Der 12-jährige Sam ist mit seiner Pfadfinder-Gruppe und den Anführern Peter und Chris sowie Quartiermeisterin Jasmijn auf dem Weg in ein großes Abenteuer. Die Reise führt sie in ein abgelegenes Waldstück. Im dortigen Camp angekommen, bleibt es jedoch nicht lange bei Lagerfeuerromantik und Gruselgeschichten. Sam, der selbst eine ebenso dunkle wie mysteriöse Vergangenheit zu haben scheint, bemerkt schnell, dass etwas nicht stimmt. Als er ein geheimnisvolles Baumhaus entdeckt, trifft er auf eine aggressive, jungenhafte Kreatur mit unheimlicher Maske. Das kleine Monster hat raffinierte, tödliche Fallen im gesamten Waldstück installiert. Sam kann entkommen und versucht, alle zu warnen. Keiner glaubt ihm und noch viel schlimmer: die Kreatur ist nur der Helfer vom blutrünstigen "Poacher". Als im Zeltlager die Nacht hereinbricht, ist es bereits zu spät und das grausame Schicksal aller Camper längst besiegelt ...
Seit mehreren Jahren wird die europäische Horror Landschaft ja nun schon ziemlich stark vom französischen Horrorfilm geprägt, der insbesondere in Sachen Härte teilweise neue Maßstäbe gesetzt hat. Filme wie "High Tension", "Inside" oder auch "Martyrs" zählen dabei wohl zu den heftigsten Vertretern und nun scheint die Welle mittlerweile auch bei den belgischen Nachbarn angekommen zu sein. Mit "Camp Evil" liegt nun das Spielfilm Debüt von Jonas Govaerts vor, der gleichzeitig auch am Drehbuch mitgearbeitet hat und die Geschichte offenbart sich als eine recht gelungene Mixtur aus Backwood-Slasher und Feriencamp Horror der 80er Jahre, in denen diese Art von Film absolute Hochkonjunktur hatte. Gleich mit der Einführungssequenz wird der Zuschauer in die richtige Stimmung gebracht und kann dabei erahnen, das man wohl ganz offensichtlich mit einem atmosphärisch sehr dichten Genre Vertreter konfrontiert wird. Dieser Eindruck soll sich dann auch schnell bestätigen, denn Govaerts baut minütlich eine immer bedrohlicher anschwellende Grundstimmung auf, von der die Ereignisse auch durchgehend zehren können. Dabei verleiht er den Abläufen allein schon durch den Einstieg in das Geschehen eine äußerst mysteriöse Note, die sich im weiteren Verlauf auch noch immer stärker heraus kristallisieren soll.
Dennoch geschieht in den ersten gut 45 Minuten nicht sonderlich viel und gerade in dieser Zeitspanne könnten einige böse Zungen eventuell verschenktes Potential erkennen. Für den Aufbau der danach folgenden Ereignisse ist die vielleicht um ein paar Minuten zu lang geratene Einführung jedoch nicht unwichtig, zudem bietet sie einen wunderbaren Kontrast zur zweiten Filmhälfte, die sich dann gänzlich anders gestalten soll. Und so wird man zunächst lediglich mit der Gruppe von Pfadfindern konfrontiert und muss sich größtenteils mit den Spannungen auseinandersetzen, die zwischen der Gruppe und dem jungen Sam immer wieder in den Mittelpunkt treten. Der Junge ist nämlich ganz offensichtlich der geborene Außenseiter und wird von seinen Kameraden auch dementsprechend behandelt. Doch auch bei den Aufsichtspersonen hat er keinen guten Stand und so gestaltet sich phasenweise ein regelrechter Spießrutenlauf für Sam, der allein schon aufgrund dieses Aspektes hohe Sympathiewerte beim Betrachter auf sich vereinen kann. Nun baut sich zwar gegen die restlichen Figuren nicht unbedingt ein echtes Feindbild auf, doch als wirklich sympathisch kann man im Prinzip keinen der anderen Charaktere bezeichnen. Erst im Finale des Filmes sieht man das Ganze aus einem etwas anderen Blickwinkel und an dieser Stelle hat Govaerts meiner Meinung nach gute Arbeit geleistet, da durch diverse Aktionen eine akute Verschiebung der Betrachtungsweise zustande kommt.
"Camp Evil" bietet also durchaus sehr unterhaltsame und überdurchschnittliche Genrekost, ist aber dennoch nicht der extrem böse europäische Beitrag den sich manch einer eventuell erhofft hat. Dazu fehlt es dem Szenario dann doch an der nötigen visuellen Härte, denn bis auf mehrere nett anzusehende Effekte im letzten Drittel kocht man hier eher ein wenig auf Sparflamme. Trotzdem ist die Kennzeichnung "Keine Jugendfreigabe" absolut angemessen, denn auch wenn man nicht gerade mit einem Splatter und Gore Festival bedient wird, beinhaltet die Geschichte genügend Härtespitzen. Wer jedoch eine wahre Schlachteplatte erwartet wird eher enttäuscht sein, doch in meinen Augen sollte man das Szenario auch keinesfalls nur auf den Härtegrad reduzieren, sondern vielmehr das gelungene Gesamtpaket betrachten. Und das ist alles andere als schlecht, denn in der Gesamtbetrachtung braucht sich diese belgische Produktion auf keinen Fall hinter etlichen ähnlich gelagerten Filmen verstecken. Kommt dann noch die Tatsache hinzu das es sich um einen Regieerstling handelt der auch in optischer Hinsicht erstklassig in Szene gesetzt wurde, dann dürfte man als Fan des Genres letztendlich definitiv zu einem überdurchschnittlich guten Eindruck gelangen.
Mir hat "Camp Evil" jedenfalls äußerst gut gefallen, denn die sehr stimmungsvolle Umsetzung der interessanten Geschichte und die gehörigen Tempowechsel in der Erzählung sind eigentlich ein Garant dafür, das man hier mit bester Horror Unterhaltung bedient wird. Außerdem agieren auch die eher unbekannten Darsteller auf einem äußerst soliden Niveau und auch der dramaturgische Spannungsaufbau kann sich jederzeit sehen lassen. Einzig und allein das Finale hätte man etwas spektakulärer in Szene setzen können, doch auch in vorliegender Form wird die ganze Chose recht ordentlich abgerundet. Letztendlich kann man "Camp Evil" also ohne Weiteres empfehlen, denn auch wenn der Film kleinere Schwächen offenbart handelt es sich auf jeden Fall um einen gelungenen Erstling eines Regisseurs, der hoffentlich auch in der Zukunft noch auf sich aufmerksam machen wird.
Fazit:
Atmosphärisch, spannend und mit einem angemessenen Härtegrad ausgestattet bietet "Camp Evil" mehr als nur solide Horrorkost, die man sich als Fan keinesfalls entgehen lassen sollte. Zwar hätte das Ganze durchaus noch etwas böser ausfallen dürfen, doch auch so kann man Jonas Govaerts insgesamt gesehen ein sehr gutes Zeugnis für seinen ersten Film ausstellen.
7/10