Obwohl Jean-Claude van Damme hier mit seiner bisher peinlichsten Frisur überhaupt an den Start ging, zählt „Hard Target“ für mich zu den überragendsten Arbeiten des Action-Altmeisters John Woo, der hiermit seinen US-Einstand feierte.
Mr „Muscles from Bruxelles“ spielt hier einen bescheidenden Gelegenheitsarbeiter, der nur in seiner Vergangenheit mächtig auf den Putz gehauen hat und nun nur noch damit ringt, seinen Kaffee bezahlen zu können. Zufällig begegnet er in New Orleans der jungen Nat (Yancy Butler), die auf der Suche nach ihrem Vater ist – einem ehemaligen Elitesoldaten, der sich nun als Obdachloser durch die Strassen schlägt. Es stellt sich heraus, dass dieser das Opfer von schießwütigen Gangstern geworden ist, die es sich zum Vergnügen gemacht haben, für reiche und leicht geisteskranke Exzentriker Menschenjagden mitten in der Stadt zu organisieren. Logisch, dass sich da unser guter Karateminister von früher nicht zurückhalten kann, und seine Nachforschungen machen ihn bald selbst zum Gejagten...
Kurzum: Hard Target ist perfekt. Perfekt insofern, als dass man von einer komplexen Handlung absehen und sich mal wieder voll und ganz auf die Action konzentrieren sollte. Eben so, wie Woo das nun mal gerne tut. So bietet der Streifen reichlich derb-brutale, aber wie üblich auch endstilisierte Action bis zum Gehtnichtmehr. Van Damme darf sogar diverse Male auf sein Repertoire an Nahkampfmoves zurückgreifen, doch größtenteils muss man hier für Nichtkenner der famosen, indizierten Action wahrlich bleihaltige Luft ankündigen! Die Shootouts erinnern frappierend an Woos damalige Zeiten, und trotz der aufgezwungenen amerikanischen Gewohnheiten geht es hier reichlich blutig und kreativ zur Sache. Der Kameraführung, den Stunts und dem Ideenstil merkt man sofort an, wer im Regiestuhl sitzt, und auch „Hard Target“ beweist einmal mehr, wer im internationalen Actiongenre die Buxen anhat! Auch neben der Action bietet Woos Ballett einiges: eine bescheidene, aber nicht uncharmante Story, die diverse Gelegenheiten zum Aufzeigen sozialer Missstände bietet, einen klangvollen, individuellen Soundtrack aus der Feder von Graeme Revell („The Crow“) sowie ein paar nicht uninteressante Nebendarsteller: die böse Seite wird von keinem Geringeren angeführt als Lance Henriksen, der auch hier mal wieder seine Vorliebe für zynische Gemüter ausspielt sowie die „Mumie“ höchstpersönlich, Arnold Vosloo mit einem echt kranken Part als Killer und Jäger.
Aber was soll´s, reden wir nicht weiter um den heißen Brei herum: Hard Target ist einer der besten Ballerfilme überhaupt und niemand sollte Befürchtungen oder Skrupel haben, sich dieses Ding in ungeschnittener Fassung zu geben, denn hier pfeift Woo (noch) auf den American Way of Directing und lässt es richtig krachen!