Spanien in den 50ern: Die unter Agoraphobie leidende Schneiderin Montse lebt, unfähig auch nur einen Schritt vor die eigene Wohnungstür zu setzen, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester in einem Mehr-Parteien-Mietshaus, und steigert sich dort, abgeschottet von der Außenwelt und verstärkt durch ihre religiöse Verbrämtheit, zunehmend in ihre ganz persönlichen Psychosen hinein. Als sie eines Tages einen ihrer männlichen Nachbarn mit einem gebrochenen Bein im Treppenhaus vorfindet und diesen spontan in ihre Wohnung schleppt, ahnt man schon, dass das zu nichts Gutem führen kann und die eh schon angespannte Situation schließlich in Mord und Totschlag kulminieren muss. Konsequent inszenierte und mit psychologischer Schlacke unterfütterte "Misery"-Variante, die das Kunststück fertig bringt, in einigen Schlüssel-Szenen noch ein paar Umdrehungen unangenehmer zu sein, als das Stephen King-Vorbild. Der durchweg glaubwürdige anfängliche Psycho-Thriller (der zudem schauspielerisch auch phantastisch umgesetzt ist) gerät dadurch zum Schluss hin glatt zum Beinahe-Splattermovie... ohne allerdings die Blutrünstigkeiten allzu sehr in den Vordergrund zu rücken. Vornehm geht die Welt zugrunde. Das einzige Manko des Streifens ist, dass man wirklich schon früh ahnt, worauf die ganze Chose schließlich hinauslaufen wird, und auch die inhaltlichen Erklärungs-Versuche und sanften Wendungen zum Schluss sind, wenn man schon so viele Horrorfilme gesehen hat wie ich, keine Überraschung mehr. Egal, "Shrew's Nest" ist trotzdem ein Brecher und einer der Top-Filme des Jahres 2014.
8/10