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Vermeintlich ähnlich zu Stray Dogs (2013) im selben Zeitraum angelegter und veröffentlichter Thriller um die Ängste eines Einzelnen in der Fremde, in einer ihn unbekannten Umgebung und ohne die gewohnten Sicherheiten; gerade ohne das alltägliche soziale Netz, dass sonst die Existenz umgibt. Hier wie dort wird ein Ausflug von der Routine weg in die Einöde, weit in das Hinterland von Korea, immer auch geographisch oder gefühlt nah in das Grenzgebiet zum ehemals brüderlichen Feind mit Sitz der Regierung in Pjöngjang. In beiden Fällen wird die Großstadt Seoul verlassen, um das Glück oder die Ruhe oder beides zu finden und das Leben zum Positiven zu ändern, und trifft man beizeiten auf eine wie gänzlich andere Welt, umso mehr man sich vom bisherigen Mittelpunkt der Wirkstätte entfernt. Willkommen im Seltsamen und in der Anarchie:

Als der junge Autor Sang-jin [ Jeon Seok-ho ] die baldige Fertigstellung seines Drehbuchs in dem abgeschiedenen Blockhaus des Produzenten und dem dort anschließenden freien Bed & Breakfast Resort inmitten den Winterwäldern verbringen will, ahnt er noch nichts von den bevorstehenden Ereignissen. Bereits auf der Hinfahrt mit dem Landbus macht er die Bekanntschaft des ihm recht nahe rückenden und kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassenen Hak-soo [ Oh Tae-kyeong ], den er bei Ankunft im Ort nur schwer wieder loswerden tut. Als er wegen fernen Schussgeräuschen im Wald und dem kurzzeitigen ZUsammentreffen mit zwei Wilderern [ Kim Da-hwin & Park Dong-wook ] aus Unsicherheit einer vierköpfigen Gruppe von Skitouristen die Bewohnung der anliegenden Ferienhäuser erlaubt, muss er sich auch deren forderndes Verhalten bieten lassen. Nach einem nächtlich aufgezwungenen Feierlage der drei mehr trinkenden und streitenden als Wintersport betätigenden Männer findet Sang-jin plötzlich einen von ihnen blutbesudelt vor und versucht panisch, durch Einbruch bei der einzigen Frau Yoo-mi [ Han Eun-seon ] und deren Festnetzanschluss Hilfe zu holen. Diese mißinterpretiert das Eindringen als versuchte Vergewaltigung. Sang-jin findet sich an einem Stuhl gefesselt der aufgeregten Frau, dem zufällig anwesenden und sie unterstützenden Hak-soo und der Tatsache wieder, dass die Leiche zwar aus dem Weg geschafft wurde und ihm keiner glaubt, der oder die Täter aber immer noch frei herumläuft. Oder eventuell auch gerade vor ihm stehen.

Erinnern tut man dabei neben dem aktuellen koreanischen Vertreter, der noch eine ganze Spur preiswerter, auch viel einfältiger und simpler gehandelt, aber mit gleichen Vorzeichen spielt, auch an den bereits fundamentierten amerikanischen Spielfilm The Strangers (2008), nur als dessen Gegenstück. Wurde dort ein Pärchen Opfer Maskierter Täter, deren Anonymität ebenso erschreckend war wie die Brutalität, das Unaufhaltsame der Attacken und das prompte Heranwachsen der Gefahr, so wird hier ein Einzelgänger quasi in sein Schicksal und das von ihm persönlich gegenüberstehenden Personen geredet. Gleich die ersten Kontakte sind die merkwürdigen, aber im Grunde noch unverdächtigen, vielleicht etwas aufdringlichen und verschrobenen, aber nicht per se im bewusst falschen Gefühl.   

Eine Verkettung von Zufällen fast, die hier Karma und Verhängnis zugleich spielen. Der Busfahrer hat den ersten Tag und kennt die Strecke nicht. Der andere Passagier will genau dahin, und lässt sich nur schwer und verzögert abwimmeln. Die Welt ist ein Dorf, und man trifft sich immer wieder über den Weg. Neue Bekanntschaften nisten sich ein, auch nur, weil sie hartnäckig genug fragen, und bekommen auch nur eine erste und damit falsche Zusage, weil es ganz allein im Schnee und Dunkel ihm zu unheimlich ist. Die einzige Frau im Bunde entpuppt sich als ausgemachtes Miststück, die sehr ich-bezogen gleich alles an Wahrheiten in Lügen und ihre Ansichten umdreht, um besser dazustehen. Der ermittelnde Polizist ist ausgerechnet der Bruder des Verdächtigen, der diesen natürlich so überhaupt nicht für voll und die ganze Angelegenheit dann parteiisch nimmt.

Kleinigkeiten, Nichtigkeiten, im Fargo-Hinterland, die erst in der Masse ihre Wirkung der Fatalität entfalten und einzeln eigentlich kümmerlich und zu ignorieren sind. Genauso, in dieser Methode arbeiten aber auch das Skript und die Regie vom Berufsanfänger Noh Young-seok, der mit der Vorwegnahme vom Möglichen spielt und den Moment des Eintritts immer wieder nach hinten schiebt. Der Film könnte auch ein Drama sein, die Geschichte eines Mannes, der zwar in fast jeder Szene im Bild ist, aber den Mund nicht auf und den Rücken im entscheidenden Moment nicht gerade genug kriegt, sondern sich sein Leben lang dahin und dorthin schubsen bzw. lieber seitlich aus dem Weg der Konfrontationen und des Unangenehmen gehen lässt. Ein ruhiger, etwas verstockter, im Gesicht noch jugendlich und/oder pausbäckig aussehender Zeit- und Junggesell, der eigentlich schon fast Mitte 30, aber eben noch kein richtiger Mann im Auftreten ist und dies wahrscheinlich auch nie wird.

Es könnte aber auch eine Schwarze Komödie sein, und auch mit diesen Mitteln der Formulierung und Inszenierung spielt man auch, wenn selbst im leiseren und selten dem offensiven Gemüt. Einiges an Situation ist fast zu absurd, auf das Lächerliche hin getrieben, und Einiges in der Behandlung dessen, oft im Ausdiskutieren von Banalitäten zeichnet das sich unter mancherlei Gesichtspunkten auch als 'beredet' oder 'quasselnd', schon ein wenig ausdauernd im Gespräch bis zu fast langatmig bezeichnen lässt. So ist das Geschehen zwar da und auch prägnant, liebreizend im weißen Schnee gepflastert und mit allerlei Bewusstsein auf vielleicht doch noch Kommendes oder nicht disponiert. Liefert aber nur kurze Gefühle der Erfüllung und ist bis dahin im Grunde auch reichlich künftig gedacht und bis dahin vermeintlich schlicht, obzwar gerade gen Ende hin mit twists and turns en masse gespickt. Auf diversen Festivalen wie Toronto, Hawaii, Busan und Rotterdam durchgespielt und dort mit zu Recht positiven Gemüt bis hin zu leiser, stiller, dem Film angemessen schüchterner Begeisterung bedacht.

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