Review

Dieser dank seiner wirklich beeindruckenden Ansammlung bekannter Namen des italienischen Kinos unter seinesgleichen bekannt gewordene Kriegsfilm, versandet grandios in Nordafrika, weil die bekannten Gesichter, denen Regisseur Giorgio Ferroni („Für drei lumpige Dollar“, „Tampeko - Ein Dollar hat zwei Seiten“) nach dem Drehbuch von Remigio Del Grosso („Die Mühle der versteinerten Frauen“, „Tampeko - Ein Dollar hat zwei Seiten) und Ernesto Gastaldi („Mein Name ist Nobody“, „Die Heilige Bestie der Kumas“) hier Strafexerzieren in der Wüste verordnet, schon das Interessanteste sind. Wo sonst sieht man die Prügelknaben Riccardo Pizzuti oder Sal Borgese in Kriegsmontur im Sand sitzend fabulieren? Lieb gewonnen hat man sie doch eigentlich als Opfer des Schlägerduos Spencer/Hill, auch wenn das ihnen gegenüber eigentlich unfair ist.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit historischen Fakten des Kriegsgeschehens erwartet man beim italienischen Kino wohl eher weniger, wohl aber ein reißerischer Streifen hätte daraus werden dürfen und nicht nur ein staubiges Schaulaufen gebräunter Mimen, die so gut eigentlich größtenteils gar nicht spielen können und ihre Cowboy-Kutte ohnehin nur kurz gegen eine deutsche, italienische oder britische Uniform getauscht haben.
Neben Nello Pazzafini treibt diese Tatsache immerhin Robert Hossein („Friedhof ohne Kreuze“, „Der Profi“) in die Uniform des Wüstenfuchses Erwin Rommel und „Halleluja“ - George Hilton in die Rolle von Lt. Graham, der final den großen Haiopei machen darf.

Selbst mit Wohlwollen betrachtet, ist „Königstiger vor El Alamein“ ein einziger Hohlraum, der sich zwar noch rudimentär an der Wirklichkeit orientiert, ansonsten aber Leerlauf mit vielen Klischees und noch mehr Situationen auffüllt, wie sie zum Standard eines Kriegsfilms gehören, aber nicht in dieser Umsetzung.

Denn nach einem wohl aus Stock Footage bestehenden Intro und der kurzen Lageerörterung auf beiden Seiten, wo Montgomery eine nicht verlierbare Lage nach der Staffelübergabe vorfindet, während Rommel drüben schon tiefe Furchen ins Gesicht gräbt, weil der Nachschub knapp wird und der Gefreite in Berlin lieber den Ivan überrollen will, was Rommel einiges an Beherrschtheit und Improvisationstalent abverlangt, um mit täuschenden Attrappen die Briten hinzuhalten, bis die ihre große Offensive in die Tat umsetzen.

Das hört sich erst einmal ganz unterhaltsam an, ist aber recht einfallslos umgesetzt. Eigentlich gibt es bis zum Schluss auch kein einberäumtes Schlachtfeld. Es bleibt bei kleineren Scharmützeln, die meist in den Gräben stattfinden. Unspektakulär von Ferroni umgesetzt und von „Ich versorge alles mit meinen Kompositionen“ - Carlo Rustichelli vertont, reibt der Film sich lieber an seinen uninteressanten Figuren und einer großzügigen Portion Pathos auf, denn im Krieg wird auch gestorben und zwar nicht zu knapp.

Aber weil er hier aber als Abenteuer aufgezogen wird, erleben wird brüderliche Streitereien, ewig sich wiederholende Durchhalteparolen, durchdrehende, unter Sperrfeuer liegende Soldaten, Flucht aus der vorübergehenden Gefangenschaft, nächtliche Spaziergänge durch Minenfelder und dämliche, weil heroisch-tödliche Manöver dank falsch verstandenen Heldenmuts in zumindest einem Fall unerträglichem Ausmaß.
Hat man sich aber erst einmal durch die Addition von Soldaten- und Kriegsklischees gerobbt (u.a. auch eine du bestiehlst deine Kameraden, wenn du ihnen das rationierte Wasser wegsäufst“ – Szene) und sich damit abgefunden, dass das Verhalten der Beteiligen in 9 von 10 Fällen so in den jeweiligen Situationen mit Sicherheit nicht der Realität entspricht, kann man sich immer noch über etwas Krawumm freuen.

