Review

Dicke Muckis, große Knarren, harte Ziele, weiche Birne. Jean-Claude van Damme, die belgische Spagatwachtel, zieht Asiens Action-Regisseur Numero Uno John Woo rüber nach Tinseltown. Gut für den einen, schlecht für den anderen.

Ein B-Film, mit dem der Hauptdarsteller in die A-Liga der Filmhelden in Hollywood aufsteigen wollte. Das sollte zum einen am Budget scheitern. 20 Millionen Dollar Etat sind nach asiatischen Maßstäben gigantisch, in Hollywood mager. Zumindest für Woo's Ansprüche und Absichten. Und die wurden während der Dreharbeiten vom kleinen, egomanischen Belgier und dem Produzententeam Diamant/Raimi/Tapert arg beschnitten und eingeschränkt.

In der Kürze liegt die Würze der Story: Tochter sucht verschollenen Vater und stösst dabei mit van Damme auf Organisatoren von Menschenjagden auf Obdachlose. Die sehen Spaß und Pfründe gefährdet und blasen zum Waidmannsheil. Gottseindank also nichts, was dem gemeinen Van Damme-Fan die Fontanelle qualmen lässt.

Der aber quält des Betrachters Auge mit gräßlichem Vo-ku-hi-la-Haarschnitt wie in den finstersten 80ern und seinen zwei bekannten Gesichtsausdrücken ( böse und nicht-so-böse gucken ), mehr ist ohnehin nicht zu erwarten. Yancy Butler gibt eine erschreckend schwache Frauenfigur, doch mit weblichen Heldenrollen konnte Woo auch schon in Hongkong nichts anfangen. So liegt es am Schurken-Duo Henriksen/Vosloo, die Glanzpunkte zu setzen und erweisen sich als sichere Bank. 0-2 for the villains.

Inszenatorisch wirkts bei John Woo mittlerweile ein bißchen wie Malen nach Zahlen; das "Heroic-Bloodshed-Construction-Kit" sozusagen. Das muss nichts schlechtes bedeuten, für sich allein genommen wirken die Slow-Motion-Aufnahmen und martialischen Shootouts auch in seinem Hollywood-Erstling. Ein Vergleich mit seinen früheren Arbeiten zwingt sich aber auf, und da verliert er. In seinen HK-Abschiedsfilm "Hard-Boiled" haben Chow Yun-Fat oder Tony Leung im kleinen Zeh mehr Charisma und Talent vorzuweisen als van Damme in seiner kompletten Filmografie, die Stuntchoreografien sind gewagter und straffer geschnitten, und die Drehbücher zu "Bullet in the head" und "The Killer" boten schlicht mehr Tiefe als Chuck Pfarrers Script hier.

New Orleans als Handlungsort zu wählen, bot die Möglichkeit, die Action-Szenen reizvoll zu illustrieren, doch konnte Woo diese Chance, die er wohl erkannte, budgetbedingt nicht nutzen. Das Finale findet schlussendlich in einer Lagerhalle statt, wo Woo und Pyrotechniker dann doch nochmal aufdrehen können und überdurchschnittlich schmackhafte Action-Kost bieten. Hier stösst dem Zuschauer höchstens das überzogene Salti-Schlagen Van Dammes auf, sieht verteufelt wie bei Super Mario aus.

So ist es der beste van Damme-Streifen ( und wird es wohl auch bis auf ewig bleiben ), genau wie es das bis dato schwächste Woo-Werk war. Aber trotz vieler verpassten Chancen unterhaltsam, immerhin.

Details
Ähnliche Filme