Review

Wenn Guy Ritchie einen „Hangover“ hätte 


Normalerweise kann man sowohl Tarantino- wie Guy Ritchie-Nachahmer in die Pfeife rauchen, da greift man immer besser zu den Originalen. Auf „ReDirected“, der ebenso deutliche Anleihen an solche Vorbilder besitzt, würde ich das aber nicht allzu streng beziehen. Denn ich hatte mit diesem chaotischen, unberechenbaren und sehr flotten Gaunertrip von England nach Osteuropa definitiv meinen Spaß... Wir folgen ein paar londoner Kumpels, die einen fiesen Gangster um einen Batzen Geld bringen und sich dann eigentlich planmäßig nach Malaysia absetzen wollen. Der unaussprechliche Vulkan in Island macht ihnen dann allerdings einen Strich durch die eh schon waghalsige Rechnung, wodurch sie im tiefsten, urigsten Litauen (!) landen - und der wütende, beklaute Untergrundboss an ihren Versen entwickelt sich schnell zu nur einem ihrer vielen Probleme...

Wenn man einmal eingestiegen ist und „ReDirected“ das Gaspedal gefunden hat, was keine Sekunden dauert, dann gibt es kein Zurück mehr. Selten ging ein Film derart nach vorne, ohne Rücksicht auf Verluste, politische Korrektheit, Tabus, Logik, Realismus oder Atempausen. Das hätte totale Überforderung und Überfrachtung nach sich ziehen können, das hätte total schief gehen können - tut es für mich aber zum Glück nicht! Ich war drin, ich war involviert, ich hatte ein Bier in der Hand, ich war so weit weg von Langeweile, wie man es nur sein kann. Die Copycat-Avancen stoßen nie übel auf, die fast comichaft überzogenen Klischees und Vorurteile über Osteuropa ebenso wenig, die Geschichte hat wirklich etliche aberwitzige und klasse Stellen und Pointen, die Jungs haben trotz ihrer Planlosigkeit zumindest meine Grundsympathie. Außerdem ist Vinnie Jones mal wieder voll in seinem Element, der Ostblockcharme wirkt frisch und unverbraucht in einem solchen Szenario und man weiß einfach nie, was hinter der nächsten Ecke lauert. Ein Schock, ein lautes Lachen, ein unglaublicher WTF?!-Moment - in dieser Kiste kann alles stecken. Dass es meistens rappelt, ist jedoch sicher. Ein Partygangsterfilm irgendwo zwischen Überfall, Flucht und JGA. Das sieht man nicht alle Tage. Das offene, in der Luft hängende Ende kann da enttäuschen und dreist auf eine Fortsetzung schielen - doch ansonsten war das ein gelungener Ritt. Ein coolerer Soundtrack und brutalere Konsequenzen fehlen. 

Fazit: wilde Sause in Litauen - chaotisch, feucht-fröhlich, ohne Konsequenzen. „ReDirected“ ist ein schön-bescheuerter, unberechenbarer Umweg. Kein Klassiker, aber ein schwungvoller Zeitvertreib. 

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