Basierend auf einem Drehbuch Paul Schraders – seines Zeichens eben jener Herr, der u.a. „Taxi Driver“, „Raging Bull“, „the Mosquito Coast“ und „the Last Temptation of Christ“ verfasst hat – sollte „Dying of the Light“ (2014) ursprünglich mal von Nicolas Winding Refn („the Neon Demon“) mit Harrison Ford und Channing Tatum in den Hauptrollen in Szene gesetzt werden. Als Ford das Projekt jedoch verließ, da ihm Teile der Story (vor allem das Ende) zu sehr missfielen, schloss sich ihm kurz darauf auch letzterer an – während Refn seinen Regie-Posten zwar ebenfalls niederlegte, zumindest aber als „Executive Producer“ mit an Bord verblieb. Beherzt übernahm Schrader nun selbst die Nachfolge des Dänen – schließlich verfügte er in Gestalt solch geschätzter Werke wie „American Gigolo“, „Cat People“ und „Mishima: A Life in four Chapters“ über genügend Vorerfahrungen in der betreffenden Position – worüber hinaus er „Oscar“-Preisträger Nicolas Cage als Lead gewinnen konnte…
Zu der Zeit befanden sich beide gerade in „eher unrühmlichen Phasen“ ihrer Karrieren: Dank Steuerschulden und damit verknüpften „unwählerischen Entscheidungen“ (á la „Seeking Justice“, „Stolen“, „Tokarev“ etc.) ging es mit Nics kontinuierlich bergab – wogegen Paul direkt zuvor das Lindsay Lohan Fiasko „the Canyons“ verzapft hatte Schrägstrich durchleben musste. Obgleich die Aussichten auf einen nennenswerten kommerziellen Erfolg von Anfang an begrenzt waren, vermag ein Mitwirken an einem derartigen „ambitionierten Indie“ einem „geschädigten Ruf“ aber durchaus zuträglich zu sein – sofern das Ergebnis denn achtbar ausfällt, natürlich. Im Rahmen der Post-Production geschah es dann jedoch, dass Schrader der „Final Cut“ entzogen sowie eine neue (konventionellere, besser zu vermarktende) Schnittfassung, Farbgebung und Musikuntermalung angefertigt wurde – ähnlich wie im Falle Gee Malik Linton´s 2016er „Daughter of God“ (bzw. „Exposed“)…
Unabhängig dessen, dass es ihnen entsprechende Vertragsklauseln untersagten, Details über das Vorgefallene preiszugeben, inszenierten Schrader, Refn, Cage und dessen Co-Star Anton Yelchin dennoch einen „stillen Protest“, um öffentlich auf den Sachverhalt aufmerksam zu machen. Tatsächlich ist der Film in seiner vorliegenden Form kein sonderlich guter – allerdings kann man aufgrund einer fehlenden Vergleichsmöglichkeit nicht klar benennen, wer genau nun eigentlich wieviel Schuld daran trägt. Manche mögen sich in diesem Zusammenhang vielleicht noch an Schrader´s „the Exorcist“-Prequel „Dominion“ erinnern, dem ein nicht unähnliches Schicksal (zugunsten der „the Beginning“ betitelten Variante Renny Harlins) widerfuhr – bevor sich der später erschienene „Director´s Cut“ aber ebenfalls als eine Enttäuschung entpuppte. In Anbetracht des vorherrschenden mangelnden Interesses gehe ich stark davon aus, dass es die einstmals angestrebte Version wahrscheinlich nie irgendwo zu sehen geben wird…
Im Jahr 1994 wurde der verdeckt agierende CIA-Agent Evan Lake (Cage) von dem islamischen Terroristen Muhammad Banir (Alexander Karim) gefangen genommen und gefoltert. Zwar konnte er durch ein Spezialkommando befreit werden – doch anders als seine Kollegen und Vorgesetzten ist er fest davon überzeugt, dass Banir damals (im Rahmen der sich unübersichtlich entfaltenden Aktion) keineswegs getötet wurde. Infolge des Erlebten (samt eines zerschnittenen Ohrs) hat man ihn daraufhin in den Innendienst zwangsversetzt – wo er bis heute (nach zwei Dekaden) noch immer verweilt. In etwa als bei ihm eines Tages eine rasch voranschreitende (unheilbare) Demenz-Hirnstörung diagnostiziert wird, stößt Evan´s junger Kollege Milton (Yelchin) plötzlich auf eine potentielle Spur: Es könnte sein, dass sich der eine seltene Blutkrankheit aufweisende Banir in Kenia aufhält sowie von dort aus (bezüglich einer experimentellen Behandlungsmethode) mit einem Doktor in Bukarest in Kontakt steht…
Sogleich leitet Evan diese Informationen an seinen Chef weiter – doch sind sie jenem viel zu vage, weshalb die Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten abgelehnt wird. Damit konfrontiert, vergreift er sich bei dem Meeting prompt mächtig im Ton – was in Kombination mit dem Bekanntwerden seines Leidens noch am selben Tag zu seiner „Entlassung in den Ruhestand“ führt. Just dabei, sich ernüchtert und verdrießt dem Alkohol hingeben zu wollen, erhält er unerwartete Unterstützung von Milton, der ernsthaft um seinen Mentor besorgt ist und ihn in dieser belastenden Situation zur Seite stehen will – also reisen beide kurzerhand in die rumänische Hauptstadt, um dort per Mithilfe einer ehemaligen Freundin und Kollegin Evans (Irène Jacob) über den besagten Arzt (Serban Cela) an Banir heranzukommen, welchen er zur Strecke zu bringen hofft, bevor er gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage ist…
So wie „Dying of the Light“ jetzt verfügbar ist, kommt einem das Präsentierte wie ein nicht unbedingt ehrgeiziges, sich von seinem Inhalt und Stil her an der Hit-Serie „Homeland“ orientierendes B-Movie vor. Wenn man jedoch mit dem Schaffen Schraders vertraut ist, fallen einem durchaus spezielle Motive auf, denen er sich in der Vergangenheit schon häufiger gewidmet hat. Auch Evan ist ein „zerrütteter Kriegsheimkehrer“, der seinen Job nicht mehr wie bislang ausüben kann und darf – was in stetig anwachsendem Frust und Rache-Begehren resultiert. Die gravierende Diagnose erfüllt ihn mit Angst, sich in absehbarer Zeit nicht weiter auf seinen Verstand verlassen zu können – die neuen Hinweise sieht er als seine letzte Chance an, sein seither immerzu fest im Sinn bewahrtes „Ziel“ doch noch zu erreichen. Er argumentiert, dass ein Terrorist wie Banir „zur Gerechtigkeit gebracht“ werden müsse – allerdings ist es primär sein persönlicher „Drang nach Genugtuung“, der ihn antreibt (was er sich so jedoch nicht eingesteht)…
Even´s sich unaufhaltsam verschlimmernde Demenz – welche mit Wahrnehmungs-Beeinträchtigungen und irrationalem Verhalten einhergeht – wird insgesamt nur ungenügend intensiv in den Fokus gerückt. Eventuell eine Folge von Kürzungen? Ich weiß es nicht. Mit seinem Hang zu „Overacting“ ist Cage jedenfalls ein kompetenter Mime auf dem Gebiet der zugehörigen Symptome bzw. Reaktionen – also Zuckungen, Grimassen, Wutausbrüche etc. – was einige Momente hervorbringt, die aufgrund des nicht ausreichend vertieften Kontexts hier eher „unfreiwillig komisch“ als „tragisch“ anmuten: Bspw. als er in einem Lokal einen Kellner anschreit, nachdem er sich zuvor eine Zigarette angezündet und ihn jener auf das herrschende Rauchverbot aufmerksam gemacht hatte – oder als er in einer Hotel-Lobby flugs mal mitten im Gespräch an einer Grünpflanze schnuppert. Mit einem entstellten Ohr sowie „auf einige Jahre älter getrimmt“, ist Cage´s Darbietung (im Ganzen) als „okay“ zu werten…
