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Mit „Wrong Turn 6 - Last Resort" erhält die unter Genre-Freunden durchaus zu Kult-Status gekommene Kannibalen-Reihe einen deutlich würdigeren Abschluss, als es der schreckliche fünfte Teil gewesen wäre. Das liegt zum einen am sichtbar höheren Budget und zum anderen an der Story, die das eine oder andere interessante Detail zu bieten hat.

Im Mittelpunkt steht diesmal der psychisch labile Danny, der ein riesiges Luxus-Spa mitten in den Appalachen geerbt hat (was aus der psychiatrischen Klinik wurde, in der die Kannibalen früher hausten, wird ebenso wenig erwähnt wie die Frage, wo die ganzen weiteren Familienmitglieder plötzlich herkommen). Mit seinen Freunden fährt er in die Wildnis, um sich das Anwesen anzusehen, und wird von den Hausherren, entfernten Verwandten seines Familienclans, freundlich in Empfang genommen. Das gilt allerdings nicht für seine Freunde: Einer nach dem anderen werden sie schon bald von den entstellten Verrückten des Clans abgeschlachtet. Und Danny muss sich entscheiden: Hält er zu seinen Freunden oder schließt er sich der neu gefundenen Familie an?

Ganz so tiefgründig, wie es möglich gewesen wäre, fällt die Story natürlich nicht aus - am Ende stehen eben doch zahlreiche Sex- und heftige Gewaltszenen im Vordergrund. Dennoch gefällt der sechste und hoffentlich letzte Teil der Kannibalen-Saga mit einer interessanten Geschichte, die das Motiv der verkommenen Familie variiert und immer wieder leicht ironisch darstellt. Die manipulative Art, mit der der leicht beeinflussbare Danny hier auf die dunkle Seite gezogen werden soll, sorgt für so manche spannende Szene - etwa eine wirklich gut geschnittene Parallelmontage, in der Danny auf seinem ersten Jagdausflug erklärt wird, wie er ein Reh schießen muss, während gleichzeitig ein Dorfpolizist von den Kannibalen gejagt und getötet wird.

Dieses mit einigen faszinierend-traumartigen Szenen aufgeladene Handlungsgerüst verzichtet erfreulicherweise auf die Zynismen der vergangenen Filme und widmet sich durchaus ernsthaft der Frage nach Loyalität, Zugehörigkeit und den Fallstricken des modernen Lebens. Natürlich werden diese Themen höchstens gestreift und eher metaphorisch behandelt - das blutig-brutale Abschlachten der Freundesclique nimmt in der zweiten Filmhälfte dann doch den meisten Platz ein. Der eine oder andere Splatter-Fan wird sich vielleicht etwas gedulden müssen, bis das Gemetzel richtig los geht, und man muss zugeben, dass die Gewaltexzesse im Vergleich zu den früheren Beiträgen der Reihe ein wenig harmloser ausfallen. Dafür überzeugen sie diesmal mit durchgehend gelungenen Effekten und immer noch garstigen Ideen.

Dass die Dramaturgie holprig bleibt, das Figurenarsenal klischeehaft, viele Details unglaubwürdig, die Dialoge sperrig und die Darstellerleistungen eher bescheiden, dürfte beinahe selbstverständlich sein. Von einem guten Film ist „Wrong Turn 6 - Last Resort" weit entfernt. Auch gibt es viele unnötige Szenen (und allerhand wirklich platt eingebauten Soft-Sex), die die Laufzeit erheblich aufblähen. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen. Im Vergleich zu den miserablen Vorgängern ist er aber wie gesagt ein durchaus passender Abschluss der Gewalt- und Ekelreihe.

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