"Remember, you are a Hong Konger, and the core value of we Hong Kongers is...no matter how hard is the circumstance, we have to be...HARDER!"
Wie zuletzt öfters im weiterhin zahlenmäßig reduzierten, aber da wenigstens gleichbleibend stabilen Hongkong-Kino geschehen erfolgt auch hier der Rückgriff auf einen bereits vordermals bekannten Titel, der die eher späte Fortführung, dem Namen nach zumindest bekommt. Wurden zuvor schon andere eher unauffällig scheinende Produktionen wie The Lion Roars oder My Wife is 18 aus den Anfängen der letzten Dekade jeweils gute zehn Jahre später mit einer fortschreitenden Erzählung beglückt und damit anhaltendes Publikum gesucht, so trifft es nun Naked Ambition (2003), eine Dramödie, die in Doppelregie von Chan Hing-kar und Dante Lam den Blick von erst Lust und dann auch etwas Frust auf die Herstellung und Vertrieb von Softporn-Magazinen in heimischen Gefilden warf. Chan ist auch bei der erneuten Sichtweise als Ideengeber, Mitautor und Produzent und somit weiterführend als kreativer Input, diesmal den japanischen Markt betrachtend, ansonsten aber ohne Vorkenntnisse des ersten Teils nötig dabei:
Aufgrund der allgemeinen Piraterie und des zumeist kostenlosen Angebotes im Internet der bisher lukrativen Anstellung als Autor für Erotische Fiktion beraubt, reist der arbeits- und mittellose Wyman Chan Wai-man [ Chapman To ] mit zwei seiner Leidensgenossen, Simon Yuen [ Derek Tsang ] & Larry Leung [ Tyson Chak ] sowie einigen geldspendenden 'Produzenten' nach Japan, um dort selber ein adult video zu fabrizieren. Leider fällt dabei der japanische Hauptdarsteller wegen der seltsamen Wünsche der Neulinge im Lande aus, und wird Chan wird unfreiwillig und gezwungenermaßen selber zum Kombattanten vor der Kamera, was aufgrund seiner deutlich auf Film festgehaltenen Ängste und der Unterwürfigkeit gegen der aggressiven, da professionellen Dame einen prompten Boom auslöst. Von der Managerin Shodaiko Hatoyama [ Josie Ho ] nunmehr als 'Mario Ozawa' gebucht und verkauft, hat der bisher Unbedarfte zwar massig Erfolg, Geld und Anhänger, muss aber gleichzeitig mit seiner Freundin, der angesehenen Schriftstellerin Cecilia Jik [ Candy Yuen ] brechen und sieht sich bald auch noch ganz anderen Problemen, vor allem der drohenden Impotenz gegenüber. Zumal währenddessen der Neuling Naoki Nagasaki [ Louis Koo ] mit ähnlicher Masche der Unterwerfung, aber wesentlich besseren Aussehens die Verkaufscharts abräumt.
"These people look so dodgy, are they AV actors too?"
"They are actually called "Juice-up Boys", the ejaculation back-ups for the real AV actors.(...)Like in action movies, there are doubles for the real stars. They are paid per ejaculation.(...)"
Entscheidend für die späte Setzung der Fortführung ist hierbei weniger der damalige Erfolg von Naked Ambition als vielmehr das Aufkommen einer gewissen Popularität von sogenannten amourösen, frivolen, das Interesse der Zuschauer auf die niederen Reize von Sex und Vulgarität lenkenden Produktionen wie auch die Hardcore Comedy oder die SDU: Sex Duties Unit, die allesamt dem hohen Einspiel des dies auslösenden Vulgaria folgen wollen. Das Category III Siegel als marktanreizende Flagge setzend und die Komödie als Unterhaltungsmerkmal der zahlenden Gäste im Sinn, wird sich auch hier mit nackten Tatsachen und den um Wortspiele und das anrüchige Umfeld nicht verlegende Gebilde aus mehr oder minder willigen Frauen und ebensolchen Männern bedient. Gleichsam hier wie dort entsteht dabei ein etwas seltsames Gefüge aus Provokation um der Provokation willen, dass auf halben Wege doch noch die Notbremse zieht, die Empfindungen und Emotionen und hier auch noch die Aussagekraft gerne addiert bzw. zufügen möchte; wobei gerade hierbei diese Ebene den Film eher schwerer macht und damit die bis dahin bestehende Lebendigkeit in Bedenklichkeit auflöst.
