Nach all den Dramen und fatalen Romanzen um die oft gesuchte, manchmal auch gefundene, aber dann entweder wieder verlorene oder mit einem großen Haken daran entdeckte Liebe hier ausnahmsweise eine Komödie aus der Feder von Patrick Kong, Jahrgang 1973, der, obwohl erst seit 2004 im Filmgeschäft anwesend, nun schon mit 20 Regiearbeiten und zusätzlich noch Drehbüchern vertreten ist. Delete My Love als eine der letzteren Arbeiten und dabei auch als eine der größeren im Vergleich zu den sonstig preiswert umsetzbaren und umgesetzten Dramoletten um das Seelenpein des L - Wortes und die Unzulänglichkeiten von Männern und noch mehr Frauen und gerade deren Paarung ist. Ausnahmsweise für das Œuvre von Kong, der ab 2015 auch aktiv als Produzent am Werkeln ist, ist hier sowohl das Skript als auch die entsprechende Regie mal tatsächlich mit mehr Mainstream als sonst und auch über die Altersgrenzen von 25 - 35, dem Alter der zumeist anwesenden Schauspieler und deren Figurenprobleme gesetzt:
Der Marketingangestellte So Bo-Wing a.k.a. So Boring [ Wong Cho-lam ] wird direkt zu seinem Geburtstag, nach vorherigen falschen Anschuldigen und Drangsalierungen auf der Arbeit von seinem Vorgesetzten Rich Ma [ Michael Hui ] gefeuert. Da So allerdings kurz vorher eine SMS bekommen hat, indem ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird, unerwünschte Personen aus seinem Leben löschen zu können, steht er auf einmal vor einem überaus freundlich aufgelegten, den Arbeitern sämtlich frei gebenden und die Spendierhosen anhabenden neuen Rich Ma [ Michael Wong ]. Erst weder die Veränderung noch die Möglichkeit dazu erfassend, kann So seinen Augen nicht trauen und wähnt sich in einem Traum; bis er plötzlich durch weitere Erfahrungen und einen im nebenher eingestreuten Satz seiner Freundin Bobo Chung [ Ivana Wong ] Wind von der einzig ihm zustehenden Chance kriegt. Bald passt ihm sein bester Freund Wah Dee [ Alex Fong Lik-sun ], ein Möchtegern - Andy Lau, nicht mehr, und bald seine Mutter So Fa [ Yuen Qiu ], die nicht anständig kocht und seine herumhurende Schwester So Yee-si a.k.a. So Easy [ Jaqueline Chong ] sowieso nicht mehr. Doch je mehr Einschnitte in sein Leben anstehen, desto mehr wünscht er sich sein altes Dasein zurück.
Die Geschichte ist wie gesagt so schlecht nicht, eine Art Klick (2006) oder ein Bedazzled (2000/1967), ein Denkspiel, in dem die Hauptfigur die Möglichkeit hat, das Leben, welches ihm so recht nicht passt, nach seinen Gutdünken selber zu gestalten und anschließend das Ergebnis dieser Umformung, die normalerweise so nicht möglich ist, zu sehen. Ein Fantasieprojekt, dass sich die meisten Zuschauer so sicherlich auch schon mal gewünscht hätten und das tief im Inneren und auf den ersten und auch den zweiten Blick wohl tatsächlich auch wünschenswert ist. In diesem Fall wird die Hauptfigur auch von einem Vertreter des Volkes gespielt, ein kleiner Mann von der Straße, der nicht nur ein wenig beneidenswertes Arbeitsleben hat als auch im Umfeld darum, in der Freizeit quasi von allerlei Pech und noch mehr Schikanen verfolgt wird.
Ein Normalbürger, der hierbei passend besetzt von Wong Cho-lam gespielt wird; der gleiche Darsteller, dem gleiches im selben Jahr, keine zwei Monate zuvor noch in Black Comedy, dort unterstützt vom Pakt mit dem Teufel und ebensolchen Freifahrtschein für allerlei Begehren und Begierden erfährt. Wo dort der Teufel allerdings schon wortwörtlich im Detail steckt, mit einem baldigen Ablaufen einer Frist und anschließend dem Schmoren in der Hölle droht, wird hier nur das Beste versprochen und anfangs eigentlich auch erfüllt. Dort anders als hier geht es auch nur um eine Art von Wunsch, nämlich der Partnerin für das Leben, während hier doch noch mehr auf dem Spiel und so die eigentliche Herangehensweise von all den Möglichkeiten auch höher, als empfehlenswerter und abwechslungsreicher zu Grunde steht.
Ein Pluspunkt von Delete My Love, dessen englischer Titel so auch gar nicht stimmt, was geradezu eine Erleichterung angesichts der bisherigen Themen, ihrer Umsetzungen und der Aussagen von Kongs Filmographie ist. Denn eigentlich wird hier nichts "gelöscht", sondern nur verändert, ob nun die Art, das Aussehen, die Figur oder die Gesamtsituation, und es handelt sich auch nicht speziell um die Liebe, sondern um den Vorgesetzten, die Familie, der beste Freund, der plötzlich nicht mehr passt und deswegen passend gemacht wird. Selbst die Inszenierung dessen ist besser und vor allem auch aufwändiger im Vergleich so dem sonst, sieht das Werk in den Außenaufnahmen vergleichsweise robust bis gar ansprechend aus, ist die Dramaturgie übersichtlich und (trotz kleinerer Schwächen bei der Identifikation des lamentierenden Zwerges im Mittelpunkt des Geschehens) gar mal involvierend gesetzt, und erinnert man in all den eingestreuten Parodien, Querverweisen auf die Popkultur in Form von Serien, Stars, Idolen und deren Fernsehsendern und ein bisschen Zeitgeist sowie dem Cameogehabe mit bekannteren Darstellern tatsächlich an Routiniertes in der Unterhaltungsbranche von Wong Jing. [Wong hat Black Comedy geschrieben und produziert.] Das gilt als Kompliment und als nächste mögliche Stufe zum Weitermachen oder auch als Standbein für spätere Aktivitäten, wenn es mit all den schweren Romanzen, wie anschließend direkt fortgeführt in Return of the Cuckoo (2015), Anniversary (2015) und You Are the One (2015) irgendwann doch nicht mehr zieht. [Bis 2018 folgten aber noch L for Love, L for Lies Too (2016), Never Too Late (2017) und A Beautiful Moment (2018); also fester Grund.]
Beide sollten vielleicht nur mal an ihre Ansichten von Humor überdenken, sind die Methoden gleich auffällig, gleich laut, wird viel mit Grimassen, mit Babysprache wie auf einem infantilen Kindergeburtstag und derben Klamauk bis hin zur einer gewissen Überwindung von als auch Überschreitung der Grenzen von Abscheu bis Ekel hantiert.