Review

Jean Claude van Damme, der Emile Mpenza von Hollywood hatte doch tatsächlich Anfang der Neunziger eine Phase, in der er Hauptdarsteller sehr respektabler Actionfilme gewesen ist. Sie begann mit „Universal Soldier“ (1990) und endete im besten Sinne des Wortes mit „Sudden Death“ (1995) Sozusagen in die Blütezeit dieser Ära fällt „Harte Ziele“ aus dem Jahre 1993. Mir war es 1995 vergönnt, den Streifen im RTL-Spätprogramm fast ungeschnitten zu sehen. Ich kannte damals weder den Namen John Woo, noch war ich ein Fans von Vokuhilas. Das zweite hat sich glücklicherweise noch immer nicht geändert, aber die majestätische Selbstverständlichkeit mit der Jean-Claude sein hair-crime zur Schau stellt nötigt mir noch heute Respekt ab.
Kommen wir zum Film:
Anscheinend eigenen sich Jäger-Gejagte-Geschichten optimal für guten Actionfilme (vgl. „Predator“ 1987). In New Orleans bietet der Europäer Fouchon steinreichen Milliardären eine moderne Großwildjagd an. Als perfekte Opfer werden Obdachlose ausgesucht, die –ausgestoßen von der Gesellschaft- sowieso keiner vermisst. Als dies wiedererwartend doch passiert, tut sich die Natascha Binder auf der Suche nach ihrem getöteten Vater zusammen mit Chance Bodreaux alias Jean Claude van Damme zusammen, um Fouchon das Handwerk zu legen.
Die Story dient in Actionfilmen naturgemäß eher als Vehikel für die zahlreichen Krawallszenen und fällt dementsprechend spärlich aus. Sie besitzt in „Harte Ziele“ jedoch genau das Maß an bitteren Zynismus, der Actionfilmen gut zu Gesicht steht. Sicherlich ist der Film alles andere als eine Milieustudie über obdachlose Menschen, besonders eine Szene, in der eine Verfolgter Obdachlose den Schutz einer vollbelebten Straße sucht, von sämtlichen Personen jedoch ignoriert und abgewiesen wird fand ich in diesem Zusammenhang beeindruckend.
Das wirkliche Highlight stellt aber der Inszenierungsstil von John Woo dar. Sein Hollywooderstling ist zwar mit zahlreichen und überwiegend recht plumpen Macho- und Westernritualen gespickt, aber gerade das macht einen Teil des Charmes von „Harte Ziele“. Die Schießereien, Verfolgungs- und Kampfszenen sind exquisit ihm Woo-patentierten Zeitlupenstil fotografiert und selbst das Drehbuch hält einige gelungene One-Liner parat. Bei den stilvoll gefilmte Verfolgungen in und um New Orleans zählen dann auch eher die Schauwerte als irgend eine Form von Sinn und Verstand. Fast könnte der Film einer Werbebroschüre für die Südstaatenmetropole beigelegt sein, wäre da nicht die Woo-typische Darstellung von Gewalt. Wieso muss Arnold Vosloo so verschmitzt lächeln, nachdem er sein um Gnade winselndes Opfer einen aufgesetzten Schrotflinten-Kopfschuss verpasst hat? Warum kickt van-Damme seinem Gegner einen Benzinkanister vor Gesicht und schießt, erst als sich der Kanister genau vor seinem Gesicht befindet? Wieso muss er von 10cm- Entfernung gleich ein ganzes Pistolenmagazin in seinen Gegner pumpen?
Auch das macht den Spaß dieses Streifens aus. Alles wird dermaßen stilisiert dargestellt und sieht einfach gut aus. Der in Zusammenhang mit Woo vielverwendete Begriff „Baller-Ballett“ trifft gerade auf die furiose Endschlacht zu.
Bleibt noch zu erwähnen, dass ich „Harte Ziele“ für einen extrem unterhaltsamen Actionfilm halte, der betrunken allerdings doppelt so viel Spaß bringt.

Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die blitzenden Kugeleinschläge auf dem Asphalt, als Chance Bodreaux auf seinem Motorrad flieht.

Details
Ähnliche Filme