Der knapp 100minütige Auftakt zu revolutionären TV-Serie beinhaltet so ziemlich alle der später so prägenden Elemente und meistert dabei den Spagat zwischen Wecken von Interesse und Vorstellen der wichtigsten Personen. Der weitaus wichtigere Teil des Duos ist im Pilotfilm Sonny Crockett (Don Johnson), der mit ansehen muss, wie sein Partner bei einer Autoexplosion ums Leben kommt und sich mit einem ungeheuerlichen Verdacht konfrontiert sieht: Innerhalb des Departments gibt es eine undichte Stelle. Zur etwa selben Zeit trifft der Polizist Ricardo Tubbs (Philip Michael Thomas) aus New York ein, um quasi befugnisübergreifend dem Kollegen unter die Arme zu greifen.
Während des ersten Falls wird sich ausführlich mit Crockett und seiner Vergangenheit auseinandergesetzt. Der in Scheidung lebende Gesetzeshüter ist nicht nur ein liebender Familienvater, sondern auch ein sehr emotioneller Mensch, der von Tubbs gar nicht begeistert ist und die Sache lieber allein durchziehen möchte. Tubbs seinerseits, der eine falsche Identität vorgaukelt, ist aus persönlichem Motiv in Miami: Er will Rache für seinen toten Bruder.
Ernste Momente wechseln sich amüsanten Situationen. Ist der Beginn noch reichlich undurchsichtig, so werden die Fronten schnell geklärt. Aus Crocketts ablehnender Haltung entwickelt sich schließlich eine Partnerschaft, die, wie wir wissen, lange anhalten sollte. Insbesondere Tubbs erstes Aufeinandertreffen auf Elvis, Crocketts Hausalligator, fällt sehr humorig aus.
Miami bei Nacht, traumhaft schön und von Michael Manns visuellem Stil geprägt, ist dabei natürlich das Highlight. Die sich dazu gesellenden Songs wie „In The Air Tonight“ von Phil Collins sorgen für eine gänsehautverursachende Atmosphäre, die auf TV-Ebene in dieser Art und Weise immer noch seinesgleichen sucht.
Der Gegner ist hier selbstverständlich Calderone (Miguel Pinero). Der Drogenboss mutiert im Verlauf der Serie zu so etwas wie einem Erzfeind, entkommt hier aber noch, weil das Duo ihn komplett unterschätzt.
Eine Observation am Strand, Fahrten durch das nächtliche Miami, Besuche in Clubs und Diskotheken gehören genau wie dosierte Action zum Repertoire des Piloten.
Don Johnson und im Verlauf auch Philip Michael Thomas verstehen es ihren Figuren Leben einzuhauchen. Auf der einen Seite der um seinen toten Kollegen trauernden und in Scheidung lebende Familienvater und auf der anderen Seite der rachsüchtige Bruder mit Nerven aus Stahl und einem trotzdem sehr flotten Mundwerk.
Fazit:
Wer die Serie mag, wird selbstverständlich auch etwas mit dem Pilotfilm anfangen können. Hier stehen zwar in erster Linie die Etablierung von Crockett und Tubbs im Vordergrund, doch Musik, Look und Schauplätze sind schon genauso luxuriös wie in den folgenden fünf Staffeln.