Filmemacher Chan, der sich zuvor schon und ausdauernd als treibende Kraft für allerlei durchaus humoristisch angedachte, aber dann doch die wahre Leidenschaft der Liebe, die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern und das Wechselspiel aus Komödie und Drama bekennende Arbeiten einen Namen gemacht hat, folgt so auch nun einer Konstante in seiner Filmographie. Neu dabei und dem Milieu der adult video Welt geschuldet ist alleinig die Beifügung diverser Einsichten auf die blankziehende Damenwelt, wobei da natürlich bei blanken Po und Busen die Grenze liegt und der Gang zu Details darüber hinaus streng gescheut wird. Weiterhin auffällig ist auch der Umgang mit den Themen in gleichzeitig vermeintlich offener und trotzdem immer verklemmter Natur, wird sich der sexuellen und kommerziellen Welt immer mit dem naiven, launigen und fidelen Blick genähert, noch nicht einmal die Abschwächung von Tatsachen, sondern nur die reine Fantasie, das Märchen davon erzählt.
"Mario is impotent now...get those "Juice-up Boys" ready."
Wirklich frohen Mutes und dabei auch tatsächlich wildvergnügt ist auch nur der Einstieg in das Geschehen, die Reise einer Reihe von mit großen Augen und staunenden Gesichtern die neue Welt des Softpornos betretenden Herren, die mit Wunschvorstellungen und gemeinsamen Geldbeutel den Weg von HK nach Japan angetreten sind. Ein Trip vom Konsumenten zum Produzenten, hinter die Kulissen, wobei diese Episoden gleich zu Beginn der Handlung wie eine Führung in und durch eine Ausstellung und der wahrhaftig bumsfidele Ausflug von zu groß und zu alt gewordenen Kindern im Männerkörper gehandhabt sind. Das Lachen, dass hier in der ersten halben Stunde mit viel Frohsinn und Erfolg installiert wird, vergeht in der anschließenden Halbzeit leider schnell, ist der Aufenthalt im profesionellen Bett trotz vieler Nackedeis weder erotisch noch richtig schlüpfrig und auch nicht witzig und kein Vergleich zum Einstieg; wie ein ermüdender Akt, der dem verlockenden und vielversprechenden Vorspiel nicht gerecht wird und die Sache nur noch in die Länge zieht.
Zu beliebig und leider mittlerweile auch einfach nur noch raumgreifend ist dabei das Casting von Chapman To, der in letzter Zeit eigentlich überall und unbeirrbar kontinuierlich zu Sehen ist und keine neuen Akzente setzt. Die andauernden Dreharbeiten der Filme seiner Figur, die Filme-im-Film, machen erst neugierig auf Mehr, wirken dann aber verkrampft und künstlich retardierend auch in die Länge gezogen gleichzeitig, was spät nur noch mit Cameos von Wong Jing, Charlene Choi und Sandra Ng als Golden Chicken(sss) und dem Nebenplot mit dem finalen "King of AV Battle The live show" wieder auf die richtige Bahn gebracht wird. Die Geschichten von Liebe in dieser Triebwelt sind viel zu unbedarft, fast tumb und fern jeder Glaubwürdigkeit geschrieben und inszeniert, so dass dort keine zweite Ebene, sondern eigentlich nur der Anschein von kurzer Moralapostelei herausgebildet wird. Der Sittenwächter in der Pikanterie, etwas, dass trotz all der bunten Bilder und Stars und Sternchen aus der leibhaftigen AV-Welt wie Taka Kato, Yui Tatsumi, Nozomi Aso, Anri Okita, Sora Aoi, Maiko Yuki, Kana Yume und Akiho Yoshizawa nun doch nicht funktioniert.