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Kurz nach ihrem 50. Geburtstag bemerkt die anerkannte Linguistin Dr. Alice Howland (Julianne Moore) erste Veränderungen: sie fühlt sich manchmal orientierungslos und vergisst während ihrer Vorlesungen schon mal ein Wort. Kurz vor der Diagnose des Arztes vertraut sie ihrem Ehemann (Alec Baldwin) ihre Ängste an, die sich bewahrheiten werden: sie hat eine frühe Form von Alzheimer…

Morbus Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, die ca. 60 % der Demenzfälle betrifft. Die Erkrankten verlieren zunehmend ihre kognitive Leistungsfähigkeit, sind kaum noch in der Lage den Alltag zu bewältigen und zeigen neuropsychologische Symptome. Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt, fest steht, dass Alzheimer genetisch bedingt ist und vererbt werden kann (Quelle: Wikipedia).
„Es ist als ob das beschissene Gehirn krepiert und man alles, was man aufgebaut hat, verliert“, erklärt Dr. Alice Howland ihrer Familie bereits im Frühstadium der Krankheit, schon bald wird sie ihren Job aufgeben und sich die Namen ihrer 3 Kinder und ihren Geburtstag im Handy notieren müssen. Dem Regieduo Richard Glatzer und Wash Westmoreland („The Fluffer“ 2001) gelingt das Kunststück die Befindlichkeiten der Erkrankten zumindest annähernd auf die Leinwand zu bringen, wenn die Kamera so lange um die nach dem Joggen plötzlich orientierungslose Alice kreist, bis der Zuschauer selbst den Überblick verloren hat oder das kleine Ferienhaus der Howlands plötzlich zum Irrgarten wird, weil Alice vergessen hat, wo die Toilette ist. Erinnerungsfetzen werden durch kurze Ausschnitte eines Schmalfilms visualisiert. So reihen sich ergreifende Szenen aneinander, die episodenhaft einen Zeitraum von rund 1 ½ Jahren umfassen. Julianne Moore spielt die Titelrolle so verletzlich und ergreifend, dass sie nach den Nominierungen für „Boogie Nights“ (1998), „Das Ende einer Affäre“ (2000), „Dem Himmel so fern“ und „The Hours“ (beide 2003) 2015 endlich den verdienten Oscar für die beste Hauptrolle erhält. Während an ihrer Seite Alec Baldwin (bereits im inhaltlich nicht verwandten „Alice“ (1990) von Woody Allen) seinen Part, naja solide sympathisch runterspielt, glänzt Kristen Stewart („Snow White and the Huntsman“ 2012, „Die Wolken von Sils Maria“ 2014) als jüngste Tochter, die ihre Bühnenambitionen irgendwann der Pflege ihrer Mutter opfern muss. So sorgen zwei großartige Darstellerinnen aus zwei Schauspielergenerationen für eine tief berührende Schlussszene, die in Erinnerung bleiben wird. Wie der ganze Film. (9/10)

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