Ed Gein ist ja wirklich ein sehr bekannter und berüchtigter Mensch gewesen, der auch genügend Stoff für mehrere Filme abgeliefert hat, welche mehr oder weniger auf seiner Geschichte basieren, oder zumindest Kernstücke aus seinen Taten verwendet haben (TCM, Schweigen der Lämmer, Psycho, Ed Gein). Also habe ich mir mal spontan Deranged geholt, und ich fand ihn absolut klasse.
Man merkt dem Film deutlich an, dass er schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, aber das kommt meines Erachtens der Aussage nur zu Gute, da die Taten Ed Gein's ja auch nicht erst gestern stattfanden. Die Produktion ist sehr gut, und man bekommt ständig dieses coole Old School Feeling, welches man zB vom ersten TCM kennt.
In dieser Low Budget Produktion geht es um Ezra Cobb (Ed Gein), der in einer kleinen Stadt wohnt, und eigentlich nur zu seiner Mutter eine richtige Bindung hat. Als diese verstirbt, wird er komplett aus der Bahn geworfen, und gräbt sie irgendwann aus. Wenig später fängt er an, Frauen zu ermorden, und die präparierten Leichen in sein Haus zu brigen, quasi als Gesellschaft für seine tote Mutter.
Dieser Film ist wirklich in höchstem Maße gelungen, und das aus vielen Gründen. Zunächst einmal die Tatsache, dass die wahren Begebenheiten sehr scheußlich waren, und locker ungeändert für einen Horrorfilm herhalten können, ohne dass große Änderungen von Nöten wären. Desweiteren wird der Fall relativ wahrheitsgetreu geschildert, sofern ich das beurteilen kann (habe mich eine Zeit lang gerne mit sowas befasst). Das ist schonmal ein großes Plus.
Außerdem ist der Hauptdarsteller ein GOTT in der Rolle des Ezra Cobb, er spielt so realistisch und genial, dass man es kaum glauben kann. Dies passt perfekt zu der Art der Charakterzeichung, welche die Macher Ed Gein auf den Leib geschrieben haben. Er wirkt autistisch, zurückgeblieben, hilflos und sozial unangepasst, aber er wirkt nie abstoßend oder gefährlich. Er ist wie ein Kind, dass in seiner eigenen Welt lebt, und dem das Ausmaß seiner Schandtaten garnicht so richtig bewusst sind. Gott sei Dank hat man ihn nicht als brutale Mordmaschiene (Murder Set Pieces) oder Weichei (Maniac) dargestellt, das hätte nicht gepasst.
Der Film ist in viele kleine Episoden unterteilt, daher wird es auch nicht langweilig. Der Erzähler leitet jede kleine Geschichte ein, und kommentiert ab und zu, was ein sehr schönes Relikt aus einer lang vergessenen Zeit des Filmemachens ist, sowas findet man heute leider nicht mehr, aber was solls? Splatter gibt es nicht wirklich, bis auf die besagte Szene mit dem abgehackten Kopf (welche in den Staaten fehlt), diese kommt aber sehr krank und gut herüber, bravo. Die MakeUps der Leichen sind auch richtig schön eklig anzusehen, obwohl sie nicht wirklich "realistisch" aussehen, aber immehin handelt es sich ja auch um einen Klassiker, da kann man kein "Aftermath" erwarten.
Schlußendlich kann man sagen, dass die geniale VÖ von Legend jedem Nostalgiker, TCM Fanatiker, True Crime Freund oder Horrorfan zu empfehlen ist, dieser Film rockt gewaltig. Allerdings sollten Hostel und Remake Kiddies eher Abstand halten, denn dieser Film atmet noch den Geist der alten Schule, als die Mörder noch ohne Krebserkrankungen und ironische Fallenspielchen gruselig waren.
9/10 Lampenschirme