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Dracula Untold (Kurz und schmerzlos Teil 16)

Wer sich schon immer über die rein kommerzielle und rein an den aktuellen Marktbedürfnissen ausgerichtete Motivation Hollywoods echauffierte, hat mit „Dracula Untold" brandneue Munition mit ordentlicher Durchschlagskraft bekommen. Wirklich alles an dem kruden Fantasy-Vampir-Mittelalter-Mix wirkt kalkuliert, gewinnorientiert und lediglich für den schnellen Konsum fabriziert. Von Originalität, Ideenreichtum, oder gar Wagemut und künstlerischen Ambitionen ist weit und breit nichts zu sehen.

Mit geradezu panoramaartiger Offensichtlichkeit wir die momentane Affinität der breiten Masse für Fantasy-CGI-Spektakel mit Rittereinschlag samt Gothic-touch sowie den unzähligen Superhelden-Reboots Marke „Begins" angesteuert und bedient. Gerne verwurstet man darüber hinaus auch bekannte Sagen und Märchenmotive. Zumal man dabei so schön fabulieren und fantasieren kann, da die Vorlagen oft ebenfalls keine eindeutige Lesart zulassen.

Mit Bram Stokers Literaturklassiker hat „Dracula Untold" rein gar nichts zu tun, vielmehr wird die auch ihm als Vorlage dienende Legende um den transilvanischen Adeligen Vlad Tepes III verwurstet. Der als Pfähler seiner Feinde bekannte Schreckensfürst verkommt hier allerdings zum menschen- und familienfreundlichen Edelmann, der sich mit den Mächten der Finsternis nur einlässt, um Frau, Kind und Volk vor den bösen Türken zu retten.

Schließlich will man die jugendlichen Fans von Hobbits, Snow Whites und Konsorten nicht unnötig verschrecken und schon gar nicht auf deren Obolus an der Kinokasse verzichten. Ohnehin scheint man das Publikum lediglich als an seichter Unterhaltung interessierten Geldesel zu betrachten, denn anders sind die historischen Lächerlichkeiten sowie die Sandkastendramaturgie samt totaler Vorhersehbarkeit sämtlicher Verwicklungen, Story-Twists und des Finales nicht zu erklären.

Luke Evans müht sich redlich in der Titelrolle, wirkt aber im Strudel Hurricane-artiger CGI-Fledermausschwärme, eines lächerlichen Gegenspielers (Dominic Cooper als solariumsgebräunte Faschingskarikatur Sultan Mehmeds), Pappkameraden-artiger Nebenfiguren und einem enervierenden Mangel an Spannung, Dramatik und in irgendeiner Form relevanter Emotionalität völlig im seelenlosen Gothic-Nebel allein gelassen. Seine Superhelden-Fähigkeiten gepaart mit den  daraus resultierenden Konsolen-Einlagen sind dann die unrühmliche Krönung.

Wenigstens ist das Ganze von erfreulich kurzer Dauer und (trick-)technisch versiert runtergekurbelt. Für den nicht sonderlich anspruchsvollen Mainstream-Konsumenten mit Genre-Neigung dürfte das am Ende einigermaßen genügen.

Ironischerweise ist die unvermeidliche Sequel-Andeutung einer der wenigen Lichtblicke der düsteren Dutzendware. Denn hier verschlägt es den berüchtigten Vampir in die Gegenwart, was zumindest auf ein beherztes Kappen des verfilzten und meterlangen Barts aus finsterem Mittelalter und Fantasy-Monstern hoffen lässt. Den Blutsauger in seiner filmischen Mottenkiste vermodern zu lassen wäre aber auch völlig ok.

Fazit:
Seelenloses, spannungsarmes und emotions- wie anspruchslos auf den vermeintlichen Massengeschmack hin produziertes CGI-Fantasy-Spektakelchen ohne irgendeine Form von Nachhaltigkeit. Ein bißchen Blut, ein bißchen Gothic, ein bißchen Hobbit und ein bißchen Superhero und fertig ist der Kommerz-Einheitsbrei. Manche Geschichten blieben dann doch besser "untold".

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