HÜTER DER ERINNERUNG – THE GIVER oder eine schlichte SF-Verfilmung ohne Besonderheiten und ohne Gedöns!
Es ist natürlich Geschmackssache und Ansichtssache, ob man solch einen Film wirklich braucht. Das Thema ist oft durchgekaut und variiert worden – meistens sogar besser als hier. Das anfängliche Schwarzweiß-Filmaterial zur Betonung einer emotionslosen Gesellschaft ist plakativ (Äh, sehen emotionslose Menschen keine Farben mehr???). Ja, ich weiß, ein Stilmittel halt. Egal!
Die Geschichte selbst ist am Reißbrett entstanden; die Situationen entspringen einem Baukastensystem für unkomplizierte Popcorn-Unterhaltung (vorzugsweise für Teenies!). Regisseur Noyce, dem wir immerhin einige bekannte Thriller (u.a. DIE STUNDE DER PATRIOTEN und DAS KARTELL) zu verdanken haben, gelingt es zwar, nicht zu langweilen, doch auch nicht gänzlich zu überzeugen. Viel zu oberflächlich wird Tiefgründiges abgehandelt. Selbst namhafte Schauspieler (Meryl Streep, Jeff Bridges) verkommen zu Statisten und Stichwortgebern. Selbst der gefühlvolle Schluss (ein wirklicher Höhepunkt, wenn auch sehr konstruiert!) wird zu rasch durchgezogen. Alleingelassen sitzt der Zuschauer vor den Endcredits. Für einen Film, der als Fokus eine emotionslose Gesellschaft hat und das Wiedererlangen von Gefühlen hat, wird hier reichlich dünn aufgetragen. Das mag dem einen oder anderen Zuschauer genügen. Alteingesessene SF-Zuschauer erwarten deutlich mehr Anspruch und mehr Handlungstiefe.
Warum gebe ich dann trotzdem eine akzeptable Bewertung?
Ich bewerte einen Film gut, wenn ich entsprechend unterhalten wurde.
Dies kann man dem Streifen nicht absprechen!
Trotz glatter Oberflächlichkeit wurde ich für viel zu kurze 90 Minuten gut unterhalten!
Unterm Strich kann ich dem seriösen SF-Filmfan den Streifen weniger empfehlen, als dem Mainstreamer mit dem Popcorneimer und dem 0,5er-Softdrink in der Hand!
Jeder Geschmack ist verschieden – gut so!