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Er dürfte wohl der bekannteste und berühmteste Massenmörder aller Zeiten sein, Ed Gein. Im Jahre 1954 erschütterte er die ganze Welt, als seine grausamen und vollkommen unmenschlichen Taten bekannt wurden und er inspirierte auch gleich noch die Filmwelt damit. Es gibt sowohl einige Filme die in der Handlung Ähnlichkeiten mit Ed Geins Treiben aufweisen wie z. Bsp. "Psycho" (die abnorme Mutterliebe) "Texas Chainsaw Massacre" oder "Schweigen der Lämmer" (jeweils das Tragen von Menschenhaut). Und es gibt natürlich auch einige Verfilmungen seines Lebens. Neben dem eher durchschnittlichen "Ed Gein" von heute, gibt es auch eine wesentlich bessere, lange Zeit in Vergessenheit geratene Verfilmung unter der Regie von Jeff Gillen und Alan Ormsby, "Deranged"!

"Deranged" ist atmosphärische und unglaublich packende Inszenierung des Leben von Gein. Im Großen und Ganzen hält man sich wirklich gut an die Geschehnisse und kann gerade deshalb so überaus gefallen. Zwar gibt es, wie wohl in jedem Film, auch hier einige künstlerische Freiheiten, z. Bsp. bevorzugte Gein in Wirklichkeit eher ältere Damen als junge Mädchen und Gein grub seine Mutter auch nicht aus ihrem Grab aus und nahm sie mit nach Hause, aber die meisten Details stimmen. Und damit das Ganze als eigenständiger Film durchgeht hat man zudem die Namen und einige Charaktere geändert.

Geradezu unheimlich ist der Film aber vor allem in punkto Atmosphäre. Obwohl eigentlich kaum ein Score vorhanden ist (es spielt eigentlich durchgehend ein und das selbe Orgelstück), so ist es vor allem dem unglaublich intensiven Spiels Robert Blossoms zu verdanken, dass man hier bis zum bitteren Ende am Ball bleibt. Man kann mit Ezra direkt mitfühlen. Sein Schmerz, seine Verbitterung, seine Trauer, seine innerliche Zerstörtheit, alles wird einem durch die Leinwand aufs deutlichste vermittelt, so das man sich kaum abwenden kann. Auf höchst interessanter Ebene spielt sich einem das grausame Spiel vor den Augen der Zuschauer ab.

Auf happige Gore Effekte hat man dafür aber größtenteils verzichtet. Zwar gibt es eine etwas deftige Szene in der Ezra einem abgetrennten Kopf das Gehirn entnimmt und auch so gibt es ab und an ein paar Blut-Effekte, doch im Vergleich zu manch anderem Streifen sind diese Effekte doch eher selten vorhanden, auch wenn einem der Erzähler des Films etwas anderes vermitteln will. In meinen Augen ist diese Tatsache aber auch gut so, denn so kann man sich voll und ganz auf die Hauptfigur und das Geschehen konzentrieren.
Die Effekte selbst wurden übrigens von einem jungen Tom Savini gut in Szene gesetzt, auch wenn er hier noch nicht unbedingt eine seiner Glanzleistungen durchgeführt hat (das Blut ist noch etwas zu deutlich als Farbe zu erkennen).

Die restliche Inszenierung ist dabei ebenfalls nicht zu verachten, auch wenn sich hier natürlich alles nur auf einer Low-Budget-Schiene befindet. Die Maske der Mutter z. Bsp. ist wirklich hervoragend gelungen, genauso wie die Ausstattung der Kulissen des Films. Hier hat man sich wirklich Mühe gegeben, aus dem wenigen Geld was zur Verfügung stand etwas zu machen.

Was die Darsteller hätte man es, wie schon erwähnt, teilweise kaum besser hinkriegen können. Robert Blossom ist als Ezra wirklich sensationell gut und trägt mit seinem Spiel den ganzen Film. Auch wenn sich solch hohe Namen wie Christopher Walken und Harvey Keitel (laut Regisseur) ebenfalls um die Rolle des Ezra bemüht hatten, so hätte die Wahl von Blossom nicht besser sein können. Alle anderen Darsteller des Streifens verblassen gegen ihn geradezu, auch wenn sie eigentlich ebenfalls nicht schlecht sind.

Fazit: Großartiger und vor allem höchst atmosphärischer Thriller über das Leben des wohl grausigsten Massenmörder aller Zeiten. Durch das (teilweise) recht enge Halten an die wahren Geschehnisse, einer gelungenen Low-Budget-Inszenierung und einem wirklich in allen Punkten perfekten Hauptdarsteller, erhält man hier ein Filmerlebnis was einem noch lange nicht loslässt. Warum gerade dieser Streifen so lange in Vergessenheit geriet ist mir schleierhaft. Im Vergleich zum modernen "Ed Gein" jedenfalls der wesentlich bessere Film.

Wertung: 8/10

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