Review

Zukunftsmusik mit jungen Helden liegt voll im Trend, „Maze Runner“, und „Die Tribute von Panem“ locken ein entsprechend junges Publikum an, nur „Hüter der Erinnerung“ blieb offenbar hinter den Erwartungen zurück, weshalb eine potentielle Fortsetzung bislang ausblieb.

Jonas (Brenton Thwaites) lebt in einer überaus friedlichen Welt, in der Gefühle mit täglichen Injektionen unterdrückt werden. Es gibt weder Streit oder gar Krieg, jedoch ist auch so etwas wie Liebe nicht möglich. Lediglich der Hüter der Erinnerung (Jeff Bridges) weiß wie die Welt zuvor war, mit all ihren Vor – und Nachteilen. Jonas wurde als sein Nachfolger auserkoren, doch als er erkennt, dass das System die Menschen betrügt, fasst er einen rebellischen Plan…

Regisseur Phillip Noyce geht die Sache mit einem simplen und gleichermaßen effektiven Stilmittel an, indem er die Erzählung anfangs mit Schwarzweißbildern ausstattet und nur für einen kurzen Moment den Haaren von Jonas Freundin Fiona (Odeya Rush) einen Farbtupfer verpasst. Dann schleichen sich Bilder in Sepia ein, bis schließlich der volle Kontrast erscheint, was bei einigen visualisierten Erinnerungen der alten Welt wunderbar zur Geltung kommt.

Dabei spielt die Entwicklung von Jonas eine entscheidende Rolle, wenn er durch Berührung des Hüters in die Vergangenheit reist und dabei Zeuge einer ungarischen Hochzeit wird, überhaupt erstmals Musik wahrnimmt, jedoch auch die Gräuel des Krieges erleben muss.
Natürlich gibt es auch eine Romanze, doch diese nimmt nicht allzu viel Raum ein und streift gerade so am Rande des Kitsch entlang, wogegen einige Montagen zwischen Friedensdemo, Erntezeit, Welthungerhilfe und frischen Muttergefühlen etwas zu dick aufgetragen sind, - man kann sich auch ohne dem ausmalen, wie es sein muss, so etwas wie innige Zuneigung erstmals zu empfinden.

Handwerklich arbeitet Noyce ohne Makel. Manche Sets sehen in ihrer Schlichtheit echt toll aus und auch einige Landschaften vom „Anderswo“ sind effektvoll eingefangen, der Score von Marco Beltrami ist mindestens solide und die Riege der Darsteller liest sich mit Namen wie Meryl Streep, Katie Holmes, Alexander Skarsgård und Taylor Swift auch gut, wobei insgesamt nicht allzu viel abverlangt wird und die Hauptaufgaben bei Bridges und Thwaites liegen, welche ordentlich performen.

Insgesamt hätte der Stoff noch ein wenig mehr in die Tiefe gehen können, Bilder der Vergangenheit hätten etwas mehr Ambivalenz vertragen und auch das halbwegs offene Ende dürfte nicht jedem zusagen. Dennoch bietet die Dystopie einen erfrischenden Ansatz um die Frage nach Menschlichkeit und dem was diese ausmacht.
7 von 10

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