Auch hierzulande nicht unbekannter Actionfilm, der durch ein Videorelease und einige Fernsehausstrahlungen durchaus ins Bewusstsein der Leute gelangt ist; hilft natürlich auch ungemein, wenn man einen schlagkräftigen Titel und die Zuordnung zu einer so nicht existenten Reihe verpasst bekommt.
Die bei uns so beliebte Born to Fight Saga, die wahllos verschiedene Girls with Guns Flicks aus der Blütezeit Hongkongs aneinanderreihte, war damals ein Quell stetiger Freude; bekam der Liebhaber derartiger Filme doch pausenlos seine Zufuhr nachgereicht. Überdies war man relativ zeitnah an der Publikation dran und hat so in aktueller Weise einen Überblick über das Schaffen kantonesischer Filmemacher zweiter und dritter Garde bekommen. Kreativität bei der Auswahl garantierte, dass der Leitfaden über verschiedene Regisseure und Akteure eine kompakte Einsicht in das Gebiet schuf und man durch u.a. Outlaw Brothers = Born to Fight 4 und Final Run = Born to Fight 5 früh mit zwei nunmehr einstimmigen Klassikern in Kontakt kam. Eine Art Stichwortverzeichnis wäre bei einer Fortführung also sehr wohl möglich gewesen; leider war aber nach Teil 6 Madam City Hunter Schluss. Obwohl noch genügend Vorrat vorhanden war, aber wahrscheinlich wurden die gegenseitigen Geschäftsbeziehungen wegen Mißstimmungen auf Eis gelegt.
Dies ist auch im vorliegenden Film der Fall; Gangsterboss Joseph Ma [ Chen Kuan Tai ], der Anführer der Goldenen Neun, hat Ärger mit seinen Konkurrenten von der Big Circle Gang und den Sizilianern. Streitpunkt sind die sich rivalisierenden und überschneidenden Waffen-, Drogen- und Juwelendeals; die dazu auch noch von Mas rechter Hand Gerrit Wong [ Philip Ko ] auf eigene Faust sabotiert werden. Wong möchte selber an die Spitze des Syndikates und arbeitet deswegen vorsorglich in die eigene Tasche; ausserdem kann er dabei noch Ma mangelnde Kompetenz in die Schuhe schieben und die Feinde auf den Hals hetzen.
Mit einem dieser Zweitjobs steigt die Handlung ein, danach bekommt man schnell die Personenstruktur vorgelegt.
Diese ist etwas wirr und sorgt nicht gerade für immense Steigerung der Anspannung; ganz offensichtlich wusste der Ideengeber nicht so recht, wen er nun wo ansiedeln sollte und hat sich deswegen nur für eine spezifische Seite und dann weitgehend anonyme Gegenparteien entscheiden. Ausserdem wird auch zwischendurch mal der Überblick verloren, wer nun genau wo dazugehört; jedenfalls stehen einige Leute sich erst gegenüber und in der nächsten Sekunde vereint nebeneinander, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
Dazu kommen Officer Kallita [ Han Chi Jan ] von einer Spezialeinheit der Polizei und die Interpol – Agentin Cynthia [ Yukari Oshima ], die extra aus Japan nach HK gesandt wurde. Auf zur fröhlichen Hatz.
Etwas Zuverlässigkeit und Beständigkeit in das Skript bekommt man durch sich wiederholende Locations. So ist am Anfang der Airport Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, noch unterstützt durch das Bordell von Ma; dass von Cynthias Mutter Caroline geführt wird. Durch das Letztere wird die Gangstergeschichte auch von einem Kolportagekrimi im Rotlichtmilieu abgeschmeckt und damit auch die Proportion erweitert; geht es insgeheim nämlich um die Rettung Japans und weltumspannende Ereignisse schlechthin:
„Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag das mächtige Japanische Reich am Boden. Wir haben von vorn begonnen. Doch jetzt stehen wir wieder vor einer furchtbaren Bedrohung. Sie wissen alle, wovon ich rede. Denn diese Gefahr besteht für jeden von uns.
Ich spreche von AIDS.
Diesen Krieg dürfen wir auf keinen Fall verlieren!“
Das eigentliche Problem ist nämlich nicht der simple Gangwar, sondern dass sich japanische Huren im Ausland infizieren und den Virus bei einer etwaigen Rückkehr miteinschleppen würden; also möchte man von der Regierung schnellstmöglich alle auf einmal unter strikter Überwachung in die Heimat zurückholen. Dieser Einfall ist einem offensichtlich sehr phantasiebegabtem Autoren gekommen; ändert aber nichts an der Tatsache, dass man trotzdem nur einen Film statt ein Stückwerk zu sehen bekommt – bei Godfrey Ho hinter der Kamera keine Selbstverständlichkeit.
