Psycho 2 ist eines der wenigen Remakes, die mit ihren Vorgängern soweit mithalten können, daß man nicht abfällig auf sie heruntersieht.
Dafür bürgt in diesem Fall schon eine Besetzung, die sich sehenlassen kann und die zum größten Teil aus dem Original hinübergerettet wurde. Anthony Perkins knüpft genau dort an, wo er vor 22 Jahren aufgehört hatte: eigentlich schüchtern sympathisch, hat man ständig Angst, er könnte in der nächsten Szene zum Messer greifen. Insofern wird er auch schlußendlich zum Sympathieträger, denn so ziemlich niemand in diesem Film ist sonst noch ein Sympathieträger, wie man ihn brauchen könnte, sondern treibt allenfalls ein zweifelhaftes Spiel.
Buch und Regie sind eifrig bemüht, Wert auf suspensehafte Szenen zu legen, flechten jedoch auch neuere Muster der Spannungserzeugung ein. Dabei wird manchmal von Hitchcock geliehen, aber nie kopiert.
Am überzeugensten jedoch ist die Story hinter dem Ganzen. Ein Verwirrspiel ersten Ranges, provoziert der Film vor allem die Frage, ob Norman Halluzinationen hat, also noch verrückt ist, ihn jemand in den Wahnsinn treiben will oder etwas gänzlich anderes vorgeht. Letztendlich erweisen sich alle Punkte als zutreffend und türmen so eine Überraschung auf die nächste. Darüber hinaus geht Psycho 2 weitaus tiefer in die Psyche der Charaktere, als dies Hitchcock tat, woraus man z.B. mehr für Bates empfindet, sei es nun positiv oder negativ.
Vom möglichen Gore-Gehalt (immerhin war die Slasherwelle noch am Laufen) her, bietet Psycho 2 zwar nur Durchschnitt, weist aber durch atmosphärisch gut aufgebaute Szenen eine akzeptable Spannungskurve auf. Am Ende gibt es noch eine feine Überraschung, was jedoch Happy-End-Verwöhnte ein bißchen baff zurücklassen wird, da alles in der Ausgangssituation vor Teil 1 endet, doch das ist ein passender Schluß für einen Film, der sich thematisch ein wenig gegen Genrekonventionen stellt und sie trotzdem mit einflechtet.
Ein würdiger Nachfolger: 7,5/10