Camp Evil (At:Cub) (Ot:Welp) 2014
Der Belgier Jonas Govaerts, bisher für diverse Kurzfilme aus den Jahren 2004-2008 verantwortlich zeichnend, beschert uns hier sein erstes Regie-Werk in Spielfilmlänge und fungierte nebenbei auch als Co-Autor.
Peter, Chris und Jasmijn betreuen den Campingausflug einer Gruppe Pfadfinderkids in die einladenen Wälder der belgischen Ardennen.
Doch zunächst steht die Abfahrt ins gemütliche Zeltlager unter einem schlechten Stern, erzählt doch einer der Anführer das es "tierische" Probleme in Form eines kleinen Jungen namens Kai gibt, der sich angeblich des Nachts in einen Werwolf verwandelt, in den Wäldern haust und das Betreten des dort befindlichen Campingplatzes daher auf eigene Verantwortung erfolgt, gibt es doch bereits die ersten Vermissten zu beklagen. Die tapferen Jungpfadfinder lassen sich von dieser "scheinbar erfundenen Märchengeschichte" jedoch nicht weiter beeindrucken und die Reise beginnt.
Als man beim Eintreffen auf dem abgesteckten Campingareal in eine handgreifliche Auseinandersetzung mit zwei dort herumlungernden Halbstarken gerät, entscheidet man sich des Friedens Willen für die Suche nach einer Alternativlösung, fährt tiefer in den Wald hinein und schon kurze Zeit später wird klar, alleine sind sie dort nicht. Irgendetwas lauert hoch oben im Geäst. Ist es Kai? Zumindest behauptet das Sam, einer der permanent gemobbten Aussenseiter der Kids, aber glauben will dem allseits bekannten "Hobby-Münchhausen" natürlich keiner...zunächst...
Was zu Anfang evtl. noch wie ein Fantasy-Drama-Abenteuerfilm anmutet entpuppt sich nach gut der Hälfte der Spielzeit als eine Mischung aus recht solidem Camp-Slasher und durchaus atmosphärischem Backwood-Terror-Film. Der Film nimmt nach einer etwas zu langatmigen und nicht gerade inhaltsauffälligen Einführung deutlich Fahrt auf, kann mit stimmungsvoll eingefangenen Bildern, guten Settings, einigen sehr kreativen Fallen, der ein oder anderen blutigen Splatter-Einlage, einer sich durchweg steigernden Spannungskurve und einem kompromisslosen Ende punkten.
Der Score unterstützt das Ganze vorzüglich, was man vor allem Steve Moore zu verdanken hat, der bereits diverse LowBudget Produktionen (z.B. Gutterballs, unter seinem Pseudonym Gianni Rossi) "vertonte". Auch bei Camp Evil verlegte er den stark synthesizerlastigen "Töneteppich" und das teilweise so eindrucksvoll das alteingesessenen Fulci-, Argento- und vor allem Carpenterfans sicher der ein oder andere kleine Nostalgieschauer über den Rücken kriechen wird.
Die unbekannten Jungdarsteller agieren zwar alle recht souverän und routiniert, köcheln aber bezüglich der Charakterzeichnung eher auf unzufriedenstellender Sparflamme. Handlungsmotive, Identifizierungsmerkmale oder Hintergrundbeleuchtung der Protagonisten werden fast gänzlich vernachlässigt und so kann kein Darsteller beim Zuschauer ein über das Normalmaß hinausgehendes Mitfiebern auslösen. Auch auf eine Erklärung in Sachen "Kai-Thematik" wartet man leider vergeblich.
Hier offenbart der gut 80Minuten dauernde Film leider seine doch sicht- und spürbaren Schattenseiten. Ebenso mangelt es an Gespür für die ruhigen Passagen.
Diese mit einigermassen sinvollen Handlungen zu füllen die für den Zuschauer irgendwie von Belangen wäre, gelingt leider nur unzureichend. Hier hätte man den Charakteren, statt Sie mit pubertären Spielen und Gesprächen um Pornoheftchen und Wichsen zu beschäftigen, besser mehr "Leben" einhauchen sollen.
Insgesamt gesehen aber mehr als ein "gute Ansätze"-Erstling, der es größtenteils gut versteht die offensichtlichen Mängel durch Kreativität, Soundkulisse, eine gute Portion Kompromisslosigkeit und nicht zuletzt eine fühlbar bedrohliche und atmosphärische Grundstimmung wett zu machen und als Gesamtwerk - vor allem in Hinsicht auf ein Regiedebüt - als durchaus gelungen zu bezeichnen ist.
6,5-7/10