Es gab die "Neue französische Härte" und diese scheint so langsam nach Belgien über zu schwappen, denn in Sachen Kompromisslosigkeit macht der Inhalt seinem Titel alle Ehre.
Langfilmdebütant und Co-Autor Jonas Govaerts scheint zwar deutlich beeinflusst von diversen Slashern aus den Achtzigern, doch handwerklich hat er echt was auf dem Kasten.
Casselroque, nahe der französischen Grenze: In den verlassenen Wäldern will eine Pfadfindergruppe mit zwei Aufsehern campen, doch Außenseiter Sam glaubt an die Legende des umherstreifenden Werwolfs Kai. Als Sam kurz darauf merkwürdige Entdeckungen macht, ihm jedoch niemand aus der Gruppe glauben will, ist es für die Campierenden beinahe schon zu spät...
Einige Genreklischees sind nicht von der Hand zu weisen, denn die Handlung liefert den fast schon obligatorischen Einstieg mit einem weiblichen Opfer während der Flucht durch den Wald. Auch die Campinsassen sind eher oberflächlich gezeichnet, denn neben Eigenbrödler Sam und dem leicht sadistisch veranlagten Aufseher Peter fällt allenfalls noch Köchin Jasmijn auf, da sie, abgesehen vom Einstiegsopfer die einzige weibliche Figur ist.
Die Kreatur zeigt sich indes recht früh und augenscheinlich ist der vermeintliche Werwolf übel kostümiert, bis man nach und nach ergründet, was es mit der Bedrohung und der Baumrindenmaske auf sich hat.
Etwaige Hintergründe werden allerdings ausgeklammert, die geschichtlichen Fakten des Waldgeländes werden lediglich angedeutet und so tun sich im Verlauf einige unbeantwortete Fragen auf. Der Vorlauf nimmt derweil etwas zuviel Zeit in Anspruch, obgleich die bedrohliche Grundstimmung punktet und die eine oder andere kreative Kameraeinstellung auszumachen ist. Auch der Score, angelehnt an Carpenter und Tangerine Dream ist gefällig, wobei das Sounddesign separat gelobt werden muss, da die Naturgeräusche gekonnt hervorgehoben werden.
Im letzten Drittel wendet sich letztlich das Blatt und es tritt eine gewisse Radikalität zum Vorschein. Das trifft einerseits auf den Handlungsverlauf, andererseits auf die Gewalteinlagen zu, wovon zuvor nicht viel zu sehen ist. Kein Fest für Splatterfans, doch es wird mit makaberem Humor geplättet, ein Auge ausgestochen und aufgespießt, während Gewalt an und durch Minderjährige ohnedies eine deutliche Härte einfließen lässt.
Zwar hinterlässt der merkwürdige Ausgang einen leicht faden Beigeschmack, doch im Endeffekt schließt sich der Kreis im Camp der Pfadfindergruppe "Wölflinge".
Natürlich weist der Erstling von Govaerts einige Schwächen auf, denn obgleich die Mimen größtenteils solide performen und im finalen Akt merklich and der Spannungsschraube gedreht wird, konzentriert sich das Drehbuch vielfach um Nichtigkeiten und erfindet das Rad mit seinem Grundkonzept gewiss nicht neu. Dennoch punkten Atmosphäre, der schonungslose Showdown und das zeitweilig gute Gespür für effektive Genrezutaten, was den Streifen unterm Strich doch recht unterhaltsam gestaltet.
7 von 10