Review

Offensichtlich inspiriert in gleich mehreren Ebenen vom jüngeren Technokraten-/Politikthriller Cold War (2012), der so etwas wie eine kleine Renaissance des rein auf das geographische und atmosphärische Areal der Sonderverwaltungszone Hongkong bezogenen Filmes hervorrief, versucht sich auch Z Storm in ebendieser Welle, mit höchstens leidlichen Erfolg. Von den Aussichten her überzeugend bis nach allen Seiten hin scheinbar sicher aufgestellt, und wie auch der Vorgänger auf die einstigen Tugenden des entsprechenden Kinos, allerdings in der Neuzeit mit Aktualität hin orientiert, entpuppt sich der Film als bestenfalls den Grundriss einer Idee. Die Möglichkeiten von Lokalpatriotismus und Abhandlung über Gesellschaft, Politik, Finanzen, Macht, Gier, (und Sex), auch die Faktoren der Geschichte und ihrer Behandlung sowie unzweifelhaft auch die Finanzierung des Projektes (durch Pegasus Motion Pictures und Sil-Metropole Organisation) wären im Grunde da, werden aber durch den spät wieder eingestiegenen Regisseur David Lam in keinster Weise adäquat formuliert. Eine Kuriosität am Rande vielleicht, ein Fußnote in der Filmographie, die auf jeden Fall mit Interesse zu verfolgen, aber mehr auch nicht zu beglückwünschen ist. Anlässlich des vierzigjährigen Bestehens der Independent Commission Against Corruption (ICAC), und ganz in der Propaganda aufgehend. Ein Sturm im Wasserglas:

Eigentlich beauftragt mit der Beweissicherung und Niederschlagung des zwielichtigen Buchhalters Law Tak-wing [ Lo Hoi-pang ] lässt Superintendent Wong Man-bin [ Gordon Lam ] vom Commercial Crime Bureau die Indizien vernichten und sich dafür entsprechend entlöhnen. Mit Hinwesien in der Richtung ausgestattet wird die Antikurruptionsbehörde der ICAC unter Führung von Principal Investigator William Luk [ Louis Koo ] und seinen Kollegen On Tat [ Stephen Au ] und Joe Man [ Derek Tsang ] auf den Polizisten losgeschickt, der sich aber mit seiner Mannschaft im Rücken und windiger Taktik sowie dem Ausschalten von Zeugen für den Moment noch herausreden kann. Um trotzdem an den Unbelehrbaren und seine Dienstbefugnisse auch privat weit Missbrauchenden sowie dessen Hintermann, den schmierigen Anwalt Malcolm Wu [ Michael Wong ] und ein nebulöses Finanzkonstrukt kurz vor Börsengang heranzukommen, wird Wus Gespielin Angel Leung [ Dada Chan ] mit einem Mikrofon als Horchposten in dessen Nähe akquiriert.
 
Was genau nun so richtig schiefging und warum das Werk eher wie ein Debüt und Schnellschuss und nicht das Comeback eines einst profilierten Filmemachers aussieht, lässt sich ohne Wissen um die Umstände der Dreharbeiten und Nachproduktion nicht analysieren. Hervorgekommen ist ein mäßiger, kleiner, zu vernachlässigender Klon aus Cold War, der wiederum den jeweiligen Vorgängern Overheard und Infernal Affairs verpflichtet ist und sicherlich mehr Schein als Sein im Bewusstsein voran trägt. Immerhin wird dort überhaupt etwas an die Brust geheftet und die Täuschung oder die Fassade versucht, auch etwas Anspruch, wenn auch trocken monologisiert und anschließend gleichsam steif daher redigiert. Man hatte Vorstellungen und Konfrontationen, wollten irgendwo hin und etwas aussagen und man sah das Ziel. Hierbei sieht man vielleicht die Bemühungen, aber in aller Verkrampftheit, erstaunlich viel Plakativität und keinerlei Abzweigungen oder Umwege, die auf anderen Pfaden beifügen und vom Dilettantismus ablenken können. Auch Actionszenen fallen bis auf eine langsame Autojagd und eine sterile, da aber nicht gänzlich uninteressante Schießerei kurz vor Ende flach.

Bereits eindeutige Details und Vorgänge in der Erzählung werden weiter erzählt, mit grellen Mimiken und Gestiken und anderen unübersehbaren Hinweisen wiederum und abermals gezeigt, mal mit sich selbst (und so dem Zuschauer geredet), mal in aller Ausführlichkeit seltsame und unwichtige Informationen in breiten Rückblenden gezeigt. Die Klischees sowieso grundsätzlich bedient, kommt man immer eine Minute zu spät, wird genau in die aufgestellten Fallen getappt, die Aktentasche wie ein kleines Baby umklammert und sich nach allen Seiten umschauend nur tapsend über die Straße gewagt, und nach oben und nach unten und allen Seiten hin fleißig erpresst und intrigiert. Ein Moloch aus zu viel Macht und zu viel Geld und zu viel Abkürzungen und 'Insiderwissen', was in der Gegenüberstellung von eigentlich den internen Ermittler auf der einen Seite und den Polizisten auf der anderen so richtig nun nicht fasziniert.

Andere Plots werden eröffnet, bzw. angerissen, aber bald wieder vergessen und ignoriert; dafür zaubert man spät eine Allmachtsorganisation mit entsprechend dünkelhaften Vorstand, der sich wie einst Blofeld auf dem Drehstuhl nur im Halbdunkel und eingangs nur dem Rücken oder dem Profil zur Kamera verhält. Wahrscheinlich sind sowieso die Imperialisten die Bösen, die offenkundig als Gwailo und Langnase zu identifizierenden Strippenzieher auf der ganzen weiten Welt, die hier ihr Marionettenspiel mit den Einheimischen treiben und denen keine Verlockung (wie Sex mit den eingeflogenen China Dolls) und keine Schandtat zu wider ist. Während schon der Handlanger der Antagonisten, der ebenso mit nackten Tatsachen und Moneten beeindruckte Polizist mit den Augen rollt, macht der Mischling, der American-born Chinese die nötige Diplomatie; das ist fast herrlich schlecht und gut für das Amüsement, ein Armutszeugnis des Regisseurs allerdings weiterhin.

Regisseur Lam galt erst kurz als Hoffnung, im Nachhinein dann wenigstens bis zu dieser Rückkehr als sicherer Handwerker mit einigen Aufmerksamkeiten im Portfolio und so dem gewinnenden Sinn. Er hat gar Ähnliches auch schon überwacht, sich in die Geschichte des HK-Kinos mit den eng aufeinander folgenden Powerful Four (1992) und First Shot (1993) geschrieben und eigentlich damit auch bis Heute bewährt. Z Storm fühlt sich seltsam leer, unbeeindruckend, uninspiriert und gleichzeitig wie ein Werbefilm für die Organisation als auch mäßiges Fernsehen an, ein komisches Hopllahopp und Holterdiepolter mit vielen bekannten Gesichtern [u.a. noch Cheung Siu-fai, Felix Lok, Liu Kai-chi, Philip Keung, Tony Ho, Alfred Cheung, May Law, Henry Fong] und gänzlich fern von jeglichen Prestige.

Details
Ähnliche Filme