Review

Wenn der Kameramann übers Ziel hinausschießt...21.03.2017

Kleinganove Lou sieht zufällig ein Filmteam Aufnahmen eines Unfallopfers machen und hört vom Wert solcher Bilder. Also beschließt Lou, eine Firma zu gründen, heuert einen unbezahlten Praktikanten an und macht sich Nacht für Nacht daran, möglichst der erste am Tatort zu sein. Zugleich wanzt er sich an die Nachrichtenchefin Nina ran...doch alle wissen nicht, wie weit Lou wirklich geht, um Bilder zu bekommen.

Gyllenhaal ist der Mann, der diesen Film trägt. Im Grunde sehen wir ausschließlich ihn, sehen sein kaltes, leeres Apartment, sein leeres Leben, sein leeres Gesicht. Menschliche Regungen scheinen ihm fremd zu sein, er trägt eine Maske vor sich her, hat typische BWL-Marketingsprüche drauf, die er wahrscheinlich aus einem der in Amerika so beliebten Erfolgsratgeber hat...doch Skrupel kennt er nicht. Alles und jeder ist nur Mittel zum Zweck, und schon lange hat man keine derart kühle Hauptfigur mehr gesehen. Natürlich wird durch die Vorgehensweise Lous auch die Nachrichtenbeschaffung samt einer breiten Medienbetrachtung fein unters Kritikmesser gelegt...es ist bedenklich, was man seitens eines Nachrichtensenders tut, um Zuschauerprozente zu gewinnen, aber genau das ist etwas, was wir angesichts von bedenklichen Dingen wie "Fake News" tagtäglich selbst erleben.

Der Film ist endlich mal wieder abseits des Mainstream, wird durch Gyllenhaals bravouröse Performance deutlich aufgewertet, verliert sich lediglich gen Ende im Nichts, denn wir sehen für alles, was hier an unschönen Dingen geschieht, keinen Abschluß. Das stört mich ein klein wenig, denn es wäre fein gewesen, den Film irgendwie abzurunden...andererseits paßt das so gut zum seltsamen Sujet. Vielleicht gibt es irgendwann eine Fortsetzung...thematisch gäbe es da noch allerhand draufzusetzen. In Summe prima, ohne Gyllenhaals Spiel nur halb so gut, verdiente 8/10.

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