Cut Bank ist eine miefige Kleinstadt inmitten der Weite Montanas. Klar, dass der junge Dwayne gerne mit seiner Freundin Cassandra dort abhauen will. Als die beiden Zeugen an dem Mord an einem Briefträger werden, sehen sie ihre große Chance, denn die US-Post lobt für solche Fälle hohe Belohnungen aus. Sheriff Vogel, der mit dem ersten Mord seiner langen Karriere konfrontiert wird, kann sich auf die ganze Sache keinen rechten Reim machen, denn die Spuren führen schnell ins Indianerreservat. Cassandras Vater hingegen, der wegen seiner Stellung in der Stadt nur „Big Stan“ genannt wird, sieht schnell die wahren Zusammenhänge – und die weisen in Richtung Dwayne. Doch was hat das Ganze mit dem verschrobenen Derby Milton zu tun, der aggressiv-verzweifelt ein Päckchen sucht, welches durch den Mord verschwunden ist?
Der deutsche Titelzusatz „Kleine Morde unter Freunden“ suggeriert, dass man es hier mit einer gemütlichen Krimikomödie zu tun haben könnte, die man einfach mal im Vorbeigehen goutieren kann. Doch „Cut Bank“ liefert nicht ganz das Gedachte. Eine Komödie ist Matt Shakmans Spielfilmerstling ja durchaus geworden – und zwar eine ziemlich schwarze, ja zuweilen bitter-böse, die im (milden) ländlichen Poor-White-Trash-Milieu spielt und mit seiner lakonischen Erzählweise die längst verebbte „Fargo“-Welle noch einmal abreitet (minus Schnee, dafür plus blühende Rapsfelder). Apropos „Fargo“, kein Wunder, denn Matt Shakman kommt ursprünglich aus dem TV-Bereich und konnte u. a. zwei Folgen der 2014 aus dem Coen-Brothers-Stoff entstandenen gleichnamigen Serie inszenieren. So bietet also auch sein „Cut Bank“ ein Sammelsurium an skurrilen Figuren und verzwickten Situationen, in denen der Zufall viel Blut zu verantworten hat. Damit erreicht zwar Shakman nie die Messlatte, die sich die Coen-Brothers mit „Fargo“ oder Sam Raimi mit „Ein einfacher Plan“ – eine gleichsam hinterwäldlerische Moritat – zurecht gelegt haben, doch ein smarter Film über Landflucht und Kleinstadt-Exzentriker, die den Wandel der Zeit aufhalten wollen, ist „Cut Bank“ auf jeden Fall geworden. Ein wahrlich großer Pluspunkt dabei ist die starke Darstellerriege, die, bis auf den wie ein großer Teddy tumb durch die Sets wandelnden Liam Hemsworth, allemal sehenswert ist. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Teresa Palmer, Michael Stuhlberg, John Malkovich, Billy Bob Thornton, Bruce Dern, Oliver Platt u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin