kurz angerissen*
Kino entlarvt Fernsehen – ein Medium zerfleischt das andere und damit indirekt auch sich selbst. Wer „Nightcrawler“ sieht, unterzieht sich automatisch einer Selbstreflexion, die im besten Fall in einer Neubewertung der eigenen medialen Aktivitäten mündet. Eine Handlung, die so realitätsnah mit der Beschreibung eines umkämpften Arbeitsmarktes beginnt, mit dem die meisten Zuschauer selbst Erfahrung haben, nimmt mit jeder Szene schleichend an Schockwirkung zu, bis man schließlich fassungslos dasitzt und mit dem Kopf schüttelt. Wirklich erschütternd ist aber der Umstand, dass selbst am Ende, nach all den unglücklichen Fügungen und den individuellen Entscheidungen des von Jake Gyllenhaal in Method-Acting-Manier entworfenen Journalisten, eine prinzipielle Glaubwürdigkeit der Geschehnisse durchaus erhalten bleibt. Der stimmungsvoll meist bei Nacht spielende Thriller zerstört mutwillig das Vertrauen in einen ganzen Berufszweig, spricht dabei aber auch so manche Wahrheit aus, die bei genauem Hinsehen auch ohne diesen Film für jeden ersichtlich wäre, es aber aufgrund der manipulativen Kräfte des Fernsehens nicht immer ist. Packend gespielt, hochwertig inszeniert.
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