Eingangs hält der hoch-dekorierte Evan vor einer Gruppe Rekruten eine anspornende Rede, in welcher er die fortbestehende Bedeutung und Relevanz der CIA unterstreicht. Man merkt ihm allerdings an, dass er selbst nicht mehr so standhaft wie einst hinter seinen Worten steht – und etwas später platzt es verbittert aus ihm heraus, was für eine „ineffektive Organisation“ doch aus dem US-Geheimdienst geworden sei. Selbst dieser reizvolle Ansatz (á la die Strukturen, Wirkungsweisen und Verfehlungen der Agency vor und nach „9/11“) wird bloß eingeworfen, ohne ihm ein konkretes Maß an Substanz zuzugestehen. Zudem dürften nur die wenigsten Zuschauer wissen, dass Osama Bin Laden an Nierenproblemen litt sowie einige ihn damals über die notwendigen Medikamente aufspüren wollten. Interessant ist zumindest, dass Even und Banir zwei desillusionierte und sterbende, ihren Prinzipien aber weiterhin treue Männer sind – und das in einer Welt, die sich „um sie herum“ entscheidend gewandelt hat…
Solide verkörpert der 2016 ja leider tragisch ums Leben gekommene Anton Yelchin („Green Room“) Evan´s Protegé Milton – und das in einer eigenwillig leisen, rauen Stimme sprechend sowie seitens des Skripts nur mit einer unvorteilhaft schlicht gestrickten Charakterzeichnung ausgestattet. Irène Jacob („La double vie de Véronique“) wurde in einer sie kaum fordernden Nebenrolle „verschenkt“ und Alexander Karim (TV´s „Tyrant“) portraitiert den immer weiter an physischer Kraft abbauenden Banir brauchbar, mit welchem sich Evan schließlich (sich als Arzt ausgebend) in Mombasa trifft. Gedreht wurde übrigens weitestgehend in Rumänien (in und um Bukarest) – zusätzlich ergänzt um einige Außenaufnahmen in Australien (anstelle von Kenia) sowie an der Ostküste der Vereinigten Staaten (Virginia und New York). Das Budget betrug rund fünf Millionen Dollar – wobei zu erwähnen ist, dass Cage (angeblich) allein eine davon als Gage erhielt…
Eigentlich wollten Schrader und sein Kameramann Gabriel Kosuth („Hellraiser: Hellworld“) dem Werk durch eine intensive, ungewöhnliche Farbgebung (kreiert durch einen gezielten Einsatz von Licht und Filtern) einen „individuellen, expressionistischen Touch“ verleihen – wovon nach der Post-Production allerdings nichts mehr geblieben ist: Der Look kommt nun ebenso belanglos daher wie „der umgebende Rest“ des Streifens, dessen ursprüngliche ruhige und dramatische Ausrichtung sich nachträglich einfach nicht ergiebig in einen Massen-orientierteren Thriller „umwandeln“ ließ – worüber hinaus die paar existierenden Action-Szenen zügig geschnitten sowie mit einem generischen (plus Tempo suggerierenden) Score Frederik Wiedmanns („Jarhead 2“) unterlegt wurden. All das mündet letztlich in einem nicht wirklich optimal passenden Finale – worauf man dann nach knapp 90 Minuten (enttäuscht) in den einsetzenden Abspann entlassen wird…
Fazit: In seiner veröffentlichten Form ist „Dying of the Light“ ein unschön konventioneller, unaufregender sowie (sowohl inhaltlich als auch stilistisch) unverkennbar „glattgebügelter“ Film mit vereinzelten reizvollen Elementen, die allerdings fast allesamt ungünstig weit „in den Hintergrund gedrängt“ wurden…
gute „3 von 10“