Von den sich verringernden Möglichkeiten...22.01.2018
Wir sehen Josh und Cornelia, die sich, Mitte 40, nach einigen erfolglosen Versuchen, damit abgefunden haben, keine Kinder zu kriegen. Das Leben der beiden geht so dahin, und man fühlt als Zuseher mit...aber nur, und das ist die erste Warnung für den Leser, wenn man etwa im gleichen Alter ist! Denn dann kennt man das...alle anderen haben Kinder und reden nur noch über diese, es gibt keine Möglichkeit mehr, mit Freunden Erwachsenendinge zu machen, und irgendwie ist die Straße des Lebens plötzlich sehr gerade...und ohne viele Abzweigungen. Josh und Cornelia lernen per Zufall Jamie und Darby kennen, beide Mitte zwanzig, und je mehr sie mit den beiden unternehmen, um so mehr blüht auch ihr eigens Dasein wieder auf. Diesen Part des Films mag ich wirklich, er ist gut gemacht, man ist gleich dabei, und Ben Stiller samt Filmfrau Naomi Watts kommen dem Betrachter vor wie Leute von nebenan. Leider ist die Figur des Jamie so gar nicht sympathisch...und da kommen wir auch gleich zum anderen Part des Films.
Nach einer gemeinsam gemachten Drogenerfahrung bei einem Schamanen, samt ausgiebiger Kotzerei sehen wir auf einmal Details von Joshs Beruf. Er ist ein wenig erfolgreicher Dokumentarfilmer...und statt nun diese Situation aufzugreifen, widmet sich der Film von nun an – und das ist die zweite Warnung für den Leser, der sich für das neue Thema interessieren muß - einer vermeintlich kritischen Betrachtung der Ethik eines Dokumentarfilmers. Cornelias Vater kommt ins Spiel, wir lernen Jamies wahre Motive hinter der Freundschaft zu Josh kennen, und je länger das alles geht, je mehr fragt man sich, was zur Hölle den Regisseur getrieben hat, sein vermeintlich zentrales Anliegen aus der ersten Filmhälfte so dermaßen an die Wand zu fahren...denn wenn ich ein kritisches Werk über das Sujet des Dokumentarfilms sehen will, dann schaue ich einen anderen Film.
Dieser hier kriegt die Kurve nicht mehr, und wenn dann gen Ende auch noch die Kinderlosigkeit typisch amerikanisch als eben doch nicht zu tolerierender Zustand gezeigt wird, dann ist das mehr als ärgerlich - und vor allem angesichts der bisherigen Geschehnisse und Aussagen nur aufgesetzt und Zugeständnis an den Mainstreamgeschmack. Technisch gibt es nichts auszusetzen, Darsteller sind alle ordentlich besetzt, die wahren Motive von Jamie erahnt man schnell, aber hey, der Kerl ist jung und will im Leben vorankommen...das ist nachvollziehbar. Ich hätte halt lieber mehr darüber gesehen, wie die Mittvierziger ihr Leben mit den vielen neuen Möglichkeiten genießen und weiterleben, meinem eigenen Leben gesehen, miterlebt, was die alten Freunde nun tun ( hier gibt es einmal ganz sanfte Kritik am Elterndasein...) und genau das verschludert der Regisseur zuungunsten des langweiligen Dokumentarfilm-Ethik-Unfugs.
Der Film hat also zusammengefaßt zwei Hälften, eine sehr gut, eine sehr schlecht, und das ist einerseits schade, führt andererseits aber zu genau 5/10