Bei diesem gelungenen Sequel hätte Alfred Hitchcock wirklich keinen Grund im Grabe zu rotieren, anders beim Remake seines Klassikers. Im Vergleich liegt der 23 Jahre später entstandene "Psycho II" natürlich hinter dem Original zurück. Meist bleibt der Erstling der Favorit und überhaupt war man sehr vorsichtig, Viele hielten einen zweiten Teil für schier unmöglich, ausser man macht aus dem Horrorthriller eine tumbe Metzelorgie. Doch nicht wenn der Drehbuchautor Tom Holland (Chucky, Fright Night) heisst. Holland hat sich in seiner Karriere größtenteils auf das Genre Horror spezialisiert und Talent besaß er nicht nur als Drehbuchautor. Hätten wir da noch Richard Franklin (Link, der Butler), von dem man solch eine atmosphärische Inszenierung nie erwartet hätte. Wir kehren an den Schauplatz von 1960 zurück. "Bates Motel" hat sich so gut wie nicht verändert, man hütete sich Hitchcocks Gruselkulisse anzutasten. So ist sie auch über zwei Jahrzehnte später immer noch hübsch altmodisch und bedrohlich. Mit Jerry Goldsmith hat man einen Garant für eine passende Musikuntermalung. Und Goldsmith bediente sich in keinster Weise beim Original, sondern komponierte eigene Melodien. Aber sonst blieb Vieles gleich, zu viele Veränderungen hätten nur geschadet. Neben Anthony Perkins ist uns auch Vera Miles als Lila Krane (Loomis) erhalten geblieben. Perkins kann seinem Charakter Norman Bates erneut brillant verkörpern, auch die junge Meg Tilly weiss absolut zu überzeugen. Ein wenig verschenkt wirkt Dennis Franz als Rüpel Toomey.
Der Film beginnt mit dem berüchtigten Mord an Janet Leigh unter der Dusche, bevor das eigentliche Geschehen losgeht. Wahrscheinlich als kleine Huldigung an den drei Jahren zuvor verstorbenen Meisterregisseur gedacht. Norman Bates ist von Dr. Raymond (Robert Loggia) als geheilt befunden worden. Er darf in sein Motel zurückkehren, doch mit dieser Rückkehr beginnt Norman sich wieder an seine Mutter zu erinnern. In Mary Loomis, einer Arbeitskollegin, findet er zwar eine Freundin, trotzdem beginnt in seiner Umgebung wieder eine Mordserie. Ist Norman rückfällig geworden, ist seine Mutter etwa noch lebendig, oder versucht ihn Jemand in den Wahnsinn zu treiben ? Diese Fragen stellt sich auch der Zuschauer. Ständig legt uns Holland falsche Fährten, was "Psycho II" nie langweilig werden lässt. Nur der Beginn ist zu gemächlich, bevor die Mordserie endlich beginnt. Ab und an ein kleiner Spannungseinbruch, jedoch weiss Franklin dies wieder auszumärzen. Es ist wirklich alles verwaschen für den Zuschauer, so glaubwürdig sind die vielen Wendungen dargestellt. Erst als der Film schon fast zu Ende ist, erfährt man die wahre Motivation für diese Mordserie. Zudem ist das Finale sehr schockig und schon für Teil drei ausgelegt. Während sich Hitchcock bei den Morden noch zurückhielt, so zieht Franklin die Gewaltschraube ordentlich an. An Opfern gibt es das Dreifache und die Messermorde fallen recht blutig aus, aber nie ausartend.
Ein wahrhaft würdiges Sequel mit gelungen undurchsichtiger Story und einem guten Cast. Zu gemächlich das Erzähltempo, trotzdem spannend und zu keiner Zeit langweilig. Hiernach hätte jedoch Schluss sein müssen.