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Sie ist weg. Weg!


In „Verwehte Spuren“ kommt eine junge Kanadierin mit ihrer Mutter nach Paris, wo die Weltausstellung 1867 in vollem Gange ist. Die Stadt platzt vor lauter Gäste aus aller Welt aus den Nähten. Ihre Hotelbuchung wurde scheinbar in dem ganzen Chaos und Trubel nicht richtig gebucht, sodass die beiden für die Nacht in verschiedene Unterbringungen gesteckt werden. Doch am nächsten Morgen findet die Tochter ihre Mutter nicht mehr und alle gestern Getroffenen verschweigen bis verleugnen, dass sie ihre Mutter je getroffen haben… Wahnsinn? Verschwörung? Berechtigter Grund? 

„Verwehte Spuren“ von 1938 ist ein deutscher Thriller über eine hartnäckige Tochter, Vertuschung des Staates und eine Stadt in Aufruhr. Direkt startend mit einer wunderbar freizügigen, karnevalsken Strassenparade ohne Einsparungen, gigantisch und mit hunderten Statisten. Dann geht's schnell über in Richtung Vermisstenfall, der sowohl von seinem allgemeinen Gefühl als auch seiner (zugegeben recht unspektakulären und vorhersehbaren) Auflösung aktueller kaum sein könnte. Dazwischen hat mich noch die emotionale und völlig verzweifelt spielende Darstellerin der Tochter begeistert und das große Fragezeichen, was denn nun mit der armen Mama passiert sein könnte und wofür alle lügen und den Mund halten, hält bei Laune. Einige Schauspieler muss man steif nennen. Spätere Großmeister des Fachs hätten sicher ein paar mehr spektakuläre Setpieces zwischengeschoben. Oder überhaupt welche. Denn selbst eine Zugfahrt mit Überfall bleibt arg blass und zackig abgehakt. Doch insgesamt kann und will ich über diesen verkappten Whodunit (oder besser „Whereisshe“) kaum meckern. Eine schöne Sonntagnachmittagauflockerung. 

Fazit: eher unbekanntes deutsches Spannungskino aus der Vor-/Frühzeit des zweiten Weltkriegs und mit ersten Spuren von Hitchcock und moderneren Krimis. Nicht ideal, gerade an späteren Maßstäben gemessen - dennoch ein Find. 

P.S.: Sowas sieht man auf der Leinwand in voller Auflösung nur in Filmmuseen. Ich tat dies in der Black Box in Düsseldorf. Danke für solche Möglichkeiten! 

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