[ Darüber herrscht Uneinigkeit. Im Vorspann steht Ho. Andere Quellen setzen Chris Lee als Co – Director hinzu, wieder andere zählen gar nur Philip Ko auf. ]
Und dass sich nun trotzdem oder gerade deswegen fleissig geprügelt und beschossen wird.
Dabei bleibt man auf wesentlich kleinerem Rahmen, als es die Erzählung vorgeben will; zumindest was die Ausführung der Actionszenen angeht. Hervorstechend für das Genre dienen wieder Gebäuderuinen, Parkhäuser, Überbrückungen, Kulturparks und Restaurants als Austragungsort; allesamt leerstehend, um die Komparsenschaft zu sparen. Auch von der Ausdehnung jeweiliger Sequenzen her wirft man einen genaueren Blick auf das Budget der Filmswell International/Artview Investment Co. Ltd Finanzierung; zumeist lässt man kurz die Handkante los und packt die Faust dann auch nach einigen Schlagkombinationen und Drehungen in der Luft schnell wieder in die Tasche. Shooutouts bleiben etwas in Deckung, werden dann aber auch zur Zufriedenheit hervorgelassen; grössere Einlagen und kostenintensive Explikationen konnte man sich geldmässig nicht leisten. Die Umsetzung ist trotzdem wie gewohnt in der Ära ansehnlich genug.
Einfache Szenenwechsel treiben dann zusätzlich das Tempo an; da man genug Personen und Geschichten zur Verfügung hat und sie alle irgendwie unter einen Hut bringen möchte, kann man sich auch erlauben, rasch von einem Strang zum anderen zu springen. Immerhin clever durchdacht; man bleibt nicht an einem Fleck stehen und arbeitet mehr mit dem Hauruckprinzip, durch Schnittpunkte eingerahmt. Rasanz wird auch mal durch rein formelle Geschwindigkeit hereingebracht; materiell dann mehr durch die Tatsache, dass die Dialoge knapp gehalten werden und oft die Anweisungen für die nächste ausführende Massnahme beinhalten.
Das wild abwechselnde Auftauchen der zahlreichen Darsteller hat man dadurch gebändigt, dass die Besetzung für das Metier schlichtweg ausgezeichnet ist und sehr viel von der Belegschaft an Bord hat, was im Genre Rang und Namen besitzt.
Im Nachhinein ist der Cast auch mit ein Grund, warum der – auf Dauer etwas langatmige - Film heutzutage immernoch Wohlgefallen findet bzw. sogar noch an Zugkraft gewonnen hat. Erstaunlich ist im Nachhinein das Auftauchen sonst eigentlich an höherklassigen Produktionen teilnehmender Mimen wie Chen Kuan Tai, Alfred Cheung und Felix Wong. Zusätzlich zu den Garanten Yukari Oshima, Ha Chia Jan, Philip Ko, Ricky Cheung, Dick Wei, James Ha und Kam Kong, plus den Cameos von Ridley Tsui, Shum Wai, Collin Cheung und Dion Lam verfügt man über eine Truppe, die zwar wegen blink and you‘ll miss teilweise kaum genutzt wird; aber durch die pure Anwesenheit schon für Stimmung und Atmosphäre sorgt.
Auch das sonstige Flair geht soweit in Ordnung, ist trotz der vorhandenen Möglichkeit lange nicht so schmierig wie beim Deadly China Dolls und auch nicht so hingeknallt wie beispielsweise Lethal Panther 2. Die Optik ist unkompliziert, aber nicht gleich schäbig.
Die eingestreuten Witze – durch die kalauernde Synchronisation noch verstärkt – passen gleichfalls in das Ambiente; richten zumindest keinen Schaden an und stören nicht weiter.
Das nötige Zeitgefühl der einstmals besseren Tage wird durch die schlechten Frisuren, die vielen mannsgrossen Mobiltelefone, die Spandexhosen, die Trainingsanzüge und die billigen grauen Jackets von der Stange im perfekten Modus verwirklicht.
Sicherlich gibt es Vertreter, die auf jeden Fall effektvoller agieren oder sogar mal reelle Klasse erreicht haben, was hier lange nicht geboten wird.
Und natürlich muss man diese Sorte Film mögen, um so etwas wie das eben Besprochene gut zu finden. Aber wer tut das nicht ?