Denn hier gilt für den Zuschauer das gleiche wie für das berühmt berüchtige, gern zitierte Eichhörnchen: Man ernährt sich mühsam. Den Offizier, der trotz schon murrender Untergebener geil auf Orden ist, schluckt man ebenso mühsam, wie die unerhörte Tat, keine Gefangenen zu machen, selbst wenn sie sich ergeben und der protestierende George Hilton am nächsten Abend in der Bar ausgerechnet mit dessen Tochter ein Schäferstündchen verbringen will. Auweia...

Ok, machen wir weiter mit den blödsinnigen Phrasen: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt –und das tut sie in diesem Fall auch nach einem getürkten Fall von „wie gelangt die strategisch wichtige Fake-Karte am besten in die Hände der Deutschen“, bevor der große Radau losgeht, wofür Giorgio Ferroni immerhin ein Dutzend Panzer ans Set holen konnte, die er dann immer und immer wieder vor der Kamera auf und ab fahren lässt, bis Rommel und Co endlich die Biege machen und noch ein paar seiner Jungs heroisch verbissen ein paar Panzer vermint haben, damit sie stolzen Hauptes in die Kriegsgefangenschaft wandern können. Na, wenn das nicht echte Männer sind!

Nun kann man das fehlende Niveau „Königstiger vor El Alamein“ ernsthaft gar nicht ankreiden, denn das wäre so, als würde man John McClane dafür kritisieren, nicht mal den höflichen Dialog mit den Terroristen zu suchen und die Sache einfach auszudiskutieren.
Angesichts derer, die hier so beteiligt waren, und das sind alles keine Stümper (jedenfalls in den meisten Fällen), hätte ich eine kurzweiligere Aufarbeitung des Szenarios erwartet. Etwas mehr Action und dafür niedrig gestapelte Klischees und alles wäre relativ in Butter gewesen. So geht aber alles in die Binsen. Sich viel zu ernst nehmend und ohne entsprechende Schauwerte hat es der Film speziell heute sehr schwer, weil nicht einmal zu Trash taugend.

Das Wüstenszenario präsentiert sich insbesondere in den Actionszenen, auch wenn in denen einiges an Pyrotechnik verballert wurde, zu eintönig, den eigenen Landsleuten wird (natürlich) eine viel zu wichtige Rolle angedacht und das ewige Verweilen in den Gräben, das Symptom akuter Handlungsarmut, trägt nun auch nicht gerade dazu bei, dass der Zuschauer sich packend unterhalten fühlt. Grausam und ehrlich wird das Schlachtgetümmel ohnehin nicht, um sich den Status eines Antikriegsfilms zu erkämpfen. Nein, hier gibt es nur ein paar zerrissene Klamotten und etwas Kunstblut. Der tote Kamerad wird fix beiseite geräumtt und dann vergessen. Der Krieg genießt hier den Abenteuer-Status für Heroen.
Man könnte sich freilich auch noch über die einsilbigen Plattitüden, vor allem Montgomerys, hermachen, aber ich will alles in allem dem Film nicht völlig Unrecht tun. Um sich einmal passabel unterhalten zu lassen, reicht es noch aus, denn von der Sorte gibt es viel miesere Kaliber, die richtig langweilig sind.



Fazit:
Lassen wir es dabei bewenden. „Königstiger vor El Alamein“ ist kein guter Kriegsfilm und das ist schade, weil hier einige vom Fach am Werk waren, aber nicht so durften, wie sie wollten, was unter anderem am limitierten Budget lag.
Wer von stupiden Kriegsszenarien nicht genug bekommen kann und sich durch Klischees und Genrestandards kämpft, kann sich hier gern eingeladen fühlen. Mir fehlte hier doch deutlich der Charme und die Leidenschaft für den Film selbst, als dass da mehr als der untere Durchschnitt bei herausspringen könnte. Giorgio Ferroni kurbelt sich hier routiniert und ambitionslos über die Runden, lässt es ab und zu mal knallen und wünschte sich sicherlich ein kürzeres Drehbuch. Egal, gibt Schlimmeres.

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