als eine weitere Patientin beginnt unter den selben Symptomen zu leiden und der behandelnde Arzt immer mehr dem Wahnsinn verfällt ...

Ihr seht schon: Hier geht's mal wieder äußerst strange zu.
Gleich vorweg will ich erwähnen, dass LONG DREAM eigentlich nur ein relativ kurzes Filmchen ist (Laufzeit: ca. 55 Min.). Doch in der Kürze liegt die Würze, so dass LONG DREAM mit seiner kurzen Dauer eigentlich nie Gefahr läuft langweilig zu werden oder das Gehirn des Zuschauers überzustrapazieren.

Positiv hervorzuheben ist in erster Linie ganz klar die tolle Idee mit der "Träume werden zu Realität / Realität wird immer mehr Traum"-Thematik und ihre überaus gekonnte Umsetzung.
Wenn man LONG DREAM mit UZUMAKI vergleicht, fällt aber sofort auf, dass es sich hierbei eher um ein kleines Low-Budget-Projekt handelt.
Die Darsteller-Riege beschränkt sich auf ungefähr 5 Akteure, die Sets sind lediglich ein paar abgedunkelte Räume, im Verlauf des Films werden einem sogar einige nette, aber überaus billige Masken geboten (der Traum-Patient verwandelt sich in eine Art Alien mit Pingpong-Augen) .... von Augenweiden und Farbspielereien á la UZUMAKI kann man hier also nicht unbedingt sprechen.
Macht aber nix: LONG DREAM kann dennoch mit überzeugenden darstellerischen Leistungen, einer superben Story, sehr gekonnter Kameraarbeit ... also allem, was ein guter Film eigentlich zu bieten haben muss ... punkten und, auch wenn die niedrigen Produktionskosten ständig durchschimmern, ist LONG DREAM als optisch überaus gewandt zu bezeichnen.

Nippon-Horror-typische Schock-Effekte á la RINGU oder JU-ON werden einem hier aber nicht geboten, da Higuchinski mal wieder mehr Wert auf eine dichte, in ihren Bann schlagende Atmosphäre setzt, und, glaubt mir, die Rechnung geht bestens auf.

Mein Fazit daher:
Toller, fantasie-betonter und sehr tiefsinnig angehauchter Bizarro-Grusel. Nicht ganz so beeindruckend wie UZUMAKI, aber dennoch erste Sahne.
Mehr davon, Higu!

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